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Die Rettung von Zei

Titel: Die Rettung von Zei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Herkunft denn noch vor dir erniedrigen?«
    »Du musst mir Zeit zum Nachdenken lassen«, beschwichtigte er sie.
    »Du schlüpfriger Wortverdreher!« Sie sprang auf, versetzte ihm einen heftigen Tritt gegen das Schienbein und wandte sich demonstrativ zum Gehen. »Ein Dummkopf war ich, auf solch einen Betrüger wie dich hereinzufallen! An dieser Stelle, mein Herr, trennen sich unsere Wege. Ich schlage mich allein nach Ghulinde durch.«
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, schritt sie wacker Richtung Norden los.
    Barnevelt schaute ihr mit gemischten Gefühlen hinterher, wie sie mit zügigem Schritt entschwand. Einerseits hätte er froh sein sollen, dass sie dieses gefährliche und unnütze Spielchen abgebrochen hatte. Andererseits gelang es ihm nicht, die Stimme seines weicheren Ichs zu unterdrücken, die ihr nachrufen wollte: »Komm zurück, Liebes! Lass uns doch aufhören zu streiten. Wie willst du ohne Geld zurechtkommen?«
    Sie ging weiter. Noch wenige Sekunden, und sie würde hinter der nächsten Biegung verschwinden und außer Sicht sein.
    Im letzten Moment formte er die Hände vor dem Mund zu einem Trichter und imitierte das Knurren eines jagenden Yeki. Er rechnete nicht wirklich damit, dass es funktionierte und war daher um so verblüffter, als Zei mit einem gellenden Entsetzensschrei einen Luftsprung vollführte, zu ihm zurückrannte und sich ihm in die Arme warf.
    »Komm! Ist ja alles gut! Ganz ruhig!« sagte er sanft. »Hab keine Angst mehr, ich bin doch bei dir. Komm, setzen wir uns wieder.«
    »Was unsere zukünftige Beziehung betrifft, mein Geliebter …«, fing sie wieder an.
    Barnevelt legte ihr den Finger auf die Lippen und sagte: »Ich sagte, ich brauche Zeit zum Nachdenken, und was ich sage, dass meine ich auch.«
    »Ich bestehe aber darauf …«
    »Liebling, du wirst dir im Umgang mit Männern, die nicht aus Qirib stammen, einen anderen Ton zulegen müssen. Sie werden deine herrische Art nicht tolerieren. Ich habe beschlossen, dass wir dieses Thema eine Weile nicht ansprechen.«
    »Oh«, sagte sie ganz leise.
    »Außerdem, wenn man wie wir praktisch vor dem Hungertod steht, dann ist nicht der Zeitpunkt für derart lebenswichtige Entscheidung.«
    »Du redest schon wieder vom Essen!« rief sie mit gespielter Verzweiflung in der Stimme. Offenbar hatte die Frohnatur in ihr wieder die Oberhand gewonnen. »Ich sagte doch: Ihr Nyamadzener seid alle unheilbare Vielfraße. Und jetzt wieder zu unserem Spiel …«
    Hungertod hin, Hungertod her – gewiss ebenso nützlich für die Bewahrung der alten Sitten Qiribs war die Tatsache, dass wenige Minuten später ein Shaihan-Wagen, der nach Norden fuhr, die Straße heraufgeknirscht kam. Sofort standen er und Zei mit gerecktem Daumen am Straßenrand. Der Kutscher spuckte und zügelte sein Tier.
    »Steigt ein, meine Herrschaften!« rief er. »Es ist lange her, seit die Mejrou Qurardena mein armseliges langsames Gefährt mit einem Auftrag beehrt hat, doch Eure Uniform ist mir Ausweis genug.«
    Barnevelt hatte schon fast vergessen, dass er immer noch die Expreßbotenuniform trug. Bestimmt würde der Eigentümer des Karrens der Expreßgesellschaft die Beförderung eines ihrer. vermeintlichen Kuriere in Rechnung stellen, worauf sich ebenso bestimmt lautes Geschrei erheben würde. Aber das war im Augenblick die geringste von Dirk Barnevelts Sorgen.

 
9
     
    D ie Postkutsche, in die sie in Alvid umgestiegen waren, hielt an der Grenze zwischen Suruskand im Süden und Qirib im Norden. Auf der qiribischen Seite der Demarkationslinie stand die übliche Amazonenwache. Es schloss sich die übliche Durchsuchung an und die übliche Warnung, dass Barnevelt seinen Degen gemäß den Gesetzen Qiribs verplomben lassen müsse.
    »Und nun«, sagte die Zollinspektorin, während eine ihrer Kolleginnen die Utensilien zum Plombieren des Schwertes holte, »Eure Namen!«
    Barnevelt hatte an die Frage der Identifizierung überhaupt keinen Gedanken verschwendet. Deswegen antwortete er jetzt ganz schlicht: »Ich bin Snyol von Pleshch, und die junge Dame ist Zei bad-Alvandi …«
    »Was?« schrie die Inspektorin, wobei ihre Stimme um eine Oktave höher sprang. »Tatsächlich, sie ist es! Eure Hoheit!« Die Inspektorin fiel auf die Knie. »Wir haben den Befehl, Euch abzupassen.«
    Barnevelt wollte schon sagen: ›Ach, nur nicht soviel Aufhebens …‹ Aber die Inspektorin war nicht mehr zu bremsen. »Mädels! Herhören! Die Prinzessin ist gerettet! Zündet ein Feuer im Rauchbehälter an und

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