Die Rettung von Zei
angekettet hatten, und stiftete dort selbst allhöchste Verwirrung. Die Fondaqa ringelten sich zwischen den Beinen der Ruderer und schnappten, die Sklaven schrien, die Gebissenen wanden sich in Todesqualen, die Sklaventreiber rannten brüllend und peitschenschwingend umher – kurz, alles war in höchster Aufruhr.
Als zwei weitere dieser Liebesgaben auf die Decksplanken krachten und ihren gierig schnappenden Inhalt entließen, verloren die Sklaven vollends den Verstand und meuterten. Diejenigen, die noch nicht angekettet waren, befreiten die übrigen von ihren Fesseln, während andere mit bloßen Händen auf die Sklaventreiber und Seeleute losgingen und sie in das salzige Verderben schleuderten oder in blutige Fetzen rissen. Der Duro-Admiral rettete seine Haut, indem er seinen Küraß abwarf und ins Wasser sprang, wo ihn ein Boot auffischte.
Inzwischen hatten weitere Flieger ihre Krüge abgeworfen. Einige davon fielen ins Wasser, andere jedoch trafen ihr Ziel, mit bewundernswerten Ergebnissen. Zwar waren die Sklaven auf den anderen Schiffen mittlerweile angekettet, doch schon allein die Anwesenheit dieser ekelerregenden Seeungeheuer zerstörte jegliche Ordnung und machte weitere Manöver unmöglich. Kurzum, diese völlig neuartige Methode der Seekriegsführung demoralisierte den Feind so sehr, dass ein paar seiner Schiffe schon die Flucht ergriffen, bevor wir sie erreicht hatten.
Die anderen, die das Blutbad auf dem Flaggschiff mit unverminderter Heftigkeit wüten sahen und nicht wussten, dass der Admiral sich hatte retten können (hatte er doch seine persönlichen Flaggen in der Hast der Flucht an Bord zurückgelassen), verhielten sich unschlüssig. Doch als die Saqqand aus Suruskand eines der großen Schiffe rammte, wobei das letztere nichts unternahm, um dem schmerzhaften Stoß auszuweichen, und als Folge davon auseinanderbrach, da wandten auch sie sich eiligst zur Flucht. Wir enterten das Flaggschiff, auf dem noch immer der blutige Kampf tobte, warfen die zwei streitenden Parteien nieder und nahmen das Schiff ins Schlepptau. Der einzige Verlust, den wir zu beklagen haben, ist einer meiner Flieger, der sich beim Landeanflug in der Entfernung verschätzte und ertrank – armer Kerl!«
14
A m darauf folgenden Morgen, als Roqir mit seiner roten Glut die Fesseln des dunstigen Horizonts sprengte, bliesen die Trompeten der alliierten Flotte zum Angriff. Angeführt von der arg mitgenommenen Junsar, flog das Geschwader von Majbur die Fahrrinne hinauf.
Gleichzeitig ließen sich längs des Randes des festen Terpahl-Teppichs zu beiden Seiten der Fahrrinne, welche den Zugang zur Piratenfestung bildete, in sichelförmiger breiter Front Truppen mit Skiern an den Füßen von Bord ihrer Schiffe auf das Rankengewirr herab. Schaukelnd und rutschend glitten sie über die schwankende nasse Unterlage. Einige verloren das Gleichgewicht, fielen hin und mussten sich wieder auf die Beine helfen lassen. Doch schließlich begannen sie, sich langsam vorwärtszubewegen, Hunderte in drei Linien dicht hintereinander. Die erste Linie trug riesige geflochtene Weidenschilde, um sich selbst und die nachfolgenden Linien vor Geschossen zu schützen. Die zweite Linie war mit Piken, die dritte mit Bogen bewaffnet.
Aus der Festung der Piraten drang keinerlei Geräusch hervor. Während der Nacht hatten die Sunqaruma den Großteil ihrer Schiffe zu einer Art Zitadelle zusammengezogen, die größten Galeeren in der Mitte, um sie herum einen Ring aus kleineren Schiffen, und um diese wiederum einen Außenring aus Flößen und Prahmen. Diese Formation würde es den Angreifern unmöglich machen, die Piratenschiffe auf den Grund zu rammen, zumindest solange sie nicht die kleineren Schiffe am Rand aus dem Weg geräumt hatten.
Die Junsar kam näher. Noch immer herrschte unheilvolle Stille. Die Männer, die über den Tangteppich stapften, näherten sich in einer Zangenbewegung der Siedlung.
Als die Junsar in Katapultreichweite kam, verlangsamte sie die Fahrt und ließ die Saqqand passieren, jenes Schiff, das am vorausgegangenen Tag die dreimal so große Duro-Galeere so tapfer gerammt hatte.
Von den Hausbooten am Rande der Siedlung her drang jetzt das Zirpen von Armbrüsten, und Pfeile sausten in die Richtung der langsam und in breiter Front vorrückenden Skitruppen. Barnevelt erkannte jetzt, dass nicht alle Piraten sich in der schwimmenden Zitadelle verschanzt hatten, sondern zum Teil versuchten, von Booten am Rande ihrer Ansiedlung aus den
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