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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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unverzichtbaren Manifestation vergessen. Der Karneval ist nur noch für Kaufleute ein Fest, genauso wie Weihnachten, wie der Muttertag und der Vatertag. Alle Feste dienen nur noch dem Zweck, Umsätze zu steigern.
    Die wahre Bedeutung des Karnevals – der Bevölkerung die Illusion zu geben, eine Rebellion sei möglich – ist völlig in Vergessenheit geraten.
    Für all die jungen und weniger jungen Leute, die sich auf dem Weg zum Gymnasium gemacht hatten, war dies die erste Gelegenheit, ihrer Lebensfreude, aber auch ihrer Frustration und ihrem Auflehnungsbedürfnis Ausdruck zu verleihen.
    Achthundert Menschen, die ihren Ärger immer hatten hinunterschlucken müssen, konnten sich jetzt endlich einmal austoben.
    Auf dem Platz vor dem Gymnasium standen sechs Polizeiwagen und versperrten ihnen den Weg.
    Die Demonstranten blieben stehen und musterten die Ordnungshüter. Die Polizisten musterten ihrerseits die Demonstranten.
    Julie überlegte, wie sie sich in dieser Situation verhalten sollten.
    Kommissar Maximilien Linart stand vor seinen Männern, bereit zur Konfrontation mit dieser lärmenden Menge.
    »Gehen Sie auseinander!« rief er in sein Megafon.
    »Wir tun nichts Schlimmes«, erwiderte Julie ohne Megafon.
    »Sie stören die öffentliche Ordnung. Es ist nach 22 Uhr, und die Menschen wollen schlafen. Dies ist nächtliche Ruhestörung!«
    »Wir wollen doch nur im Gymnasium ein Fest feiern.«
    »Das Gymnasium ist nachts geschlossen, und Sie haben kein Recht, es zu betreten. Sie haben schon genug Lärm gemacht.
    Gehen Sie nach Hause. Ich wiederhole – die Leute wollen ungestört schlafen.«
    Julie zögerte eine Sekunde lang, doch dann rief sie, ihrer Rolle als Revolutionärin gerecht: »Wir wollen aber nicht, daß die Leute schlafen! Die Welt soll aufwachen!«
    »Bist du das, Julie Pinson?« fragte der Kommissar. »Geh nach Hause. Deine Mutter wird sich bestimmt schon Sorgen machen.«
    »Ich bin ein freier Mensch. Wir alle sind freie Menschen.
    Nichts wird uns aufhalten. Vorwärts! Auf zur …« Das Wort wollte ihr nicht so recht über die Lippen, aber es gab kein Zurück mehr. »Auf zur Revolution!«
    Die Menge jubelte. Alle waren bereit mitzuspielen. Denn das Ganze war immer noch nur ein Spiel, obwohl es durch die massive Polizeipräsenz einen gefährlichen Anstrich bekam.
    Ohne daß Julie sie dazu auffordern mußte, hoben sie die Arme mit geballten Fäusten und stimmten ihre Hymne an:
    »Ende, dies ist das Ende.
    Öffnen wir all unsere Sinne.
    Ein neuer Wind bläst an diesem Morgen.«
    Sie hakten sich ein oder reichten sich die Hände, um ihre Einheit zu demonstrieren, und marschierten auf das Gymnasium zu.
    Maximilien beriet sich mit einigen Untergebenen. Für weitere Verhandlungen war es zu spät, und der Präfekt hatte sich unmißverständlich ausgedrückt. Man mußte die Unruhestifter auseinandertreiben, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen. Er schlug vor, in der Mitte anzugreifen, um einen Keil zwischen die Demonstranten zu treiben.
    Auch Julie beriet sich mit den Sieben Zwergen, wie es weitergehen sollte. Sie beschlossen, acht autonome Gruppen zu bilden, die jeweils von einem von ihnen angeführt werden sollten.
    »Wir müßten aber Kontakt halten können«, meinte David.
    Sie riefen in die Menge, ob jemand ihnen Handys leihen könne. Sie brauchten nur acht, aber unzählige wurden ihnen angeboten. Offenbar konnten sehr viele Leute nicht einmal während eines Konzerts aufs Telefon verzichten.
    »Wir werden die Blumenkohltaktik anwenden«, verkündete Julie und erklärte ihre soeben erfundene Strategie.
    Die Demonstranten rückten geschlossen weiter vor. Die Polizisten griffen die Mitte an, stießen aber zu ihrer großen Verwunderung auf keinerlei Widerstand. Der ›Blumenkohl‹
    zerfiel, und die Menge rannte in acht Richtungen auseinander.
    Die Polizisten nahmen ihre Verfolgung auf. »Zusammenbleiben!« brüllte Maximilien in sein Megafon.
    »Den Zugang zum Gymnasium blockieren!«
    Die Polizisten gruppierten sich erneut in der Mitte des Platzes, und auch die Demonstranten strömten wieder zusammen. Julies Gruppe, zu der auch die Mädchen vom Aikido-Club gehörten, stand unweit der Ordnungshüter und provozierte sie durch scheinheiliges Lächeln und zugeworfene Kußhändchen.
    »Schnappen Sie diese Rädelsführerin!« befahl der Kommissar und deutete auf Julie.
    Der Polizeitrupp rückte gegen Julie und ihre Amazonen vor.
    Genau das hatte das junge Mädchen mit den hellgrauen Augen bezweckt. Ihre

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