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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Prinz und Prinzessin und können Nachkommen zeugen.
    Die beiden Ameisen gönnen sich eine weitere – noch viel innigere – Trophallaxie. Prinz Nr. 24 gibt der Prinzessin einen Teil der Nahrung zurück, die er vorhin von ihr erhalten hat, und dann bietet sie ihm wieder einen Happen an.
    Manche Speisen sind schon dreimal von einem Sozialmagen in den anderen und wieder zurück gewandert, aber dieser Nahrungsaustausch ist nun einmal sehr genußvoll. Während die anderen Ameisen sich gegenseitig ihre Abenteuer erzählen, ziehen sich Prinz und Prinzessin zwischen die Staubfäden der Seerose zurück.
    Nr. 103 berichtet in Kürze, was sie von den Fingern gelernt hat. Sie erklärt dem Prinzen das Fernsehen, die Kommunikationsmaschine, die Absichten der Finger, alles …
    Aber beide sind etwas unkonzentriert, denn sie würden sich gern paaren.
    Doch Nr. 103 zögert.
    »Willst du mich denn nicht?« fragt der Prinz.
    Nein, es ist etwas anderes, und beide wissen es. Bei den Ameisen sterben die Männchen nach der Paarung. Vielleicht hat sich Nr. 103 durch die romantischen Filme der Finger zu sehr verändert … Tatsache ist, daß sie ihren Freund nicht sterben sehen will. Sein Leben bedeutet ihr mehr als die Vereinigung.
    Also beschließen beide, lieber darauf zu verzichten.
    Es ist endgültig Nacht geworden. Ameisen der Cornigera-Gemeinschaft und Ameisen vom Kriegsschiff schlafen in einem leeren Schlangennest ein. Morgen liegt ein weiter Weg vor ihnen.

107. ENZYKLOPÄDIE
     
    Utopie der Adamiten: Im Jahre 1420 kam es in Böhmen zum Aufstand der Hussiten. Diese Vorläufer des Protestantismus verlangten eine Reform des Klerus und den Abzug der deutschen Herren. Eine viel radikalere Gruppe spaltete sich von ihnen ab: die Adamiten. Sie stellten nicht nur die Kirche in Frage, sondern die ganze Gesellschaft, und vertraten außerdem die Ansicht, man käme Gott am nächsten, wenn man unter ähnlichen Bedingungen wie Adam vor dem Sündenfall lebte.
    Daher der Name Adamiten. Sie ließen sich auf einer Insel inmitten des Flusses Moldau nieder, unweit von Prag, und lebten dort nackt. Weil sie die Lebensumstände im Paradies wiederherzustellen versuchten, wurden alle Strukturen beseitigt: Geld, Arbeit, Adel, Bürgertum, Verwaltung und Armee gab es bei ihnen nicht. Auch Ackerbau war verpönt: Sie ernährten sich nur von Obst und wildem Gemüse; natürlich waren sie Vegetarier. Vor allem aber praktizierten sie einen direkten Gotteskult ohne Kirche und Klerus.
    Dieser Radikalismus störte die Hussiten. Gewiß, man konnte den Religionskult vereinfachen, aber doch nicht in diesem Ausmaß! Die Soldaten der Hussiten umzingelten die Adamiten auf deren Insel und massakrierten diese ›Hippies‹ des 15.
    Jahrhunderts.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III

108. WASSER UND TELEFONE
     
    Während die Polizisten Julie und die Amazonen verfolgten, machten die sieben anderen Demonstrantengruppen jeweils angeführt von einem der Sieben Zwerge, große Umwege durch Seitenstraßen und trafen sich schließlich am Hintereingang des Gymnasiums, wo zum Glück keine Polizisten postiert waren.
    Ji-woong holte den Schlüssel aus der Tasche, den der Direktor ihm für die Proben überlassen hatte, und schloß die gepanzerte Feuerschutztür auf. Leise betrat die Menge das Gymnasium, und als Maximilien plötzlich fröhliche Gesichter im Hof sah, war es schon zu spät.
    »Die Demonstranten dringen durch den Hintereingang ein!«
    brüllte er ins Megafon.
    Seine Männer gaben die Verfolgung von Julies Gruppe auf und rannten zum Hintereingang, doch nachdem mehr als 70\1 Personen ins Gebäude gelangt waren, hatte Ji-woong die schwere Tür wieder verriegelt, und es war unmöglich, sie aufzubrechen.
    »Phase zwei abgeschlossen!« rief David in sein Handy.
    Julies Gruppe sammelte sich daraufhin am Tor, das die Polizisten unbewacht zurückgelassen hatten, und David ließ diese hundert ›Revolutionäre‹ ein.
    »Zurückkommen! Jetzt dringen sie von vorne ein!« schrie Maximilien.
    Die Polizisten waren schon müde vom vielen Gerenne in voller Uniform, mit Helm, Schutzschild, Pistolengurt, Gummiknüppel und schweren Schuhen. Außerdem war das Schulgelände sehr groß. Als sie endlich am Vordereingang ankamen, war das Tor verschlossen, und dahinter standen die Amazonen und machten sich über sie lustig.
    »Sie haben sich im Gymnasium verbarrikadiert«, meldeten die Beamten ihrem Chef.
    Etwa 800 Personen hatten das Gymnasium besetzt. Julie

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