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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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war sehr zufrieden, daß es ihnen gelungen war, jede Gewalt zu vermeiden. Sie hatten ihre Gegner einfach durch taktische Manöver ausgetrickst.
    Maximilien war nicht daran gewöhnt, daß Demonstranten Guerillastrategien anwandten. Normalerweise marschierte die Menge stur geradeaus, ohne zu überlegen. Diese Demonstranten aber, die offensichtlich weder von einer politischen Partei noch von irgendeinem mächtigen Syndikat dirigiert wurden, verhielten sich so geschickt, daß der Kommissar beeindruckt und beunruhigt war.
    Ihn verstörte sogar die Tatsache, daß es in beiden Parteien keine Verletzten gegeben hatte. Das war einfach nicht normal, denn bei allen Kundgebungen kamen mindestens drei Personen zu Schaden, und sei es auch nur, daß sie sich beim Wegrennen die Knöchel verstauchten: Und hier waren 800 Demonstranten und 300 Polizisten aufeinandergeprallt, und es hatte nicht einmal einen leichten Unfall gegeben!
    Maximilien postierte eine Hälfte der Polizisten am Tor, die andere am Hintereingang, und dann rief er den Präfekten an, um ihn über den Stand der Dinge zu informieren. Dupeyron verlangte die sofortige Räumung des Gymnasiums, aber ohne jedes Aufsehen. Linart solle sich vergewissern, daß keine Journalisten in der Nähe seien. Wenigstens in dieser Hinsicht konnte der Kommissar ihn beruhigen.
    Dupeyron legte ihm ans Herz, zwar schnell, aber möglichst gewaltlos vorzugehen, denn bis zur Präsidentschaftswahl waren es nur noch wenige Monate, und unter den Demonstranten befanden sich mit Sicherheit auch Kinder aus guten Familien.
    Maximilien beriet sich wieder mit seinem kleinen Generalstab und forderte einen Plan des Gymnasiums an. Er hätte sich selbst ohrfeigen können, daß ihm das erst jetzt eingefallen war.
    »Werfen Sie Tränengasbomben durchs Gitter. Wenn man sie wie Füchse ausräuchert, kommen sie sehr schnell heraus.«
    Der Befehl wurde schnell ausgeführt und tatsächlich ließen tränende Augen und Hustenanfälle im Hof nicht lange auf sich warten.
    »Wir müssen schnell etwas unternehmen«, sagte Zoé.
    Léopold schlug vor, das Tor mit Decken aus den Schlafsälen zu verhängen. Gesagt, getan. Mit feuchten Taschentüchern über den Nasen, um das Gas nicht einzuatmen und mit Mülltonnendeckeln als Schilden befestigten die Amazonen vom Aikido-Club die Decken am Gitter. Draht hatten sie in einem Schuppen gefunden.
    Plötzlich konnten die Polizisten nicht mehr sehen, was im Hof vorging. Maximilien griff wieder zum Megafon:
    »Sie haben kein Recht, dieses öffentliche Gebäude zu besetzen! Ich fordere sie auf, es sofort zu räumen.«
    »Hier sind wir, und hier bleiben wir!« entgegnete Julie.
    »Ihr Verhalten ist gesetzwidrig.«
    »Dann holen Sie uns doch raus.«
    Nach einer kurzen Beratung auf dem Platz fuhren die Polizeiwagen weg, und die Polizisten zogen sich zurück.
    »Man könnte fast glauben, sie hätten aufgegeben«, kommentierte Zoé.
    Narcisse meldete, daß auch am Hintereingang keine Polizisten mehr postiert wären.
    »Vielleicht haben wir wirklich gewonnen«, murmelte Julie, ohne so recht daran zu glauben.
    »Ich glaube eher, daß es sich um ein Täuschungsmanöver handelt«, warnte Léopold.
    Sie beobachteten den menschenleeren Platz, der von Straßenlampen hell beleuchtet wurde.
    Mit seinen scharfen Navajo-Augen erspähte Léopold bald eine Bewegung, und kurz darauf konnten sie alle sehen, daß eine geschlossene Formation Polizisten auf das Tor zumarschierte.
    »Sie greifen an! Sie wollen den Haupteingang stürmen!«
    schrie eine Amazone.
    Die Polizei war schon ganz nahe am Tor, als Zoé eine Idee hatte, die bei den anderen große Zustimmung fand.
    Während die Sicherheitskräfte sich anschickten, die schweren Metallschlösser aufzubrechen, wurden im Schulhof die erst kürzlich angeschafften Spritzschläuche entrollt.
    »Jetzt!« rief Julie.
    Der Wasserdruck aus den Hydranten war so stark, daß drei oder vier Amazonen anpacken mußten, um den Spritzstrahl in die richtige Richtung zu lenken.
    Durchnäßte Polizisten und Hunde zogen sich hastig zurück, formierten sich aber in einiger Entfernung neu. Unter Ausnutzung toter Winkel erreichten sie im Laufschritt das Tor doch als sie sich erneut an den Schlössern zu schaffen machten, befahl Julie den zweiten Einsatz der Spritzen.
    Die Polizisten traten die Flucht an, und die Amazonen jubelten über ihren Sieg.
    Maximilien wurde vom Präfekten angerufen und mußte zugeben, daß die Demonstranten noch immer im Gymnasium waren und der Polizei

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