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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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getrotzt hatten, war niemand, der ein Feuer entfachen konnte!
    Julie suchte in der Enzyklopädie nach einer Anleitung doch nachdem der Wälzer weder ein Inhaltsverzeichnis noch ein Stichwortregister hatte, war das ein schier hoffnungsloses Unterfangen. Die Enzyklopädie war eben kein Lexikon und konnte nicht alle Fragen beantworten, die man ihr stellte.
    Hier halfen offenbar nur drastische Maßnahmen. Julie begab sich in den Chemiesaal und fabrizierte einen Molotowcocktail.
    Als sie ihn im Hof auf das Reisig warf, schossen endlich hohe orangefarbene Flammen empor. Die Menge jubelte.
    Die Fahne mit der Aufschrift ›Aus Intelligenz entspringt Vernunft‹ wurde eingeholt, auf beiden Seiten mit dem Emblem des Konzerts – den drei Ameisen im Dreieck – bemalt und dann wieder gehißt.
    Das war der richtige Zeitpunkt für eine Rede. Vom Balkon des Direktorats aus sprach Julie zu der Menge im Hof.
    »Dieses Gymnasium wurde von Menschen besetzt, die Musik und Feste lieben. Wir werden hier ein utopisches Dorf gründen, mit dem Ziel, das Leben der Menschen glücklicher zu gestalten, und den Anfang machen wir mit uns selbst.«
    Lauter Beifall.
    »Ihr könnt tun, was ihr wollt, aber zerstört bitte nichts. Wenn wir lange hierbleiben müssen, brauchen wir funktionsfähige Einrichtungen. Die Toiletten befinden sich rechts hinten im Hof. Wenn jemand sich ausruhen möchte, kann er das in den Schlafsälen des Internats tun. Ihr findet sie im dritten, vierten und fünften Stock von Gebäude B. Allen anderen schlage ich ein großes Fest vor. Laßt uns tanzen und singen und all unsere Sorgen vergessen!«
    Julie selbst und die Sieben Zwerge waren müde. Außerdem mußten sie besprechen, wie es jetzt weitergehen sollte. Deshalb überließen sie ihre Instrumente aus dem Probenraum vier jungen Leuten, die eine besondere Vorliebe für Salsa hatten –
    eine Musikrichtung, die großartig zur Stimmung der Menge paßte.
    Die acht ›Ameisen‹ erfrischten sich am Getränkeautomaten in der Nähe der Cafeteria, dem Lieblingsaufenthaltsort aller Schüler.
    »Also, Freunde, diesmal haben wir’s geschafft«, sagte Julie zufrieden.
    »Und was machen wir jetzt?« fragte Zoé mit glühenden Wangen.
    »Oh, diese Sache wird nicht lange dauern. Morgen ist bestimmt alles vorbei«, warf Paul nüchtern ein.
    »Und wenn nicht?« erkundigte sich Francine.
    Sie tauschten Blicke, die leichte Beunruhigung verrieten.
    »Wir müssen dafür sorgen, daß nicht schon morgen alles vorbei ist«, erklärte Julie kategorisch. »Ich habe nicht die geringste Lust, mich ab übermorgen wieder aufs Abi vorzubereiten. Wir haben eine Chance, hier und jetzt etwas aufzubauen, und diese Chance müssen wir nutzen.«
    »Und was schwebt dir vor?« fragte David skeptisch. »Ein Fest kann doch nicht ewig dauern.«
    »Wir könnten versuchen, hier ein utopisches Dorf zu organisieren.«
    »Ein utopisches Dorf?« staunte Léopold.
    »Ja, einen Ort, wo die Menschen unter neuen Bedingungen zusammenleben. Wir könnten ein soziales Experiment durchführen, um herauszufinden, ob das Leben in einer Gemeinschaft glücklich macht.« Die Sieben Zwerge überlegten, während aus der Ferne Salsa-Musik, Gesang und Gelächter zu hören waren.
    »Das wäre natürlich großartig«, meinte Narcisse, »aber es ist nicht einfach, viele Menschen zu lenken. Ich war einmal Gruppenleiter in einem Jugendferienlager, und ich kann dir versichern, daß das kein Zuckerschlecken war.«
    »Du warst allein, aber wir sind zu acht«, entgegnete Julie.
    »Gemeinsam sind wir stark. Unser Zusammenhalt vervielfältigt unsere individuellen Talente. Ich habe den Eindruck, daß wir zusammen Berge versetzen können. Wir haben schon achthundert Personen mit unserer Musik inspiriert. Warum sollten wir sie nicht auch für eine Utopie begeistern können?«
    Francine setzte sich, weil sie nachdenken wollte.
    Ji-woong kratzte sich am Kopf. »Eine Utopie?«
    »Aber ja, eine Utopie! In der Enzyklopädie ist dauernd davon die Rede. Man muß eine Gesellschaft erfinden, die die …«
    Sie wußte nicht weiter.
    »Was?« spottete Narcisse. »Soll diese Gesellschaft freundlicher als die jetzige sein? Oder sanfter? Oder lustiger?«
    »Nein, nur … menschlicher.«
    Narcisse lachte schallend. »Kinder, wir sind reingelegt worden. Julie hat uns ihre ehrgeizigen humanitären Pläne verheimlicht.«
    »Und was verstehst du unter einer menschlicheren Gesellschaft?« fragte David ernsthaft.
    »Das weiß ich noch nicht, aber ich werde es

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