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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Nacht zu sehen, für die Bewohner der nördlichen Hemisphäre mit einer einzigen Ausnahme: dem Großen Bär. Er hat Ähnlichkeit mit einer Kasserolle aus vier quadratisch angeordneten Sternen, verlängert durch einen Stiel aus drei Sternen. Es waren die Griechen, die dieser Konstellation den Namen ›Großer Bär‹
    gegeben haben, zu Ehren der Prinzessin Calixta, der Tochter des Königs von Arkadien. Sie war so schön, daß Hera, die Gemahlin des Zeus, sie aus Eifersucht in eine große Bärin verwandelte. Nun ja, Achille, so sind die Frauen eben: Jede ist eifersüchtig auf alle anderen.«
    Der Hund schüttelte den Kopf und jaulte leise.
    »Es ist interessant, diese Konstellation ausfindig zu machen, denn wenn man die Kasserolle um ihre fünffache Ausdehnung verlängert, entdeckt man, daß darüber ein Popcorn schwebt, seinerseits leicht zu erkennen: der Polarstern. Siehst du, Achille, auf diese Weise weiß man immer, wo Norden ist, und kann sich nicht verirren.«
    Der Hund begriff nichts von diesen Erklärungen. Er hörte nur
    »Blablabla Achille blablabla Achille«. Von der Menschensprache verstand er nur diese wenigen Silben Achille, mit denen er selbst gemeint war, wie er wußte. Ermüdet von soviel Blabla, legte sich der Setter hin, Ohren am Boden, und setzte eine unbeteiligte Miene auf. Aber sein Herr, dem nach Reden zumute war, ließ sich davon nicht beeindrucken.
    »Der zweite Stern am Stiel der Kasserolle«, dozierte er, »ist in Wirklichkeit ein Doppelstern, und die arabischen Krieger maßen ihr Sehvermögen daran, ob sie diese beiden Sterne –
    Alkor und Mizar – voneinander unterscheiden konnten.«
    Gaston blickte aus schmalen Augenschlitzen zum Himmel empor. Der Hund gähnte. Schon sandte die Sonne ihre ersten Strahlen wie Wurfspieße aus, und die Sterne verblaßten und zogen sich diskret zurück, um ihr Platz zu machen.
    Er holte sein Frühstück aus dem Brotbeutel, ein Sandwich mit Schinken, Käse, Zwiebeln, Cornichons und Pfeffer, aß alles mit großem Appetit und seufzte zufrieden. Es gab einfach nichts Schöneres als früh am Morgen aufzustehen und im Wald den Sonnenaufgang zu erleben.
    Eine unvergleichliche Farbenpracht. Die Sonne war rot, dann rosa, orange, gelb und schließlich weiß. Außerstande, mit soviel Prunk zu konkurrieren, trat auch der Mond den Rückzug an.
    Gastons Blick schweifte von den Sternen zur Sonne, von der Sonne zu den Bäumen, von den Bäumen zum Panorama des Tales. Jetzt konnte man den riesigen wilden Wald in seiner ganzen Ausdehnung deutlich erkennen. Fontainebleau bestand aus Ebenen und Hügeln, aus Sand, Sandstein, Ton und Kalk.
    Es gab auch jede Menge Bäche, Schluchten und Birkenhaine.
    Die Landschaft war erstaunlich vielfältig. Zweifellos war dies der abwechslungsreichste Wald Frankreichs, bevölkert von Hunderten Arten an Vögeln, Nagetieren, Reptilien und Insekten. Gaston hatte hier schon mehrmals Frischlinge und Wildschweine gesehen, und einmal sogar eine Hirschkuh mit ihrem Kitz.
    Knapp sechzig Kilometer von Paris entfernt, konnte man hier immer noch glauben, die Zivilisation hätte keine Schäden angerichtet. Keine Autos, keine Hupen, keine Luftverschmutzung. Nur Stille, das Rauschen der Blätter im Wind, das Zwitschern vorlauter Vögel.
    Gaston schloß die Augen und atmete begierig die feuchte Morgenluft ein. Diese 25 000 Hektar wilden Lebens verströmten Düfte, die noch kein Parfumhersteller nachahmen konnte. Reichtümer im Überfluß. Gratis.
    Der Leiter der Rechtsabteilung des Forstamtes griff nach seinem Fernglas, um alles noch besser sehen zu können. Er kannte jeden Winkel dieses Waldes, wußte die Namen aller Berge, Wege und Schluchten. In der Ferne lag die Heide, Heimstatt der Heidelerche. Und noch weiter hinten erstreckte sich die Ebene von Chanfroy mit ihren aschfarbenen Hügeln.
    Durchs Fernglas betrachtete er den Baum ›Jupiter‹, eine 40\1 Jahre alte Eiche von 35 m Höhe. Wie schön der Wald doch ist, staunte er wieder einmal.
    Eine Ameise krabbelte auf dem Fernglasetui herum. Er wollte sie vertreiben, aber sie klammerte sich an seine Hand und kroch von dort auf seinen Pullover.
    »Die Ameisen beunruhigen mich«, teilte er seinem Hund mit.
    »Bis vor kurzem waren ihre Bauten isoliert, doch nun gruppieren sie sich aus unerfindlichen Gründen. Sie haben Föderationen gebildet, und jetzt schließen sich die Föderationen ihrerseits zusammen, um Imperien zu schaffen.
    Es kommt einem fast so vor, als führten die Ameisen ein Experiment durch, das

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