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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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uns Menschen niemals gelungen ist, nämlich jenes der Suprasoziabilität.«
    Gaston hatte wirklich in Zeitungen gelesen, daß man immer mehr Superkolonien von Ameisenbauten entdeckte. Im französischen Jura gab es Ansammlungen von ein-bis zweitausend Stadtstaaten, die durch Pisten miteinander verbunden waren. Er war überzeugt davon, daß die Ameisen für ihre Gesellschaft das ihnen gemäß perfekteste Stadium anstrebten.
    Während er die Umgebung durchs Fernglas betrachtete, fiel ihm plötzlich etwas Ungewöhnliches auf. Er runzelte die Stirn.
    In der Ferne, in Richtung der Sandsteinfelsen und der Schlucht, die seine Tochter entdeckt hatte, glänzte ein Dreieck zwischen den Birken. Und das war mit Sicherheit kein Ameisenhaufen.
    Die glitzernde Form wurde von Ästen kaschiert, doch die geraden Kanten waren verräterisch. Die Natur kennt keine geraden Linien, folglich mußte es sich entweder um ein Zelt handeln, das dort unerlaubt errichtet worden war, oder aber um Sperrmüll, den verantwortungslose Umweltverschmutzer mitten im Wald abgeladen hatten.
    Bestürzt eilte Gaston den Pfad in Richtung dieses glänzenden Gebildes hinab, wobei ihm alle möglichen Hypothesen durch den Kopf gingen: Ein neuartiges Wohnwagenmodell? Ein metallisch lackiertes Auto? Ein großer Spiegelschrank?
    Er brauchte eine Stunde, um durch Dornen und Gestrüpp zu dem mysteriösen Ding zu gelangen, und der beschwerliche Weg ermüdete ihn.
    Aus der Nähe war das Gebilde noch ungewöhnlicher. Es handelte sich weder um einen Wohnwagen noch um einen Schrank, sondern um eine Pyramide von knapp drei Meter Höhe, deren Seiten mit Spiegeln bedeckt waren. Die Spitze war durchsichtig wie Kristall.
    »Na so was, mein guter Achille, das ist wirklich eine Überraschung …«
    Der Hund bellte zustimmend. Er knurrte, bleckte seine kariösen Zähne und setzte seine Geheimwaffe ein: den stinkenden Atem, der schon so manche streunende Katze in die Flucht geschlagen hatte.
    Gaston umrundete das Bauwerk.
    Hohe Bäume und Farnkrautbüsche versteckten die Pyramide sehr gut. Wäre ein Strahl der Morgensonne nicht zufällig genau darauf gefallen, hätte Gaston sie nie entdeckt.
    Es gab weder Türen noch Fenster, weder einen Schornstein noch einen Briefkasten. Nicht einmal einen Pfad, der auf einen geheimen Eingang hingedeutet hätte.
    Der Setter knurrte immer noch, während er den Boden beschnupperte.
    »Denkst du das gleiche wie ich, Achille? Ich habe solche Dinger schon im Fernsehen gesehen. Vielleicht sind das …
    Außerirdische!«
    Hunde sammeln jedoch zunächst einmal Informationen, bevor sie irgendwelche Hypothesen aufstellen. Speziell Setter.
    Achille schien sich besonders für die Spiegelwände zu interessieren. Gaston hielt sein Ohr daran.
    »Potzblitz!« Aus dem Inneren waren Geräusche zu hören. Er glaubte sogar eine Menschenstimme zu erkennen und klopfte an den Spiegel. »Hallo, ist dort jemand?«
    Keine Antwort. Die Geräusche verstummten. Der Beschlag, den seine Worte auf dem Spiegel hinterlassen hatten, löste sich langsam wieder auf.
    Wenn man die Pyramide aus nächster Nähe betrachtete, hatte sie eigentlich nichts Außerirdisches an sich. Sie war aus Beton, der mit Spiegelplatten verkleidet war, wie man sie in jedem Geschäft für Heimwerker kaufen konnte.
    »Wer könnte die Idee gehabt haben, mitten im Wald von Fontainebleau eine Pyramide zu errichten? Hast du eine Ahnung, Achille?«
    Der Hund bellte eine Antwort, die der Mensch jedoch nicht verstand.
    Hinter ihm summte es leise.
    Bzzz …
    Gaston achtete nicht darauf. Im Wald gab es jede Menge Mücken und Bremsen. Das Summen kam näher.
    Bzzz … bzzz …
    Er spürte einen Stich am Hals, hob die Hand, um das lästige Insekt zu vertreiben, hielt aber mitten in der Bewegung inne.
    Mit weit aufgerissenem Mund drehte er sich um sich selbst und ließ die Hundeleine los. Seine Augen traten fast aus den Höhlen, und er stürzte kopfüber in einen Busch Alpenveilchen.
     

16. ENZYKLOPÄDIE
     
    Horoskop: In Südamerika, bei den Maya, gab es eine offizielle, obligatorische Astrologie. Jedes Kind erhielt einen spezifischen vorausschauenden Verskalender, der – auf seinem Geburtsdatum basierend – sein ganzes künftiges Leben erzählte: Wann es Arbeit finden, wann es heiraten, wann es einen Unfall haben und wann es sterben würde. Das alles sang man ihm schon in der Wiege vor, und später lernte das Kind dieses Horoskop auswendig und trällerte es vor sich hin, um zu wissen, wie sich seine Zukunft

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