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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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zivilen Bereich eine ausgezeichnete Energiequelle ist, begreifen sie, warum die Finger, die seit über 10 000 Jahren damit umzugehen verstehen, einen solchen Vorsprung gegenüber anderen Tierarten gewonnen haben.
    Die Finger …
    Mittlerweile wissen alle Städte der Föderation, daß die Finger weder Ungeheuer noch Götter sind und daß Nr. 10\1 eine Allianz zwischen Fingern und Ameisen anstrebt. Nr. 2\1 erklärt das Problem in seinem Roman mit zwei lapidaren Sätzen:
    Zwei Welten betrachten einander – eine unendlich kleine und eine unendlich große. Werden sie zu gegenseitigem Verständnis gelangen können?
    Manche Ameisen befürworten diese Allianz, andere lehnen sie ab, aber alle denken über die Vorteile und Gefahren nach, die sie bieten könnte. Vielleicht kennen die Finger ja außer dem Feuer, dem Hebel und Rad auch noch andere Geheimnisse, von denen die Ameisen nichts ahnen.
    Nur die Zwerginnen und ihre Verbündeten beharren weiterhin darauf, daß man die Föderation mit all diesen perversen Neuerungen vernichten müsse. Nach der schrecklichen Niederlage bei der nächtlichen Schlacht der Laternen trauen sie sich vorläufig noch nicht, Neo-Bel-o-kan wieder anzugreifen. Aber das ist nur eine Frage der Zeit, denn ihre Königinnen – sie besitzen Hunderte davon – legen Eier ohne Unterlaß, damit eine neue Generation tapferer Krieger die arroganten roten Ameisen das Fürchten lehren kann. Schon in einer Woche werden sie im kampffähigen Alter sein, und dann wird man ja sehen, ob eine gewaltige Übermacht der Technologie der Finger nicht doch Paroli bieten kann.
    Natürlich ist die Prinzessin sich dieser Drohung bewußt – Sie weiß genau, daß es noch viele Kriege zwischen jenen, die die Welt verändern möchten, und jenen, die alles beim alten lassen wollen, geben wird.
    Deshalb beschließt sie, den Lauf der Geschichte zu beschleunigen. Ohne Kooperation zwischen den beiden wichtigsten Tierarten wird es keine dauerhafte Evolution geben. Sie bestellt den Prinzen, die zwölf Kundschafterinnen und zwölf Repräsentantinnen der anderen Ameisenarten ins königliche Gemach und hält eine AK ab.
    Nachdem es den Fingern offenbar nicht gelinge, Kontakt mit den Ameisen aufzunehmen, müßten diese von sich aus den ersten Schritt tun, erklärt die Prinzessin. Sie ist der Meinung, daß eine riesige Schar von Ameisen die Finger so beeindrucken könnte, daß diese sich zu einer echten Partnerschaft bereit erklären würden.
    Die anderen glauben zu wissen, worauf die Sache hinausläuft: auf einen neuen großen Kreuzzug. Aber die Prinzessin will keinen sinnlosen Krieg führen, sondern plant einen großen Friedensmarsch der Ameisen. Sie ist überzeugt, daß die Finger eingeschüchtert sind, wenn sie sehen, wie viele Insekten an ihrer Seite leben, und sie hofft, daß andere Föderationen sich dem Marsch anschließen werden.
    Gemeinsam könnten sie die Finger dazu bringen, sie als gleichberechtigte Gesprächspartner zu akzeptieren.
    »Würdest du selbst mitkommen?« fragt Nr.24.
    »Selbstverständlich.«
    Nr. 103 will den Friedensmarsch sogar höchstpersönlich anführen.
    Die fremden Arten sind beunruhigt. Sie wollen wissen, wer während dieser Zeit über die Sicherheit der Stadt wachen soll.
    »Ein Viertel der Bevölkerung bleibt hier«, schlägt Nr. 10\1 vor.
    Das halten die Insekten für ein großes Risiko. Die Zwerginnen werden bestimmt bald angreifen, und in der Umgebung gibt es immer noch Gottgläubige. Man darf die reaktionären Kräfte nicht unterschätzen. Auch die Kundschafterinnen sind geteilter Meinung. Viele haben sich an das ruhige Leben in Neo-Bel-o-kan gewöhnt und sehen nicht ein, warum sie ihr Leben aufs Spiel setzen sollen.
    Diese Begegnung mit den Fingern könnte ein schlechtes Ende nehmen, wie der Kreuzzug ja bewiesen hat. Und wie sollte es den Fingern möglich sein, den Unterschied zwischen einem militärischen Kreuzzug und einem Friedensmarsch zu erkennen?
    Die Prinzessin insistiert: Die Begegnung und Kooperation zwischen den beiden Arten sei eine kosmische Notwendigkeit, und wenn nicht sie selbst diesen Friedensmarsch durchführen würden, müßte es die nächste oder übernächste Generation tun.
    Anstatt Kindern und Kindeskindern eine solche Last aufzubürden, solle man die Angelegenheit doch lieber so schnell wie möglich erledigen.
    Die Insekten diskutieren sehr lange, und allmählich gelingt es der Prinzessin, die Skeptiker zu überzeugen, hauptsächlich durch das Charisma ihrer Pheromone. Dieser

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