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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Friedensmarsch könne den Insekten enorme Fortschritte bescheren. Vielleicht würden die Finger ihnen noch viel eindrucksvollere Dinge nahebringen als Feuer, Hebel und Rad.
    »Und was?« fragt Nr. 24 skeptisch.
    »Beispielsweise den Humor«, erwidert Nr. 103.
    Keine Ameise weiß, was das ist, aber alle stellen sich diesen
    ›Humor‹ als großartige Erfindung der Finger vor. Nr. 5 glaubt, es müsse ein besonders modernes Katapult sein, Nr. 6 hält diesen ›Humor‹ für ein Feuer von enormer Zerstörungskraft, und Nr. 24 sagt sich, es müsse eine Kunstform sein.
    Aus verschiedenen Gründen übt dieser ›Humor‹ auf alle eine magische Anziehungskraft aus, und deshalb erklären sie sich schließlich zu dem großen Friedensmarsch bereit.
     

181. ALLEIN IM DUNKLEN WALD
    Julie wußte, daß die Tanne ihre einzige Rettung war. Sie kam ihr zwar beängstigend hoch vor, aber die bellende Hundemeute war der beste Trainer, den man sich vorstellen konnte.
    Verzweifelt klammerte sie sich an den Ästen fest, und in diesem Notfall schien ihr Körper sich plötzlich wieder an jene fernen Vorfahren zu erinnern, die in Bäumen gelebt hatten.
    Gelegentlich konnte es durchaus von Nutzen sein, vom Affen abzustammen!
    Die rauhe Rinde riß ihr die Hände auf, aber sie kletterte beharrlich weiter. Einer der Hunde sprang am Baum hoch und hätte sie um ein Haar ins Bein gebissen. Ganz impulsiv drehte sie sich um, fletschte die Zähne und knurrte bedrohlich.
    Die Dogge starrte sie erstaunt an, so als hätte sie es nie für möglich gehalten, daß ein Mensch so tierische Laute von sich geben konnte. Die anderen Hunde trauten sich nicht näher heran.
    Julie warf mit Tannenzapfen nach ihnen. »Haut ab!
    Verschwindet endlich, ihr verdammten Biester!«
    Aber die Hunde, denen es nicht gelungen war, sie zu beißen, wollten jetzt wenigstens ihre Herren durch lautes Gebell darauf aufmerksam machen, daß sie Erfolg gehabt hatten.
    Unvermutet tauchte ein neues Wesen auf. Aus der Ferne hätte man das Tier für einen Hund halten können, aber es hatte ein viel stolzeres Auftreten und roch viel intensiver. Das war kein Hund, sondern ein wilder Wolf.
    Die Hunde blickten diesem Prachtgeschöpf verunsichert entgegen. Sie waren eine ganze Meute, und der Wolf war allein, aber trotzdem konnten sie es nicht mit ihm aufnehmen.
    Der Wolf ist der Vorfahr aller Hunde, aber er hat sich nie dem Menschen angeschlossen und ist deshalb nicht degeneriert.
    Alle Hunde wissen das. Ob Chihuahua, Dobermann oder Pudel – alle erinnern sich vage daran, daß sie einst ohne die Menschen lebten und einen ganz anderen Charakter hatten.
    Damals waren sie frei. Damals waren sie Wölfe.
    Zum Zeichen der Unterwerfung senkten die Hunde ihre Köpfe, legten die Ohren an und zogen die Schwänze ein, um ihre Geschlechtsorgane zu schützen. Sie urinierten, was in der Hundesprache bedeutete: Ich habe kein eigenes Territorium, deshalb uriniere ich an jedem beliebigen Ort. Der Wolf knurrte bedrohlich und gab damit zu verstehen, daß er nur an den Grenzen seines Territoriums uriniere. Und daß die Hunde dieses Territorium unbefugt betreten hätten.
    »Es ist nicht unsere Schuld! Die Menschen haben uns zu dem gemacht, was wir sind«, verteidigte sich ein deutscher Schäferhund in der Wolfs-und Hundesprache.
    »Man kann im Leben immer eine freie Wahl treffen«, erwiderte der Wolf stolz und stürzte mit gefletschten Zähnen auf sie zu.
    Die Hunde begriffen, daß ihr Vorfahr zum Töten bereit war und traten winselnd den Rückzug an.
    Julie konnte sich nicht bei ihrem Retter bedanken, denn der Wolf nahm die Verfolgung seiner degenerierten Verwandten auf, die es gewagt hatten, sein Revier zu betreten. Außerdem würden seine Jungen sich über Deutschen Schäferhund zum Abendessen freuen.
    »Danke, Natur, daß du mir einen Wolf zu Hilfe geschickt hast«, murmelte Julie in ihrem Baum, wo jetzt nur noch das Rauschen der Äste zu hören war.
    Ein Uhu begrüßte die Nacht mit lautem Kreischen.
    Julie, die sich vor dem Wolf genauso fürchtete wie vor den Hunden, blieb lieber auf ihrer Tanne. Sie machte es sich auf den Ästen bequem, konnte aber nicht einschlafen.
    Der Mond erhellte mit seinem bleichen Licht den Wald, der geheimnisvoll und unheimlich wirkte. Sie verspürte plötzlich das unwiderstehliche Bedürfnis, den Mond anzuheulen. Mit zurückgelegtem Kopf ließ sie geballte Energie aus ihrem Bauch emporsteigen.
    »OOOOOOOOOOUUUUUUUUU.«
    Ihr Lehrer Jankelewitsch hatte ihr beigebracht, daß die

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