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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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brauchen sie auch nicht, denn ihr Gehör ermöglicht ihnen eine Kommunikation, und dank ihrem Sehvermögen können sie die Welt wahrnehmen.
    Aber das ist noch lange nicht alles! Zu den ungewöhnlichsten Eigenschaften der Finger gehört die Fähigkeit, auf ihren beiden Hinterbeinen aufrecht zu gehen. Auf nur zwei Beinen! Sie haben warmes Blut, sind sozialer Bindungen fähig und leben in Städten.
    Wie viele Finger gibt es?
    Mehrere Millionen.
    Nr. 5 glaubt ihren Antennen nicht. Millionen dieser Riesen brauchen doch sehr viel Platz und müßten schon von weitem zu sehen sein. Wie kommt es dann, daß man ihre Existenz nicht schon viel früher bemerkt hat?
    Nr. 103 683 erklärt, die Erde sei viel größer, als die Ameisen glaubten, und die meisten Finger wohnten sehr weit entfernt.
    Die Finger seien eine ganz junge Tierart. Ameisen bevölkerten die Erde seit 100 Millionen Jahren, die Finger erst seit drei Millionen Jahren. Sie seien sehr lange unterentwickelt geblieben. Erst kürzlich, vor einigen tausend Jahren, hätten sie Ackerbau und Viehzucht gelernt und mit Städtebau begonnen.
    Doch obwohl die Finger eine relativ zurückgebliebene Gattung seien, verfügten sie über einen enormen Vorteil gegenüber allen anderen Bewohnern des Planeten: Das Ende ihrer Vorderbeine – von den Fingern als ›Hände‹ bezeichnet –
    bestehe aus fünf Teilen, mit denen sie greifen, zudrücken und zermalmen könnten. Dieser Vorteil helfe ihnen, die diversen anderen Mängel ihres Körpers auszugleichen. Weil sie keine Panzer hätten, würden sie mit Hilfe von Pflanzenfasern sogenannte ›Kleidungsstücke‹ herstellen, und weil sie auch keine Mandibel besäßen, würden sie sogenannte ›Messer‹ aus glänzendem Metall verwenden. Weil ihre Beine nicht sehr leistungsfähig seien, hätten sie ›Autos‹, d. h. bewegliche Nester, die mit Hilfe von Feuer und Kohlenwasserstoff bewegt würden. Auf diese Weise hätten die Finger dank ihrer Hände den großen Rückstand gegenüber fortgeschrittenen Arten aufholen können.
    Den zwölf jungen Ameisen fällt es sehr schwer, den Behauptungen der Alten Glauben zu schenken.
    Die Finger haben ihr mit Hilfe dieser Übersetzungsmaschine alles mögliche weisgemacht, meint Nr. 13.
    Nr. 6 vermutet, ihr hohes Alter hätte die Sinne von Nr.
    103 683 getrübt. Es gebe doch überhaupt keine Finger, sie seien nur ein Ammenmärchen.
    Die alte Ameise fordert sie auf, an der Markierung auf ihrer Stirn zu lecken. Das sei – so behauptet sie – eine ganz spezielle Markierung, mit der die Finger sie versehen hätten, um sie unter all den vielen Ameisen auf Erden wiedererkennen zu können. Nr. 6 leckt und schnuppert. Das ist weder Vogelkot noch ein Lebensmittelrest. Nr. 6 muß zugeben, daß sie mit diesem Stoff noch nie in Berührung gekommen ist.
    Das sei nicht verwunderlich, triumphiert Nr. 103 683. Diese harte und klebrige Substanz sei nur eine der vielen mysteriösen Leimsorten, die von den Fingern hergestellt werden könnten.
    »Sie nennen das ›Nagellack‹, und es gehört zu ihren seltensten Produkten. Damit zeichnen sie Geschöpfe aus, die ihnen wichtig erscheinen.«
    Nr. 10\1 683 weiß diesen konkreten Beweis für ihre Bekanntschaft mit den Fingern zu nutzen. Man müsse ihr aufs Wort glauben, um ihr Abenteuer verstehen zu können.
    Daraufhin hören ihr die anderen wieder zu.
    In ihrem Land der Riesen legten die Finger ein absurdes Verhalten an den Tag, das für eine normale Ameise unvorstellbar sei. Doch von all ihren komischen Ideen wären ihr – der Nr. 103 683 – besonders drei interessant und erforschenswert vorgekommen.
    Der Humor,
    die Kunst,
    die Liebe.
    Sie erklärt, Humor sei das krankhafte Bedürfnis mancher Finger, Geschichten zu erzählen, die bei ihnen krampfhafte Zuckungen hervorrufen und ihnen angeblich helfen würden, das Leben zu ertragen. Sie selbst verstehe nicht ganz, worum es sich dabei handle. Ihr ›kommunizierender Finger‹ habe ihr sogenannte ›Witze‹ erzählt, die bei ihr jedoch keinerlei Wirkung gezeigt hätten.
    Die Kunst sei das bei Fingern genauso ausgeprägte Bedürfnis, Dinge herzustellen, die sie sehr hübsch fänden, ohne daß sie zu etwas nützlich wären. Man könne sie weder essen, noch dienten sie zum Schutz oder zu sonst etwas. Mit ihren
    »Händen« würden die Finger Formen fabrizieren, mit Farben herumschmieren oder Töne aneinanderfügen. Auch das rufe bei ihnen Zuckungen hervor und helfe ihnen, das Leben zu ertragen.
    »Und die Liebe?« fragt Nr. 10

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