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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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alten Ameise gelungen ist, sie zu überzeugen, könnte es ihr eines Tages vielleicht auch gelingen, ganze Ameisenstädte zu beeindrucken. Und dann …

24. BALL IM SCHLOSS
    Finger verschränkten sich. Tänzer drückten ihre Partnerinnen fest an sich.
    Ball im Schloß von Fontainebleau.
    Zu Ehren der Partnerschaft zwischen Fontainebleau und der japanischen Stadt Hachinohe wurde in dem historischen Gebäude gefeiert. Austausch von Flaggen, Medaillen, Geschenken. Volkstänze und Volksmusik. Präsentation der Schilder
     
    FONTAINEBLEAU – HACHINOHE PARTNERSTÄDTE
     
    die künftig an den Stadtgrenzen beider Orte stehen würden.
    Trinksprüche mit japanischem Sake und französischem Pflaumenschnaps.
    Autos, die mit den Wimpeln beider Staaten geschmückt waren, parkten im Hof, und immer noch trafen verspätete Gäste in Abendgarderobe ein.
    Ganz in Schwarz betraten Julie und ihre Mutter den Ballsaal.
    Das junge Mädchen mit den hellgrauen Augen war an eine derartige Prachtentfaltung nicht gewöhnt.
    Mitten in dem hell beleuchteten Saal spielte ein Streich-orchester einen Strauss-Walzer, und Paare wirbelten herum, die Herren im schwarzen Smoking, die Damen in weißen Abendkleidern.
    Livrierte Kellner boten auf Silbertabletts bunte Petits fours an.
    Die Musiker spielten schneller: die letzte Steigerung der Schönen Blauen Donau. Die Tänzer verwandelten sich in schwarzweiße Kreisel, die nach schweren Parfüms dufteten.
    Der Bürgermeister von Fontainebleau wartete, bis der Walzer verklungen war, bevor er mit seiner Rede begann. Strahlend verkündete er seine Befriedigung über die Partnerschaft seiner geliebten Heimatstadt mit Hachinohe. Er rühmte die japanisch-französische Freundschaft und hoffte, daß sie ewig dauern möge. Namentlich erwähnte er die wichtigsten anwesenden Persönlichkeiten: Großindustrielle, Universitätsprofessoren, hohe Beamte und Militärs, bekannte Künstler. Alle applaudierten laut.
    Der Bürgermeister der japanischen Stadt antwortete mit einer kurzen Rede zum Thema Völkerverständigung, so verschieden die Kulturen auch sein mochten.
    »Beide haben wir – Sie hier, wir dort – das Glück, in friedlichen Kleinstädten zu leben. Die Schönheit der Natur gedeiht hier wie dort im Rhythmus der Jahreszeiten und bereichert die Talente der Menschen«, gab er zum besten.
    Nach diesen starken Worten und neuerlichem Applaus erklang wieder ein Walzer. Zur Abwechslung drehten die Tänzer sich diesmal linksherum. Eine Unterhaltung war bei dem Lärm sehr schwierig. Julie und ihre Mutter nahmen in einer Ecke Platz, und der Präfekt kam an ihren Tisch, um sie persönlich zu begrüßen. Er wurde von einem großen blonden Mann mit riesigen blauen Augen begleitet.
    »Das ist Kreiskommissar Maximilien Linart«, stellte der Präfekt vor. »Er ist mit der Aufklärung des mysteriösen Todes Ihres Mannes beauftragt, und Sie können ihm voll vertrauen.
    Als Polizeibeamter hat er nicht seinesgleichen, und er unterrichtet auch an der Polizeischule von Fontainebleau.
    Zweifellos wird er die Umstände von Gastons Tod bald geklärt haben.«
    Der Kommissar streckte seine Hand aus. Austausch von Höflichkeiten und Handschweiß.
    »Sehr erfreut.«
    »Sehr erfreut.«
    »Ganz meinerseits.«
    Da es sonst nichts zu sagen gab, zogen die Herren sich wieder zurück. Julie und ihre Mutter betrachteten distanziert das fröhliche Treiben.
    »Darf ich bitten, Mademoiselle?«
    Ein sehr steifer junger Japaner verbeugte sich vor Julie.
    »Nein, danke.«
    Erstaunt über diesen Korb, blieb der Japaner einen Augenblick lang unentschlossen stehen und überlegte, welche Reaktion die französische Etikette in einem solchen Fall vom Mann erforderte. Julies Mutter kam ihm zu Hilfe.
    »Seien Sie meiner Tochter nicht böse. Wir sind in Trauer. In Frankreich ist Schwarz die Farbe der Trauer.«
    Erleichtert darüber, daß es keine persönliche Abweisung gewesen war, doch zugleich bekümmert, einen Fauxpas begangen zu haben, verbeugte sich der junge Mann noch tiefer.
    »Verzeihen Sie bitte die Störung. Bei uns ist Weiß die Farbe der Trauer.« Der Präfekt beschloß, die Atmosphäre an seinem Tisch mit einer Anekdote aufzulockern. »Ein Eskimo schlägt ein Loch ins Eis. Er wirft seine Angelrute mit Köder aus und wartet.
    Plötzlich donnert eine Stimme: ›Hier gibt es keine Fische!‹
    Erschrocken sucht sich der Eskimo eine andere Stelle, schlägt wieder ein Loch ins Eis, wirft die Angelrute aus und wartet.
    Wieder ertönt die schreckliche Stimme:

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