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Die Riesen vom Hungerturm

Die Riesen vom Hungerturm

Titel: Die Riesen vom Hungerturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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schlagen. Alamog hatte immer treu zu Andraiuk gestanden und würde auch jetzt wieder dessen Partei ergreifen, sollte er unversehrt aus der Düsterzone zurückkehren.
    Dryhon war nicht gewillt, so lange zu warten. Das Kind mußte sterben. Der Zorn der Dämonen mußte besänftigt werden. Daran glaubte der Magier fest. Und gelang es ihm, diese Gefahr zu bannen, so würde sich bald schon die langersehnte Gelegenheit bieten, Alamog bloßzustellen und dessen Platz als Leibmagier einzunehmen.
    Es gab nur einen, dessen Hilfe er sich sicher sein durfte. Und so kam es, daß Dryhon und zwei ihm ergebene Magier sich im Schutz der Dunkelheit aus dem Palast begaben und durch finstere Straßen und Gassen zum Nordtor schlichen. Sie mieden jedes Lacht, umgingen die überall innerhalb der Stadt auf Wache stehenden Krieger und wichen geschickt den Streifen aus. Schattengleich huschten sie an den Häusern entlang, verschmolzen mit der Dunkelheit und gelangten so ungesehen zum stark bewachten Tor.
    Eng an die mächtige Mauer gedrückt, gab Dryhon seinen Mitverschwörern letzte Anweisungen:
    »Ihr wißt, was zu tun ist«, flüsterte er. »Lenkt die Wachen ab und lockt sie ein Stück vom Tor fort. Dann gebt ihnen vom Trank des Vergessens zu trinken und richtet sie so zu, daß jedermann später glauben wird, eine Handvoll Vogelreiter, die noch unentdeckt in der Stadt waren, hätten sie überfallen und mich entführt.«
    »Es ist gefährlich, Dryhon«, warnte Malag noch einmal. »Wenn Andraiuk schon keinen Verdacht schöpft, Tarakon wird es tun. Er…«
    »Er soll denken, was er will, solange er nichts beweisen kann. Und selbst die Wachen werden sich an nichts erinnern, sobald sie aufwachen – außer an das, woran sie sich erinnern sollen.«
    Haylogg, Dryhons zweiter Begleiter, nickte grimmig.
    »Dafür werde ich sorgen. Ich gebe ihnen die gewünschte Erinnerung.«
    »Dann ans Werk!« zischte Dryhon.
    Zu beiden Seiten des mächtigen Tores brannten Feuer, um die herum gut ein Dutzend Krieger saßen, bis an die Zähne bewaffnet. Einige Tokapis waren in ihrer Nähe angepflockt. Dryhon wußte, wann Tarakon kam, um die Wachen nach Vorkommnissen zu befragen, und wann die Ablösung fällig war. Beides hatte noch Zeit genug, um ihn den gewagten Plan durchführen zu lassen. Bevor Tarakon erschien, waren die Männer hier wieder auf den Beinen.
    Malag und Haylogg waren nicht leicht zu überreden gewesen, Dryhon bei seinem Vorhaben Hilfestellung zu leisten. Erst seine beschwörenden Worte konnten sie dazu bringen, allein die Furcht vor dem Neugeborenen, die er in ihre Herzen zu säen verstand.
    Sie lösten sich aus dem Dunkel und gingen schnurstracks auf die Wachen zu, so als wären sie geradewegs die Straße vom Palast heruntergekommen.
    Dryhon blieb im Schutz der Schatten und sah, wie die Krieger aufsprangen und den Magiern ihre Waffen entgegenstreckten. Er sah, wie Malag und Haylogg auf sie einredeten und heftig gestikulierend auf eine Stelle auf der anderen Seite der Straße zeigten. Noch zögerten die Krieger. Doch dann hatten die Magier sie davon »überzeugt«, daß eine Handvoll Vogelreiter sich dort in einem der seit langem nicht bewohnten Gebäude versteckten.
    Dryhon schüttelte die Fäuste, als nur zehn der zwölf Posten ihnen zögernd folgten. Die beiden anderen mußte er also selbst ausschalten.
    Es fiel ihm nicht schwer. Als Malag und Haylogg mit den anderen in der Dunkelheit verschwunden waren und nur noch der Schein ihrer Fackeln zu sehen war, schlich er sich an die beiden Zurückgebliebenen heran und betäubte sie mit dem Knauf seines Dolches, bevor sie begriffen, wie ihnen geschah. Ein Stück von einem Vogelreiter-Burnus, das er vor Tagen schon einem der Eroberer hatte entwenden können, legte er neben sie. Dann zog er mit Kräften, die ihm niemand zugetraut hätte, der nicht um seine magischen Hilfsmittel wußte, den schweren Riegel zur Seite.
    Langsam, jedes unnötige Knarren vermeidend, zog er das Tor auf und verschwand in der Nacht.
    Malag und Haylogg erwarteten ihn am Tor, als er zufrieden zurückkehrte. Mit wenigen Blicken überzeugte er sich davon, daß alle Wachen noch reglos am Boden lagen. Sie waren so zugerichtet, wie man es nach einem erbitterten Kampf erwarten konnte. Einigen hatten die Magier Burnusfetzen in die Hände gedrückt.
    »Du warst bei Shadron?« fragte Malag.
    »Ich war dort«, bestätigte Dryhon. »Es war leichter, ihn für unser Vorhaben zu gewinnen, als ich dachte. Als Gegenleistung verlangte er, daß ich

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