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Die Riesen vom Hungerturm

Die Riesen vom Hungerturm

Titel: Die Riesen vom Hungerturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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zuckte in Tarakons Gesicht. Nur das Blitzen seiner Augen verriet, was in ihm vorging.
    »Dryhon wurde entführt«, knurrte er. »Ich frage mich, weshalb ausgerechnet er – und welchen Sinn das haben soll.«
    »Es war so, wie ich sagte, Herr«, beteuerte der Krieger.
    Tarakon legte ihm eine Hand auf die Schulter, sah sich noch einmal um und nickte.
    »Kümmert euch um die Verletzten und Bewußtlosen. Meine Krieger bleiben als Ablösung hier. Ich reite zum Palast und unterrichte Andraiuk.«
    Damit schwang er sich in den Sattel und fluchte lauthals, als sein Tokapi wie angewurzelt stehenblieb und keine Anstalten machte, sich von der Stelle zu bewegen.
    »He, du da!« schrie er einen Krieger an. »Wirf mir einen brennenden Scheit zu!«
    Er fing die Fackel auf und schlug damit gegen die Hinterläufe des Tieres. Das Tokapi stieß einen hellen Laut aus und sprengte davon.
    Zuerst das Feuer in der Südstadt, und nun dies! Und ausgerechnet Dryhon war entführt worden. Tarakon traute dem Magier fast alles zu. Bislang hatte er sich dagegen gesträubt, ihn für das Feuer verantwortlich zu machen, das nicht von allein ausgebrochen war. Er selbst war an Ort und Stelle gewesen und hatte bei den Löscharbeiten mitgeholfen. Dabei war eine abgebrannte Lunte gefunden worden.
    Für Dryhon mochte es sehr gelegen kommen, daß er gerade jetzt nicht in der Stadt war. Doch eine Lunte brannte lange.
    Was Tarakon noch nicht wahrhaben wollte, fand neue Nahrung, als er vor den Palasttoren das Tokapi zum Stehen brachte und noch im Sattel das Geschrei hörte. Überall brannten nun Lichter. Im ganzen Palast herrschte helle Aufregung. Nichts Gutes ahnend, rannte Tarakon die Stufen zum Eingang hinauf und in die Halle, wo Andraiuk brüllte und tobte wie in längst vergangenen Zeiten. Was immer auch geschehen war – dies war wieder der Zornige.
    Der König stieß seine Berater und die Palastwachen von sich, als er Tarakon erspähte. Kurz darauf wußte dieser von der schrecklichen Entdeckung. Andraiuk schien innerlich zusammenzubrechen, nachdem er alles gesagt hatte, was zu sagen war.
    Doch nicht für Tarakon.
    Er führte den gebrochenen Herrscher von den aufgeregt durcheinanderlaufenden Ays fort und zog ihn in eine stille Ecke.
    »Herr«, sagte er tonlos. »Dein Kind wurde geraubt. Irgend jemand legte in der Südstadt einen Brand. Die Wachen am Nordtor wurden überfallen, angeblich von Vogelreitern, denen es gelang, unbemerkt in Tupan zu bleiben, als das Tor bei Anbruch der Nacht geschlossen wurde.«
    »Was sagst du da?« fragte Andraiuk fassungslos. Doch schien er mit seinen Gedanken gar nicht bei der Sache zu sein.
    »Das alles geschah fast zur gleichen Zeit«, bestätigte Tarakon. »Gerade so, als hätte jemand ein Interesse daran gehabt, daß Verwirrung gestiftet würde. Der Brand wurde gelegt, Herr. Ich behaupte, daß er uns von den Geschehnissen am Nordtor ablenken sollte.«
    »Aber warum, Tarakon? Wer sollte ein Interesse…?«
    »Verzeih, Herr«, unterbrach der Heerführer ihn. »Aber du weißt noch nicht, daß die Vogelreiter zwei aus unserer Mitte entführt haben – angeblich.«
    »Wen?«
    »Zwei Magier, Malag und – Dryhon.«
    »Dryhon!«
    Andraiuk schien aus seiner Selbstbemitleidung zu erwachen. Durchdringend blickte er Tarakon an.
    »Ja, Dryhon, der so sehr darauf bestand, daß deine Tochter den Dämonen geopfert werden sollte!«
    »Sprich nicht weiter!«
    »Ich muß reden, Herr! Malag war immer mit Dryhon zusammen, wenn etwas gegen dich vorbereitet wurde. Die Magier kennen Mittel genug, um einem Menschen eine falsche Erinnerung zu geben. Es mag sein, daß Dryhon wahrhaftig außerhalb unserer Mauern ist. Dann jedoch gibt es keinen besseren Schutz vor jedwelcher Beschuldigung für ihn, am Kindesraub…«
    »Willst du schweigen!« fuhr Andraiuk ihn an. »Müßte ich dir deine Worte nicht der Erregung zugute halten, ich ließe dich für sie ins tiefste Verlies werfen! Hat der Haß deinen Verstand schon so zerfressen, daß du nur noch das siehst, was du sehen möchtest?«
    Tarakon wich bestürzt zwei, drei Schritte zurück und starrte seinen König mit offenem Mund an.
    »Ich will nichts dergleichen mehr hören!« rief Andraiuk. »Wir werden die Amme zum Reden bringen und auch den Kindesräuber finden! Du führst hundert Krieger zur Düsterzone, denn nur dorthin können die Verblendeten Lillil bringen wollen. Ihr müßt sie vorher abfangen. Du haftest mir dafür, daß ich Lillil gesund wiederbekomme. Und warum hast du noch keine Krieger

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