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Die Riesen vom Hungerturm

Die Riesen vom Hungerturm

Titel: Die Riesen vom Hungerturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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auf Andraiuk dahingehend einwirkte, daß er größere Gruppen Vogelreiter als bisher in die Stadt einläßt.« Er zuckte die Schultern. »Sie wollen plündern, bevor Yavus zurück ist und die Vermählung besiegelt wird.«
    »Andraiuk wird sie alle zur Stadt hinausjagen, wenn er hört, daß Vogelreiter dich entführt haben«, gab Haylogg zu bedenken.
    Dryhon grinste überheblich.
    »Nicht, wenn bekannt wird, daß Shadron die Übeltäter bestrafen ließ. Uns bleibt nicht viel Zeit. Ihr wartet hier und sorgt dafür, daß die Krieger nicht zu früh zu sich kommen. Shadrons Männer warten vor dem Tor darauf, daß ich ihnen das Kind bringe. Du, Malag, wirst mit ihnen zum Rand der Düsterzone gehen, um das nötige magische Opferritual vorzunehmen.«
    »Aber wenn Tarakon…?«
    »Er wird anderes zu tun haben, als hier nach dem Rechten zu sehen. Verlaßt euch auf mich.«
    Dryhon wartete keine Antwort ab und verschmolz mit den Schatten. Sein Weg führte zurück in den Palast, wo er Wege und Eingänge kannte, die nicht bewacht waren. Niemand sah ihn, als er ein Seil warf, das an einem der Fenster aufgefangen wurde, hinter denen er seine Helfer wußte. Dunkle Hände griffen danach und hielten es, als er daran an der Außenmauer des Flügels emporkletterte, in dem das Gemach mit dem Königskind lag.
    Er hatte Malag und Haylogg nicht die ganze Wahrheit gesagt. Die Aussicht auf Kriegsbeute allein hätte Shadron nicht dazu zu bewegen vermocht, ihm bei dem Kindesraub zu helfen, zumal es dem Inshaler nur recht sein konnte, wenn Unheil über das Königshaus kam. Dryhon hatte ihm einiges über die Verteidigungsanlagen der Stadt verraten müssen. Dies war nicht einmal ungern geschehen. Ayland fiel dem Shallad so oder so in die Hände, und der künftige Statthalter, dem Andraiuk sich zu beugen haben würde, wurde von Shadron bestimmt. Wer immer dieser auch sein mochte – er würde Dryhons Verrat zu schätzen wissen.
    Der Magier ließ sich durch das schmale Fenster ziehen. Zwei Krieger, die er sich schon vor geraumer Zeit gefügig gemacht hatte, erwarteten ihn. Der Raum war dunkel und lag dem Kindesgemach schräg gegenüber.
    »Es ist alles vorbereitet«, flüsterte Dryhon. »Glahad, du mußt dich beeilen. Wo ist Tarakon?«
    »Im Kriegerhaus im Westen der Stadt«, antwortete der Verschwörer.
    »Dann geh und lege die Feuer. Nambur, die Klopfzeichen?«
    »Fünfmal kurz hintereinander«, flüsterte der andere. »Der Gang ist verlassen. Andraiuk war gerade vor kurzem noch einmal bei der Amme. Ein Magier ist bei ihr, Murac.«
    »Mit ihm werde ich fertig.« Er ging zur Tür und zog sie vorsichtig einen Spalt breit auf. Nichts war zu hören. Keine Schritte näherten sich. Der Palast schlief – zumindest dieser Teil.
    »Geh jetzt, Glahad. Nambur, du wartest hier.«
    Glahad zwängte sich durch das Fenster und ließ sich am Seil herab, das an einem Vorsprung verknotet worden war. Dryhon glitt katzengleich durch die Tür und überquerte den schwach erleuchteten Gang.
    Fünfmal klopfte er gegen die schräg gegenüberliegende Tür, jene, die Nambur ihm bezeichnet hatte.
    Die Amme öffnete ihm. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihn sah. Dryhon legte ihr die Hand auf den Mund und stieß sie ins Gemach. Mit dem Rücken drückte er die Tür ins Schloß.
    Murac, der bei dem Kind Wache hielt, fuhr auf.
    »Dryhon! Aber… was soll das bedeuten?«
    »Der König schickt mich, Murac. Etwas Unvorhergesehenes ist geschehen.« Er brachte seine Lippen ans Ohr der Amme, die sich durch Stoßen und Tritte zu befreien versuchte. »Hast du gehört? Der König will kein Aufsehen.«
    Sie beruhigte sich halbwegs. Doch Dryhon wollte kein Risiko eingehen. Er hielt sie fest, während er zu Murac sagte:
    »Geh zum Fenster und sieh selbst!«
    Unsicher blickte Murac ihn an. Er war nicht Dryhons Freund, und in der Versammlung hatte er gegen ihn gestimmt. Doch dann kam er der Aufforderung nach und drehte ihm den Rücken zu.
    Dryhon zog den Kopf der Amme an seine linke Schulter, griff blitzschnell unter den langen, schwarzen Mantel und schleuderte den Dolch. Zwischen die Rippen getroffen, brach Murac ohne einen Laut zusammen.
    Die Amme erstarrte vor Entsetzen. Bevor sie wieder zu toben beginnen konnte, holte Dryhon ein Fläschchen unter dem Mantel hervor und hielt es ihr unter die Nase, nachdem er den Stöpsel mit dem Daumen entfernt hatte.
    Sie atmete die Düfte ein und wurde schlaff in Dryhons Griff. Er ließ sie achtlos zu Boden sinken und begab sich zum Kindeslager.
    Das

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