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Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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solchen Prinzipien zu errichten.
    Welche Möglichkeiten gab es denn dann, wurden sie gefragt, zu verhindern, daß jeder ausschließlich nur Dinge in Anspruch nahm, ohne irgendwelche Gegenleistungen dafür zu bieten? Wie könnte denn unter solchen Umständen überhaupt eine Gesellschaft überleben? Erneut schienen die Ganymeder unfähig, die Problemstellung zu begreifen. Sie unterstrichen, daß ganz sicherlich jedes Individuum über einen Instinkt verfüge, Leistungen für die Allgemeinheit zu erbringen, und daß eine der grundlegenden Notwendigkeiten des Lebens darin bestehe, diesen Instinkt zu befriedigen. Warum sollte sich jemand freiwillig dem Gefühl gesellschaftlicher Nützlichkeit entziehen wollen? Offenbar lag in diesem Umstand die Motivation des Ganymeders begründet und nicht in monetären Interessen – er konnte einfach nicht mit dem Gedanken leben, niemandem von Nutzen zu sein. Er war eben so beschaffen. Die schlimmste Lage, in die er geraten konnte, bestand in seiner Inanspruchnahme der Gesellschaft, ohne sie dafür entschädigen zu können, und jeder, der sich freiwillig einer solchen Situation aussetzte, wurde als gesellschaftlicher Ausnahmefall betrachtet, der psychiatrischer Unterstützung und großer Zuneigung bedurfte – etwa wie ein geistig zurückgebliebenes Kind. Die Beobachtung, daß von vielen Erdbewohnern ein solcher Zustand als die höchste Erfüllung ihres Strebens angesehen wurde, verstärkte die Überzeugung der Ganymeder, daß der Homo sapiens einige gravierende Defekte von den Lunariern geerbt hatte. Sie gaben sich etwas optimistischer, wenn sie die Ansicht formulierten, die auf ihrem Wissen über die vergangenen paar Jahrzehnte der menschlichen Geschichte aufbaute, daß die Natur langsam, aber sicher den Schaden ausbessere.
    Als die Konferenz zu Ende gegangen war, stellte Hunt fest, daß ihn das ganze Gerede durstig gemacht hatte. Er fragte ZORAC, ob er irgendwo in der Nähe etwas zu trinken erhalten könne, und bekam zur Antwort, daß dies möglich sei. Er müsse durch den Haupteingang des Raumes gehen, in welchem er sich befand, und einige Schritte im Gang tun. Dann würde er auf einen Bereich mit offen gruppierten Sitzgelegenheiten stoßen, wo es Erfrischungen gab. Hunt bestellte eine GZB mit Cola – das jüngste Produkt der Verschmelzung beider Kulturen und bei ihren Vertretern ein durchschlagender Erfolg – und verließ den Schwarm der Produzenten und Techniker, um Richtungspfeilen zu folgen und seinen Drink an der Getränkeausgabe abzuholen.
    Als er sich umdrehte und seinen Blick über den Raum schweifen ließ, stellte er geistesabwesend fest, daß er der einzige Erdbewohner weit und breit war. Einige wenige Ganymeder saßen allein oder in kleinen Gruppen im Raum verstreut herum, die meisten Stühle waren jedoch nicht besetzt. Er suchte sich einen kleinen Tisch aus, um den ein paar leere Sitzgelegenheiten gruppiert waren, schlenderte hinüber und nahm Platz. Abgesehen von ein oder zwei flüchtigen Begrüßungen, die durch ein knappes Kopfnicken angedeutet wurden, nahm keiner der Ganymeder Notiz von ihm. Jeder hielt es wohl für eine alltägliche Begebenheit, wenn ein Angehöriger einer fremden Rasse in ihrem Schiff herumstrich. Der Anblick des Aschenbechers auf dem Tisch veranlaßte ihn zu einem spontanen Griff nach der Zigarettenpackung in seiner Tasche. Doch mitten in der Bewegung hielt er inne, für einen Augenblick verdutzt – die Ganymeder rauchten ja nicht. Er schaute sich den Aschenbecher genauer an und stellte fest, daß es sich um eine UNWO-Standardausführung handelte. Er blickte in die Runde. Auf den meisten Tischen standen UNWO-Aschenbecher. Wie gewöhnlich hatten die Ganymeder an alles gedacht; es war ganz klar, daß irdische Teilnehmer an der Konferenz am heutigen Tage hier auftauchen würden. Er seufzte, schüttelte bewundernd den Kopf und lehnte sich in die großflächigen, luxuriös ausgestatteten Polster zurück, um abzuschalten.
    Er bemerkte nicht, daß Shilohin ganz in seiner Nähe stand, bis die Stimme in seinem Ohr ertönte, die ZORAC für sie einsetzte. »Dr. Hunt, nicht wahr? Guten Tag.«
    Hunt blickte erschrocken auf, erkannte sie dann aber sofort. Er mußte über die Begrüßungsfloskel grinsen und deutete einladend auf einen der leeren Sessel. Shilohin nahm Platz und stellte ihren Drink auf die Tischplatte.
    »Offenbar haben wir beide die gleiche Idee gehabt«, sagte sie. »Die Arbeit macht ganz schön durstig.«
    »Das können Sie laut

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