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Die Riesin Arachna

Die Riesin Arachna

Titel: Die Riesin Arachna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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Angst zu haben, wir verhungern und verdursten schon nicht«, beruhigte Ol die beiden. »Wir kommen bald am Elmenland vorbei, wo man sich in ein körperloses Wesen verwandelt, das keine Nahrung benötigt. Ihr habt damit ja bereits eure Erfahrungen gemacht.«
    Und wirklich – als durchscheinende Wesen, Geistern aus dem Jenseits ähnlich, wurden sie nach sieben Tagen zum Ende des Tunnels geschleust. Erst hier wurden sie wieder sie selbst. Der Sog verebbte, und sie gelangten zum Ausgang.
    Der Anblick, der sich ihnen bot, war allerdings niederschmetternd. Zu Hause hatten eine warme, freundliche Sonne, saftiges grünes Gras und ein üppiger Wald ihr Auge erfreut. Vögel hatten gezwitschert, blaue Seen und sprudelnde Bäche zum Baden eingeladen. Vor allem aber hatte es Menschen gegeben, Massaren und Vitanten. Hier dagegen war nichts Lebendiges zu entdecken. Eine bläßliche Scheibe hing schief an einem traurig grauen Himmel, der den Betrachter wehmütig stimmte. Kein Gedanke, daß von dort freundliche Sonnenstrahlen zur Erde dringen könnten. Überhaupt wirkte alles ringsum trist und grau, wie von Schimmel oder Spinnweben überzogen. Wo sollte da Vogelgezwitscher herkommen? Und statt blauer Seen gab es nur bräunlichen Morast.
    Sie hielten Ausschau nach einem Lebenszeichen – vergeblich. Kein Haus, keine Rauchfahne, die auf ein Feuer hingedeutet hätte, und schon gar kein Kinderlachen.
    Nur eine gigantische Spur durchzog in Windungen die Einöde, sie schien alles plattgewalzt zu haben.
    Selbst Ol, der als Raumflieger schon so manchen unwirtlichen Planeten gesehen hatte, war erschrocken. Wie sollen wir uns hier bloß behaupten, dachte er. Doch er verbarg seine Betroffenheit, tat, als sei alles normal.
    Zum Glück nahmen die Kinder die Sache nicht so tragisch. Zwar gefiel ihnen diese Landschaft genausowenig, aber sie wurden durch die breite Spur abgelenkt, deren Ursache sie sich nicht erklären konnten.
    »Sie rührt von nichts anderem als dem Tunnel her«, sagte Ol, »der Eingang hat sich über die Jahrtausende durch den riesigen Druck beträchtlich verschoben. Wenn ich nur wüßte, wo wir genau sind.«
    »Und der Schutzschild um den Elming«, fragte Mo, »was ist aus dem geworden?«
    »Den gibt es nicht mehr, die Energie für das Magnetfeld fehlt.«
    »Wenn wir dieser Spur folgen, müßten wir aber irgendwann zu dem Platz kommen, wo der Elming war und wo unser Haus stand«, sagte Viola hoffnungsvoll.

    »Da befindet sich doch nichts mehr«, wandte Mo ein, »wir sollten besser versuchen, zur Erde zu gelangen, nach Atlantis.«
    Er hatte nicht vergessen, daß Ol anfangs von dieser Möglichkeit gesprochen hatte.
    »So einfach geht das nicht«, erwiderte Violas Vater, »erst muß der Weg zur Erde wieder frei sein.«
    »Aber wann ist das, und wie sollen wir es erfahren, wenn wir nicht am Tunneleingang bleiben?« beharrte Mo.
    »Bis es soweit ist, wird einige Zeit vergehen«, erklärte Ol. »Vielleicht haben wir Glück und brauchen uns nicht allzu weit zu entfernen. Es sieht aus, als habe sich der Tunnel in Schlingerbewegungen einfach nur hin und her gewälzt.«

DIE FLUGMOLCHE
    Der erste Schritt ins Freie brachte einen unvorhergesehenen Sturz mit sich. Sie glaubten, festen Boden unter den Füßen zu haben, versanken aber bis über die Knöchel im Staub, stolperten und fielen hin. Doch sie fielen weich, die graue Masse nahm sie fast schmeichelnd in Empfang. Nur stob der Schmutz in so dichten Wolken auf, daß es ihnen regelrecht den Atem benahm. Die drei husteten, spuckten und richteten sich ziemlich ärgerlich wieder auf. Das fing ja gut an!
    Ihre Kehlen waren ausgetrocknet, und ihr erster Gedanke galt dem Aufspüren von Wasser. Um sich sattzutrinken und, wenn möglich, zu waschen. Aber sie konnten keinen Bach, Fluß oder gar See entdecken. Nur graue, trockene Ödnis.
    »Viola hat recht, wir sollten dieser Spur folgen«, sagte Ol. »Hier ist der Boden wenigstens glattgewalzt, und der Staub liegt nicht ganz so hoch. Vielleicht erreichen wir eine bewohnte Gegend. Wenn nicht, können wir immer noch zum Tunnel zurückkehren.«
    Insgeheim aber dachte er an den Bach, der in der Nähe des Elmings geflossen war, an den Teich hinter ihrem Haus und an das Haus selbst. Steinbauten aus der Vergangenheit der Irena hatten viele Jahrhunderte überdauert. Warum sollten Gebäude der neueren Epochen, die aus unverwüstlichem Kunststoff gefertigt waren, nicht Jahrtausende überstehen.
    Sie stapften los, bemüht, nicht so viel Staub aufzuwirbeln.

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