Die Riesin Arachna
einzudringen. Ihr habt doch gehört, was No gestern passiert ist.«
»Ach, ist ja alles gut gegangen, und wir sind viel vorsichtiger als er. Wir wollten…«
Doch was sie wollten, konnte das Mädchen nicht mehr darlegen. Mit einemmal war ihr das Wort abgeschnitten, und sie merkte, wie sie leicht wurde, gewissermaßen Flügel bekam.
Aber auch ihr Vater und Mo verspürten dieses Gefühl. Zu spät begriff Ol, daß sie in den Sog geraten waren wie gestern No, und daß sie in der Falle saßen. Ja, die drei waren genau an der Stelle, an der Mos Bruder einen Tag vorher verschwunden war, von der Anziehungskraft des Tunnels erfaßt worden, gegen die sie sich nicht wehren konnten.
Sie wurden in die Zukunft entführt, und keiner von ihnen wußte, wo sie landen würden.
DIE WÄNDE HABEN OHREN
Auch Vi und No hatten ihre Diskussion letzten Endes abgebrochen, ihnen war aufgefallen, daß Ol gleichfalls das Haus verlassen hatte.
»Er ist zum Elming«, sagte Vi, »wo sollte er sonst hin. Ich hab keine Ruhe!«
Sie ließ alles stehen und liegen und rannte zusammen mit No ihrem Mann hinterher. Sie kamen gerade noch zurecht, um von der unsichtbaren Wand aus das Verschwinden der drei beobachten zu können. Vi war verzweifelt, zumal es ihr nicht gelang, den Schutzschild zu durchbrechen. Sie befanden sich an einer Stelle, wo er noch keine Lücke hatte.
Nun hielt sie wenigstens No am Arm fest, denn sie wollte nicht, daß auch er sich noch davonmachte. Ol ist klug und bewandert in diesen Dingen, sagte sich Vi immer wieder, er wird bestimmt einen Ausweg finden. Selbst in dieser ungewöhnlichen Situation. Ich darf nur nicht in Panik geraten, die Nerven verlieren. Und sie setzte sich erst einmal ins Gras, um gründlich zu überlegen.
»Die Skaphander«, sagte No plötzlich, »vielleicht können wir mit ihnen etwas ausrichten. Ich bin ja gestern schon damit geflogen.«
»Es sind aber nur zwei, also zu wenig, um die andern zurückzuholen. Außerdem haben sie keine große Reichweite.«
»Besser als gar nichts. Was sollen wir sonst tun?«
»Gut«, erwiderte Vi, »gehn wir wieder nach Hause. Ich will sehen, wo Ol sie hingepackt hat.«
Diese Fluganzüge, in denen man wie Superman durch Raum und Zeit sausen konnte, waren aber nicht nur die letzte Hoffnung für die beiden, sie hatten auch im Synchronautikzentrum für Aufregung gesorgt. Vor allem durch die Tatsache, daß Ol sie angeblich brauchte, um den Jungen No aus der Zukunft zurückzuholen. Or, der Direktor des Zentrums, hatte das zunächst gar nicht glauben wollen.
Or war einer der obersten Herrscher auf der Irena, und er hatte nur eine Sorge: die Macht der Massaren zu sichern und alles, was von anderen Planeten kam, unter Kontrolle zu halten. Ol, einer seiner geschicktesten Tunnelpiloten, war zu seinem Leidwesen ein Vitant, das heißt ein Angehöriger jener Gruppe von Leuten, die mit der Erde gute Beziehungen aufnehmen wollten. Ein Plan, der den Massaren überhaupt nicht gefiel, denn sie waren auf Eroberung aus.
Deshalb mußte man nach Ors Meinung auch auf Ol aufpassen, durfte ihm nicht zuviel erlauben. Andererseits war er aber der beste Techniker auf der Irena und kannte sich hervorragend mit dem Tunnelsystem aus. Die Massaren konnten kaum auf sein Wissen verzichten.
Als Ol dem Direktor von den sonderbaren Veränderungen im Hauptschacht berichtete, war dieser aufs höchste beunruhigt. Nur deshalb gab er die beiden Zeitanzüge heraus – der Pilot sollte der Sache auf den Grund gehen. No war ihm dagegen egal. Mit ihm konnte er sowieso nichts anfangen, weshalb sollte er sich seinetwegen aufregen.
Or war gespannt, was Ol herausfinden würde, gleichzeitig mißtraute er ihm aber. Nachdem Violas Vater gegangen war, gab er sofort Anweisung, die Angaben zu überprüfen und bis auf weiteres alle Flüge zur Erde einzustellen. Dann rief er jedoch Din und Nel zu sich, zwei seiner Untergebenen. Sie waren seine Männer für schwierige Aufgaben und schon öfter mit heiklen Aufträgen betraut worden.
Din und Nel zeichneten sich durch ihren Eifer aus, hatten zuletzt aber gründlich versagt. Als es nämlich darum gegangen war, die Rückkehr mehrerer Erdenbewohner zu verhindern: des Jungen Kostja, des Geologen Viktor Stepanowitsch, des Jägers Kusmitsch und des bereits erwähnten Einbeinigen Seemanns Charlie Black. Damals waren sie von Ol geschickt hinters Licht geführt worden, was sie ihm bis jetzt nicht verziehen.
Auf diese Niederlage spielte der Direktor an, als er die beiden zwar
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