Die riskante Affaere
lackiert, die Finger unberingt. Wie das übrige Personal war sie in Schwarz gekleidet, eine schlichte Bluse und Hose, dazu bequeme modische Schuhe.
Das einzig Auffällige an ihr waren die großen silbernen Kreolen, die an ihren Ohrläppchen baumelten.
»Wie sind Sie an den Job gekommen?«, erkundigte sich Ally.
Frannie nahm einen Zug von ihrer Zigarette. »Na ja, ich hing vorher schon viel in Bars rum, und als ich dann eine richtige Arbeit suchte, hat Jonah mir die Stelle angeboten. Er hat mich erst drüben im ›Fast Break‹ eingearbeitet. Die Arbeit ist okay. Man braucht ein gutes Gedächtnis und Menschenkenntnis. Wollen Sie auch an die Bar?«
»Ich sollte erst mal zusehen, dass ich es eine Schicht lang durchhalte, statt schon nach einer Beförderung zu schielen.«
»Sieht doch so aus, als ob Sie mit allem ganz gut klarkommen.«
Ally lächelte Frannie in die nachdenklichen Augen. »Finden Sie?«
»Für meinen Job braucht man eine gute Beobachtungsgabe. Und die sagt mir, dass Sie nicht zu den Menschen gehören, die sich in ihrem Leben mit Tischabräumen zufriedengeben.«
»Irgendwo muss man anfangen. Und von irgendwas muss man schließlich seine Miete bezahlen.«
»Das brauchen Sie mir nicht zu sagen.« Aber Frannie hatte sich bereits ausgerechnet, dass allein Allys Schuhe wahrscheinlich die Hälfte dessen gekostet hatten, was sie jeden Monat für ihre Miete hinblätterte. »Na, jedenfalls müssen Sie sich an Jonah halten, wenn Sie die Karriereleiter rauf wollen. Doch das wissen Sie wahrscheinlich selbst.« Frannie ließ die Zigarette fallen und zertrat sie mit dem Absatz. »Muss wieder rein. Wenn ich überziehe, ist Pete sauer.«
Wenn die Exhure von Jonah redete, ließ sie eine Art Besitzerstolz erkennen. Vielleicht hat sie ja was mit ihm, überlegte Ally, während sie ebenfalls wieder hineinging. Was angesichts der Tatsache, dass er seine schützende Hand so über sie hielt, durchaus denkbar war.
Als Geliebte und vertrauenswürdige Angestellte hätte Frannie jede Gelegenheit, potenzielle Opfer auszuspähen und die Informationen unbemerkt weiterzugeben. Von der Bar aus hatte man den Eingang im Blick. Jeder, der den Club betrat und ihn wieder verließ, musste an Frannie vorbei.
Die Leute bezahlten bei ihr mit ihren Kreditkarten, und die Namen und Kontonummern führten zu ihren Adressen.
Es konnte nicht schaden, Frannie genauer unter die Lupe zu nehmen.
Jonah hatte von seinem Büro im ersten Stock aus ebenfalls seine Beobachtungen angestellt. Er wusste genug über Betrügereien, um sich ausrechnen zu können, wer als potenzielles Opfer infrage kam. Er hatte sich drei Kandidaten herausgesucht, die auf seiner Liste gestanden hätten. Als er dann an Tisch sechzehn auch noch die Cops entdeckte, fuhr er mit dem Aufzug nach unten.
»Sie sind zufrieden?«
Die Frau strahlte ihn an und strich sich mit einer Hand das blond gesträhnte Haar aus dem Gesicht. »Es ist wirklich wunderbar hier. Bob und ich haben heute zum ersten Mal seit Wochen endlich mal wieder Zeit füreinander.«
»Freut mich, dass Sie sich für mein Lokal entschieden haben.« Jonah legte Bob freundlich eine Hand auf die Schulter und beugte sich zu ihm hinunter. »Ein kleiner Tipp: Lassen Sie nächstes Mal die Polizistenschuhe zu Hause, die verraten Sie. Trotzdem noch einen schönen Abend.«
Beim Weggehen hörte er, wie die Frau auflachte.
Er trat an den Tisch, den Ally gerade abräumte. »Na, wie läuft’s?«
»Bisher habe ich noch kein Tablett fallen lassen.«
»Und jetzt wollen Sie von mir eine Gehaltserhöhung, stimmt’s?«
»Vielen Dank, aber in dieser Hinsicht halte ich mich lieber an meinen Tagesjob. Die Straße aufzuräumen macht mir nämlich bedeutend mehr Spaß als Tische.« Gedankenverloren legte sie sich eine Hand ins Kreuz und bog den Rücken durch.
»Um elf schließt die Küche, dann wird es ein bisschen ruhiger.«
»Dem Himmel sei Dank.«
Bevor sie dazu kam, das Tablett hochzuheben, legte er ihr eine Hand auf den Arm. »Haben Sie eben da draußen Frannie in die Mangel genommen?«
»Wie bitte?«
»Sie ging raus, Sie gingen raus, sie kam rein, Sie kamen rein.«
»Ich mache nur meine Arbeit. Immerhin habe ich dem Drang widerstanden, die Angst in ihren Blick zu bringen, und den Gummiknüppel habe ich auch nicht gezückt. Und jetzt lassen Sie mich weiterarbeiten.« Ally hievte das Tablett hoch und wollte sich an ihm vorbeidrücken.
»Ach übrigens, Allison.«
Sie blieb stehen und spürte das Knurren, das in ihrer Kehle
Weitere Kostenlose Bücher