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Die riskante Affaere

Die riskante Affaere

Titel: Die riskante Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Familie sind wir alle ganz groß im Küssen.«
    »Das ist mir auch schon aufgefallen. Trotzdem.« Er schob sie von sich weg.
    »Manchmal bekommst du diese schrecklich sittsamen Anwandlungen. Total süß. Geht es dir gut?«
    »Mit Ausnahme von zwei kleineren Vorfällen«, gab er zurück, wobei er unmissverständlich seine aufgeplatzte Lippe berührte. »Du hast wirklich eine nette Familie.«
    »Ja, sie sind wirklich toll. Bei dem ganzen Trubel vergesse ich manchmal, wie beruhigend und tröstlich es ist zu wissen, dass sie da sind. Und wie sehr ich mich in hundert kleinen Dingen auf sie verlassen kann. Meine Cousinen und Cousins werden sich daran erinnern, wie sie früher als Kinder hier rausgekommen sind oder wie wir uns alle in dieser tollen gotischen Festung von Onkel Gage getroffen haben oder wie wir alle losgezogen sind, um …« Sie unterbrach sich.
    »Um was?«
    »Warte. Sekunde mal.« Sie hielt immer noch seine Hand, während sie die Augen schloss und den Puzzleteilchen erlaubte, an ihren Platz zu fallen. »Man kehrt immer wieder zurück«, murmelte sie. »Man kehrt an Orte und zu Menschen zurück, die einem am meisten bedeuten. Aus diesem Grund besuchen die Menschen ihre Heimatstadt oder fahren an dem Haus vorbei, in dem sie aufgewachsen sind.« Als ihr ein neuer Gedanke kam, öffnete sie die Augen. »Wo hat er seine Kindheit verbracht?« Sie tippte mit einem Finger auf Jonahs Brust. »Wo sind er und seine Schwester groß geworden? Wie haben sie gelebt? Wo war er glücklich? Er muss irgendwohin, er muss einen Ort finden, an dem er sich verstecken, wo er sein weiteres Vorgehen planen kann. Er ist nach Hause gegangen.«
    Sie wirbelte auf dem Absatz herum und rannte zum Haus.
    Als Jonah sie einholte, war sie bereits in der Küche am Telefon und wählte eine Nummer. »Was machst du?«
    »Meinen Job. Warum ist mir das nicht schon längst eingefallen? Carmichael? Hier ist Fletcher. Sie müssen dringend etwas für mich herausfinden. Ich brauche eine Adresse – die alte Adresse von Matthew Lyle, vielleicht auch mehrere Adressen. Gehen Sie zurück bis in seine Kindheit. Er ist … äh …«
    Sie machte eine Pause, dachte scharf nach. »Er wurde in Iowa geboren, und sie sind ein paarmal umgezogen. Ich kann mich jetzt nicht mehr erinnern, wann er nach Denver kam. Die Eltern sind tot. Ja, Sie können mich unter dieser Nummer erreichen.« Sie wiederholte sie. »Oder auf meinem Handy. Danke.«
    »Du glaubst, er ist nach Hause gegangen?«
    »Um sein seelisches Gleichgewicht auch nur einigermaßen wiederzufinden, muss er sich seiner Schwester nahe fühlen.« Ally ging in der Küche auf und ab, während sie versuchte, sich Einzelheiten aus seiner Akte in Erinnerung zu rufen. »Obwohl er sich als ihr Beschützer fühlte, war er psychisch abhängig von seiner Schwester. Das haben die psychologischen Untersuchungen ergeben. Sie war sein Halt, die einzige Konstante in seinem Leben. Nach der Scheidung der Eltern wurden die Kinder herumgeschubst, was auch nicht besser wurde, als die Mutter zum zweiten Mal heiratete – ganz im Gegenteil. Der Stiefvater war … verdammt.«
    Sie presste ihre Finger an ihre Schläfen, als ob sie sich so besser erinnern könnte. »Ein ehemaliger Mariner. Zwanghaft korrekt. Er hat zu Hause ein straffes Regiment geführt und den pummeligen Jungen wie auch die heiß geliebte Schwester offenbar ziemlich hart rangenommen. Zum Teil rührt Lyles Autoritätskomplex von diesem chaotischen Familienleben her, dem untauglichen Vater, der passiven Mutter, dem übertrieben strengen Stiefvater. Ein sehr instabiles Fundament«, schloss sie, während sie auf und ab ging. »Lyle ist intelligent, er hat einen hohen IQ, aber emotional und sozial ist er vollkommen unfähig. Seine Schwester war der einzige Mensch, dem er Gefühle entgegenbringen konnte. Die größten Probleme mit der Polizei hatte er kurz nach ihrer Heirat.«
    Ally schaute auf die Uhr, drängte Carmichael in Gedanken zur Eile. »Aber seine Schwester hielt trotz allem zu ihm, und offenbar gelang es ihnen, die zwischen ihnen entstandene Kluft zu überbrücken.«
    Als das Telefon klingelte, war sie mit einem Satz dort und hob ab. »Fletcher. Ja, was haben Sie?« Sie schnappte sich einen Stift und begann etwas auf dem Telefonblock zu notieren. »Nein, nicht außerhalb der Staatsgrenzen. Er muss in der Nähe bleiben. Darf nicht loslassen.« Sie legte die Hand über die Sprechmuschel. »Tu mir einen Gefallen, Blackhawk. Würdest du meinem Vater sagen, dass ich

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