Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
du.« Er reichte Timur Ritas Uhr.
    »Was sollen wir denn überhaupt machen?«, erkundigte sich Meloman etwas verzagt.
    Chris hob den Arm und deutete auf die lukenartigen Einstiege, die sich etwa fünf Meter über uns befanden und in finstere Tunnels zu führen schienen.

    »Wir werden diese einladenden Gänge mal genauer inspizieren und mit den Wesen Bekanntschaft schließen, die darin wohnen.«
    Meine Eingeweide krampften sich zusammen. Beim Anblick der schwarzen Löcher in der Gitterwand musste ich an einen gigantischen Ameisenhaufen denken. Es hätte mich nicht gewundert, wenn im nächsten Moment monströse Insekten daraus hervorgekrabbelt wären.
    »Vorwärts!«, befahl Chris knapp und begann an der Wand emporzuklettern.
    Bevor ich ebenfalls in das stählerne Gitter stieg, trennte ich noch die Ärmel meiner Jacke ab und warf sie in den Schnee. Wenn sich dort oben tatsächlich jemand verbarg, würde es sicherlich einen Kampf geben.
    Die Gitterwand war wie eine überdimensionale Leiter und ließ sich mühelos erklimmen. Schon wenige Augenblicke später stand ich mit Meloman und Maljok im Eingang zu einem engen Tunnel. Wie die gesamte Kuppel bestand der Tunnel aus einem Gittergeflecht, dessen Maschen jedoch viel enger gewoben waren als jene an der Wand. Man konnte problemlos darüberlaufen, ohne mit den Füßen hindurchzurutschen. Das orangefarbene Licht drang nur wenige Meter von außen in den Tunnel ein und verlor sich bald im Dunkel des Ganges.
    »Ich gehe voraus«, verkündete überraschend Maljok.
    Eine Weile verlief der Tunnel horizontal und entfernte sich so immer weiter von der Innenwand der Kuppel. Dann bog er fast rechtwinklig ab und führte nach oben.
    Kalte Finsternis umhüllte uns. Durch die Gitterwände drang kein Laut. Ab und zu passierten wir leise brummende Apparate, die in der Dunkelheit kaum auszumachen waren. Mehrmals vernahm ich ein Geräusch, das an
das Plätschern langsam fließenden Wassers erinnerte. Und einmal ertönte ein hohles Klirren, als würden Glasscherben zusammengekehrt.
    »Zwanzig Minuten sind schon vorbei«, flüsterte Meloman, der vor mir ging.
    »Woher weißt du denn das so genau?«, fragte ich verwundert.
    »Na ja... ähm, ich singe im Stillen vor mich hin«, sagte er verlegen.
    »Was? Du singst vor dich hin?«
    »Ja. Das mache ich immer, wenn ich Musik höre. Jetzt bin ich mit dem vierten Lied fertig. Und jedes Lied dauert etwa fünf Minuten.«
    »Kannst du auch laut singen?«
    »Um Himmels willen, nein!«, erwiderte Meloman entrüstet. »Ich singe völlig falsch. Und wir wollen hier doch kein Aufsehen erregen, oder?«
    Ich unterdrückte ein Lachen, obwohl das im Grunde nicht nötig war. Unsere Schritte auf dem Metallgitter konnte man bestimmt aus zweihundert Metern Entfernung hören.
    »Was meinst du, wozu dienen diese Gänge?«, fragte ich.
    Meloman überlegte ein paar Sekunden, bevor er antwortete. »Zur Instandsetzung. Hier sind überall Vorrichtungen und Geräte. Vermutlich dienen sie dazu, den Himmel über den Inseln zu erzeugen. Und diese Anlagen müssen hin und wieder gewartet und repariert werden.«
    »Ja, kann sein … Mich würde interessieren, wo unser Sprengsatz wohl gelandet ist, dass hier gleich sämtliche Anlagen ausgefallen sind.«

    »Das würde ich auch gern wissen.«
    Das Stahlgitter ächzte unter unseren Sohlen. In einer lang gezogenen Biegung führte der Gang nun wieder zurück.
    Plötzlich fluchte Meloman und blieb abrupt stehen, sodass ich gegen seine Schulter rempelte.
    »Da vorn ist Licht«, flüsterte Maljok kaum hörbar.
    Auf das Gitter der Tunneldecke fiel ein orangefarbener Lichtschein.
    »Sieht so aus, als seien wir wieder an der Innenwand der Kuppel herausgekommen«, hauchte Meloman genauso leise. »Nur an einem Punkt, an dem ein Scheinwerfer steht.«
    Das war einleuchtend. Mir fiel auf, dass der orangefarbene Lichtschein mal heller und mal dunkler wurde, so als würde sich zwischen dem Scheinwerfer und uns etwas bewegen, das Schatten warf. Ein riesiges Wesen mit sechs Beinen und Chitinpanzer …
    »Lasst mich vorbei«, sagte ich und zog mein Schwert aus dem Gürtel. »Jetzt gehe ich voran.«
    Meloman erhob keinen Widerspruch. Ich hatte den Eindruck, dass auch ihm das seltsame Flackern des Scheinwerferlichts aufgefallen war.
    Auf Zehenspitzen folgte ich der Biegung des Tunnels, in dem es nun immer heller wurde. Die Gesichter von Meloman und Maljok konnte ich schon wieder klar erkennen, als ich mich kurz nach ihnen umwandte. Vor mir erblickte

Weitere Kostenlose Bücher