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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Verrückten Kapitäns begegnet waren, das heißt, seinem Trugbild.
    Die Sonne nahm nun wieder ihr gewöhnliches Aussehen an. Dafür veränderte sich der Himmel: Er wurde so tiefblau, rein und durchsichtig, wie man es nur aus dem Hochgebirge kennt. Ein paar letzte, versprengte Wolken verschwanden spurlos in diesem intensiven Blau, als würden sie von unsichtbarer Hand ausradiert. Danach wurden mit behändem Pinselstrich zwei sich kreuzende Regenbögen in den wolkenlosen Himmel gemalt. In ihrem Schnittpunkt hing die Sonne, wie im Visierkreuz eines überdimensionalen Zielfernrohrs.
    Jetzt musste eigentlich etwas völlig Unerwartetes passieren! Das war mir ebenso klar wie die Tatsache, dass der Effekt unseres Sprengstoffanschlags die kühnsten Erwartungen übertroffen hatte.
    Der Himmel wurde immer heller, bis er schließlich fast weiß erschien. Die Sonne verblasste und verlor sich im Farbenspiel der Regenbogen. Ja, ich hatte den Eindruck, dass die Luft selbst zu leuchten begann, denn auf den Schnee fielen bläuliche Lichtreflexe, die mir ebenfalls bekannt vorkamen. Aber ich hatte mich getäuscht. Das bläuliche Licht ging von unserer Burg aus, von jener dünnen Schicht aus Eis und gepresstem Schnee, die ihre Mauern überzog und das flirrende Licht reflektierte.
    Und dann legte die Burg ihre Maske ab.
    Die rosa Farbe wurde abgewaschen.
    Die Marmorverkleidung der Mauern verschwand.
    Die Burg des Scharlachroten Schildes auf der Insel Nr. 36 zeigte ihr wahres Gesicht. Die Mauern bestanden aus quadratischen Blöcken eines grauen, körnigen Materials, das an Styropor erinnerte. Die Burg sah nicht mehr
wie eine mittelalterliche Festung aus, sondern wie ein schon vor Jahren aufgegebener Rohbau.
    Vor diesen schmutzigen, von nassem Schnee bedeckten Mauern standen wir nun, wir Ritter der Vierzig Inseln, wir Jungen und Mädchen von der Erde.
    Teils hoffend, teils bangend, betrachtete ich mein Schwert, ob es sich nicht auch verändern würde. Vorläufig jedoch blieb es das, was es war, ein entzückendes Holzspielzeug aus einem Kindermärchen. Aber unter dem Holz konnte ich bereits den Stahl fühlen.
    »Wo seid ihr denn nun, ihr Mistkerle?«, zischte Timur. »Zeigt euch gefälligst!«
    Die Kälte spürten wir nicht mehr. Wir standen in echtem Schnee unter einem künstlichen Himmel und warteten, was passieren würde.
    Die Sonne verschwand. Die Regenbogen verloschen. Der blassblaue Himmel wirkte leer und kalt, wie im Halbdunkel einer Polarnacht. Alles Leben schien aus ihm gewichen, als hätte man ein frisch gemaltes Aquarell mit einem Schlauch abgespritzt.
    »Schaut, da fliegen sie!«, platzte Timur plötzlich heraus.
    Am Himmel zeigte sich ein silbriger Punkt, der allmählich größer wurde, sich zu einer Scheibe auswuchs. Eine solche Erscheinung hatte vermutlich auch Ilja gesehen, als wir versucht hatten, mithilfe des Spiegels eine Regel des Großen Spiels zu umgehen. War das womöglich eine fliegende Untertasse im Landeanflug?
    Mit einem Mal fühlte ich Erleichterung in mir aufsteigen. War nun alles vorbei? Sei’s drum! Eure Gesetze, Inseln und Burgen bin ich leid, dachte ich. Mein einziger Wunsch war, dass nun alles zu Ende ginge, egal was das
für mich bedeuten würde, ob Rückkehr nach Hause, Tod oder Gefangenschaft.
    Der silbrige Fleck über unseren Köpfen wuchs und wuchs. Es sah so aus, als würde diese Untertasse geradewegs auf uns herabstürzen. Aber nein, sie bewegte sich nicht genau auf uns zu, sondern ein Stück seitlich, man hätte meinen können, dass sie inmitten der Inseln landet.
    Der metallische Kreis am Himmel wurde so riesig, dass ich unwillkürlich den Kopf einzog. Plötzlich begriff ich, dass die Silberscheibe zwar ständig im Durchmesser wuchs, dabei jedoch nicht näher kam. Sie vergrößerte sich auch nicht vor dem Hintergrund des Himmels, sondern verdrängte diesen gleichsam vom Zenit her in Richtung des Horizonts. Es handelte sich auch keineswegs um eine Scheibe, sondern um eine Kuppel, die uns überspannte. Die blaue Hülle, die zuvor der Himmel gewesen war, glitt von der Kuppel herab nach unten.
    Dieses Gewölbe, das wir bislang für den Himmel gehalten hatten, wies keinerlei Ähnlichkeit mit dem endlosen Raum des Weltalls auf, sondern bestand, soweit wir das aus der Entfernung erkennen konnten, aus quadratischen und rautenförmigen Gitterplatten, die zwischen Stahlträgern aufgespannt waren. Dazwischen waren in unregelmäßigen Abständen orangefarbene Scheinwerfer angebracht.
    Die Inseln waren in etwa

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