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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Monolog ironisch.
    »Gibt es auch Inseln, auf denen niemand wohnt?«, setzte ich unbeirrt fort. »Wie sehen die Außerirdischen aus, wer hat sie gesehen? Gibt es hier Vögel, wenn ja, wo kommen sie her? Funktioniert hier ein Kompass? Das überprüfe ich selbst. Welche nützlichen Dinge gibt es auf den Inseln? Bei uns hat zum Beispiel ein Junge einen Disc-Man.«
    »Bei uns gibt es auch einen, aber die Batterien sind leer. Man …« Inga verstummte plötzlich, zupfte mich am Sweatshirt und zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf den Rand der Balustrade. »Wieso ist denn das Seil auf einmal so straff?«
    Erstaunt betrachtete ich das über den Abgrund gespannte
Tau. Es war nicht nur straff gespannt, vielmehr waren in der Mitte bereits einzelne Stränge gerissen und standen nach allen Seiten ab. Leise ächzend drohte das Seil in jedem Moment zu reißen.
    »Wir sind schön doof«, murmelte ich und machte mich an dem Knoten zu schaffen, mit dem Inga das Seil am Geländer festgebunden hatte. »Die Brückenhälften driften immer noch auseinander und spannen das Seil immer stärker an. Wir müssen es lockern.«
    Der Knoten ließ sich nicht lösen. Das zum Bersten gespannte Seil hatte seine Windungen zu einer konturlosen Kugel zusammengezogen, an der ich keinen Ansatzpunkt fand. Mit aller Kraft krallte ich meine Finger in den Knoten hinein, versuchte, ihn aufzuziehen. Vergebens. Nur meine Fingernägel brachen ab.
    »Ich muss zurückklettern«, entschied ich.
    Das Seil fühlte sich hart wie Stahl an.
    »Dima, bleib hier!«, rief Inga, aber ich war bereits unterwegs.
    Hastig hangelte ich mich voran, während über mir das Seil immer bedrohlicher zu knarzen begann.
    »Du Idiot! Was du tust, ist nicht mutig, sondern dumm!«, keifte Inga hinter mir her, doch Sekunden später kam ich bereits auf der anderen Seite an und hatte wieder festen Boden unter den Füßen.
    »Ach was«, gab ich munter zurück, »so leicht reißt ein Nylonseil auch wieder nicht. Außerdem, hätte ich denn bis zum Morgen warten sollen? Es ist doch alles gut gegangen.«
    In diesem Augenblick gab es einen dumpfen Knall, und das Seil riss entzwei. Das Ende, das auf meiner Seite befestigt war, schnalzte mir gegen die Hand.

    »Aua!«, zischte ich, mit der schmerzenden Hand in der Luft wedelnd.
    »Tut’s weh?«, fragte Inga erschrocken.
    »Nein, ist nicht schlimm.«
    »Schade«, quittierte sie diesmal boshaft.
    »Sei nicht sauer«, sagte ich. »Wir treffen uns übermorgen Nacht wieder hier, okay?«
    Inga kniete sich hin und begann, das Seil auf ihrer Seite loszubinden.
    »Aber bring selbst ein Seil mit!«, rief sie streng.
    »Zu Befehl!«
    »Und sieh zu, dass du nicht gerade auf dieser Brücke Wache schieben musst«, fügte sie hinzu. »Es könnte gut sein, dass ich wieder hier auftauche.«
    »Stimmt, da hast du recht.«
    Zu mir gewandt schien Inga noch etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders und schwieg. Eine abschätzige Grimasse schneidend, packte sie die Überreste des Seils und ihre Laterne und stapfte grußlos von dannen.
    Mir war schleierhaft, warum sie beleidigt war. Schließlich hatte sie doch selbst gesagt, dass wir etwas riskieren müssten.
    Maljok schien zu schlafen, als ich in meine Kammer zurückkam. Und kaum hatte ich mich auf meinem Bett ausgestreckt, sank ich ebenfalls in einen tiefen, jedoch viel zu kurzen Schlaf.
     
    »Dimka, aufstehen!«, krähte mir jemand am nächsten Morgen ins Ohr und rüttelte mich an der Schulter.
    Draußen schien die Sonne, und von der nächtlichen Kälte war nichts mehr zu spüren. Meine Decke, die ich
offenbar im Schlaf abgestreift hatte, lag am Boden. Am Rand meines Bettes saß Maljok.
    »Gehen wir frühstücken«, sagte er munter.
    Ich setzte mich auf und rieb mir die vom Schlaf verklebten Augen. Zappelig malte Maljok mit dem nackten Fuß irgendwelche Figuren in die Luft.
    »Warum hast du so rote Augen?«, fragte ich ihn.
    »Ich habe Seife in die Augen gekriegt«, erwiderte er. »Letztes Mal haben sie uns eine besonders beißende Seife geschickt.«
    »Schicken sie auf diese Weise nicht auch mal Bücher oder was Vernünftiges zum Anziehen?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste.«
    »Schade.« Jetzt war ich richtig wach und stand auf. »Gehen wir.«
    Es war ein ganz normales Frühstück, wie in einem Ausbildungslager der Armee. Nur dass wir anstelle von Maschinengewehrattrappen Holzschwerter mit uns herumschleppten und nicht von löchrigen Zeltplanen, sondern von den Marmorwänden des Thronsaals umgeben

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