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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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waren. Und schwarzen Kaviar gab es in einem Militärlager natürlich auch nicht. Feierlich, mit wichtigen Mienen kamen die Mädchen herein und stellten eine monströse Kristallschüssel auf den Tisch, in der sich ein riesiger Berg der kleinen, schwarzen Fischeier türmte.
    »Seht nur, was sie uns heute geschickt haben!«, rief Lera begeistert.
    Lebhaftes Getuschel erhob sich im Saal.
    »Kaviar hatten wir zuletzt vor einem Monat«, nörgelte Timur. »Die sind ganz schön geizig, diese Fremdplanetarier.«
    Während ich mir einen großen Löffel Kaviar auf den
Teller häufte, dachte ich, dass auf diesem Planeten eigentlich wir die Fremdplanetarier waren.
    Mein Tischnachbar Sershan lud sich ebenfalls eine gewaltige Portion Fischeier auf den Teller und wandte sich dann an Lera, die immer noch neben dem Tisch stand und zufrieden beobachtete, wie wir zulangten.
    »Sag mal, Lera, hast du den Kaviar höchstpersönlich abgelaicht, weil du gar so stolz dreinschaust?«, fragte er und handelte sich damit einen mahnenden Klaps von Chris auf den Hinterkopf ein.
    Die blonde, mollige Lera war zu Tode beleidigt und ignorierte demonstrativ Sershans kleinlaute Entschuldigung. Sershan war kein schlechter Kerl, aber sein loses Mundwerk produzierte wie am Fließband Sticheleien, die er den anderen Inselbewohnern bei jeder sich bietenden Gelegenheit an den Kopf warf. Chris war die einzige Autorität, die er respektierte.
     
    An diesem Morgen bekam ich zum ersten Mal die Wachbesprechung mit, bei der entschieden wurde, wer auf welcher Brücke Posten bezieht. Zunächst verdonnerte Chris Kostja dazu, in der Burg zu bleiben und den Mädchen beim lange geplanten Großputz zu helfen. Kostja, ein kleiner, hagerer Junge, machte ein Gesicht, als sei er zu fünf Tagen Burgverlies verurteilt worden, wagte aber keinen Widerspruch.
    Sershan, Maljok, Janusch und sich selbst teilte Chris für die Südbrücke ein. Offenbar befürchtete er dort einen neuen Angriff, weshalb er die besten Kämpfer für diesen Wachdienst aussuchte. Die allerbesten. Unwillkürlich blickte ich zu Maljok. Inga hatte recht. Selbst wenn er schon als Wiegenkind mit dem Schwertkampf begonnen
hätte, würde er gegen fast ausgewachsene Kerle unter normalen Umständen keine Chance haben.
    Mir wurde zusammen mit dem Langen Igor, dem »normalen« Igor und Romka die Bewachung der Ostbrücke aufgetragen. Tolik, Meloman, Ilja und Timur wurden zur Westbrücke abkommandiert.
    Chris schritt unsere Reihen ab und inspizierte die Waffen. Für mich hatte man ein mittellanges Schwert mit breiter, gerader Klinge, Parierstange und einem Griff mit Handschutz ausgesucht. Timur war der Meinung, dass es für einen Anfänger am besten geeignet sei. Es fiel mir immer noch schwer, zu glauben, dass dieses hübsche Holzspielzeug sich im Kampf in eine richtige Waffe verwandeln würde.
    »So weit alles in Ordnung«, sagte Chris und blickte prüfend zur Sonne. »Gehen wir, die Brücken werden sich bald schließen.«
    »Ja, gehen wir«, wiederholte Sershan mit seltsamer Ironie. »Nur leider ist Maljok verschwunden.«
    Chris verzog das Gesicht. »Muss das sein? Immer diese Disziplinlosigkeit«, brummte er.
    Da kam Maljok angelaufen. »Ich musste nur noch schnell etwas trinken«, erklärte er geschäftig.
    Chris nickte. »Gut, gehen wir endlich. Und Timur, tausch du bitte mit Dima den Platz. Die Ostbrücke ist zu gefährlich für ihn, er kämpft noch nicht gut genug.«
    Timur hatte keine Einwände, und mir war es egal: Hauptsache, ich musste nicht zur Südbrücke, wo ich auf Inga hätte treffen können. Auf ihrer Insel schien es nicht allzu galant zuzugehen. Bei uns jedenfalls nahmen die Mädchen nicht an den Gefechten teil, obwohl sie durchaus mit dem Schwert umgehen konnten. Vor dem Frühstück
hatte ich selbst zugesehen, wie Rita und Timur eine Runde fochten, nur zur Übung natürlich, die Schwerter waren aus Holz geblieben.
    Chris klopfte Maljok, der unruhig von einem Fuß auf den anderen hüpfte, kräftig auf die Schulter: »Vorwärts, jetzt kannst du dich austoben!«

9
    DAS UNGLÜCK
    Noch unter dem Eindruck des gestrigen Kampfes hatte ich mich innerlich darauf eingestellt, dass mir heute etwas Ähnliches blühte. Allerdings lag ich damit völlig falsch! Ohne jede Eile schlenderten wir bis zur Mitte der Brücke. Dort hatten sich bereits drei Jungen von der Insel Nr. 12 eingefunden und es sich bequem gemacht. Ich traute meinen Augen kaum, als ich bemerkte, dass einer von ihnen ein Schwarzer war. Noch während

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