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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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über einen belanglosen alten Hut. »Das ist eigentlich ganz einfach. Es gibt drei Hauptregeln: Man darf nicht weiterspielen, nachdem die Brücken getrennt wurden, man darf nicht absichtlich verlieren, und man darf nicht zum Himmel blicken, wenn die Sonne untergeht.«
    So erfuhr ich also zum ersten Mal von den Regeln des Großen Spiels, wenn mir deren Sinn auch, gelinde gesagt, schleierhaft blieb.
    Inzwischen hatte Maljok eines der Holzschwerter von der Wand genommen und drückte es mir in die Hand. Es sah unglaublich echt aus. Am ausgestreckten Arm hielt ich es vor mir und betrachtete es fasziniert.
    »Es ist das Schwert von Timur«, sagte Maljok, »aber du bekommst ein genauso schönes. Chris hat versprochen eines für dich auszusuchen.« Unerwartet ernst fügte er hinzu: »Um ehrlich zu sein, mit Waffen sieht es bei uns eher mau aus.«
    Nun hatte ich also zum ersten Mal eine Waffe des Großen Spiels in der Hand. Zärtlich ließ ich die Holzklinge des schönen Schwerts durch meine Hand gleiten.
    Ich sah Maljok erwartungsvoll an: »Und jetzt erklärst du mir alles ganz genau, ja?«

4
    DIE SÜDBRÜCKE
    Die Geschichte, die Maljok mir erzählte, war idiotisch, lächerlich und beängstigend zugleich. In einem Meer oder in einem Ozean, vielleicht sogar auf einem vollständig mit Wasser bedeckten Planeten, gab es vierzig kleine Inseln; auf jeder erhob sich eine Burg mit eigenem Emblem und eigenem Namen. Jede Insel, genauer gesagt jede Burg, war durch Brücken mit drei Nachbarinseln verbunden.
    Unsere Nachbarinseln trugen die Nummern 12, 24 und 30, beim Namen genannt waren es die Inseln der Fröhlichen Brüder, des Heißen Wassers und der Schwarzen Sterne. Dem Eiland, auf das es mich verschlagen hatte, war die Nummer 36 zugedacht. Auf jeder Insel lebten etwa zehn bis zwanzig Jungen und Mädchen, die auf dieselbe Art und Weise wie wir dort gelandet waren. Alle zusammen spielten das Große Spiel. Was das für ein Spiel war? Na - so eine Art Ritterspiel. Man kämpfte mit Schwertern und Dolchen aus Holz und versuchte, die Nachbarinseln zu erobern.
    »Wozu eigentlich?«, fragte ich spontan.
    Geduldig setzte Maljok mich ins Bild: »Sieger ist diejenige Insel, deren Rittern es gelingt, alle vierzig Inseln zu erobern. Und alle Kinder, die auf dieser Siegerinsel leben, dürfen nach Hause zurück. Auf die Erde.«
    »Und wie viele Inseln habt ihr schon erobert?«
    Maljok zuckte mit den Achseln. »Noch keine. Die Insel
Nr. 12 hatten wir zwar schon mal erobert. Aber dann gab es einen Sklavenaufstand.«
    »Was für Sklaven denn?«
    »Na, die Ritter von der Insel Nr. 12. Nachdem wir die Insel erobert hatten, wurden sie unsere Sklaven. Sie mussten für uns kämpfen. Auf die Erde hätten sie sowieso nicht zurückkehren dürfen.«
    Schöner Mist! Da hätte ich auch einen Aufstand gemacht. Für jemand anders das Spiel gewinnen und dann auf den Inseln bleiben müssen, so weit kommt’s noch. Mir schossen so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich völlig den Faden verlor und gar nicht wusste, wo ich zuerst nachhaken sollte. Aber Maljok wirkte ohnehin schon etwas genervt von meiner Fragerei.
    »Komm, Dima«, sagte er ungeduldig, »gehen wir vor dem Frühstück noch ans Meer zum Baden.«
    Ja, das Meer! Jetzt fiel mir wieder ein, wie verlockend es am gestrigen Abend in der untergehenden Sonne geglitzert hatte. Es mochte ja sein, dass diese Insel ein Gefängnis war. Aber das Meer war daran gewiss nicht schuld!
    Entschlossen sprang ich aus meinem Bett. »Gehen wir, ich ziehe mir nur was an.«
    »Du solltest deine Jeans abschneiden«, riet mir Maljok mit Oberlehrermiene. »Leih dir von den Mädchen eine Schere und mach dir eine kurze Hose draus. Bei der Hitze …«
    Eigentlich war das kein schlechter Rat, trotzdem hatte ich keine Lust, ihm zu folgen. Irgendwie ging mir die Idee gegen den Strich, denn es hätte ja bedeutet, dass ich mich damit abfinde, für längere Zeit auf der Insel bleiben zu müssen. Unschlüssig hob ich die Schultern und zog den Gürtel meiner Jeans fest.

    »Einen coolen Gürtel hast du da«, flötete Maljok mit Kennerblick.
    Was an meinem Gürtel cool sein sollte, erschloss sich mir nicht. Es war ein normaler brauner Ledergürtel, der nicht einmal besonders gut zu meiner abgewetzten Jeans passte.
    »Er hat eine schöne schwere Schnalle«, dozierte Maljok. »Wenn dir im Kampf mal das Schwert zerbricht, kannst du dich mit dem Gürtel verteidigen.«
    Ich lachte laut auf. Die Schnalle war in der Tat ein Mordinstrument.

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