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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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unsinnigen Antworten aus. Deshalb war Vater Grigori ja auch so außergewöhnlich. Der Starez nahm kein Blatt vor den Mund.
    Rasputin schloss die Augen und schmiegte sich eng an den leidenden Jungen. In seinem drahtigen Bart hingen eingetrocknete Essensreste. Um den Hals trug er das goldene Kreuz, das sie ihm geschenkt hatte. Er umklammerte es fest mit der Hand. Das Zimmer war nur von Kerzenlicht erhellt. Sie hörte ihn etwas murmeln, verstand aber nichts. Und sie riskierte kein einziges Wort. Obwohl sie die Zarin war, die russische Kaiserin, stellte sie Vater Grigori nie in Frage.
    Nur er allein konnte die Blutung stillen. Durch ihn schützte Gott ihren kostbaren Alexej. Den Zarewitsch und alleinigen Thronfolger. Den nächsten russischen Zaren.
    Aber nur, wenn er am Leben blieb.
    Der Junge öffnete die Augen.
    »Hab keine Angst, Alexej, alles ist gut«, flüsterte Rasputin. Seine Stimme klang beruhigend und melodisch, aber fest. Er strich Alexej von Kopf bis Fuß über den schweißnassen Körper. »Ich habe deine schlimmen Schmerzen vertrieben. Jetzt wird dir nichts mehr wehtun. Morgen geht es dir wieder gut, und dann spielen wir wieder unsere lustigen Spiele.«
    Rasputin streichelte den Jungen weiter.
    »Denk an das, was ich dir über Sibirien erzählt habe. Die Wälder dort sind riesig, und die Tundra ist so weit, dass keiner je an ihr Ende gelangt ist. Und das alles gehört deiner Mama und deinem Papa, und eines Tages, wenn du gesund und groß und stark bist, wird es dir gehören.« Er nahm die Hand des Jungen. »Irgendwann nehme ich dich mit nach Sibirien und zeige dir das alles. Die Menschen dort sind ganz anders als hier. Du musst es einfach sehen, Alexej, dieses majestätische Land.« Seine Stimme war noch immer ganz ruhig.
    Ein Leuchten erhellte die Augen des Jungen. Das Leben hatte ihn wieder, und er richtete sich im Bett auf.
    Alexandra fürchtete, er könnte sich erneut verletzen. »Vorsicht, Alexej. Du musst jetzt vorsichtig sein.«
    »Lass mich, Mama, ich muss zuhören.« Ihr Sohn wandte sich wieder Rasputin zu. »Erzähl mir noch eine Geschichte, Vater.«
    Lächelnd erzählte Rasputin ihm von Pferden mit Höckern, vom beinlosen Soldaten und vom augenlosen Reiter sowie von einer untreuen Zarin, die in eine weiße Ente verwandelt wurde. Er sprach von den Wildblumen in der weiten sibirischen Tundra, wo Pflanzen über Seelen verfügten und sich miteinander unterhielten und wo auch die Tiere sprechen konnten und er selber als Kind gelernt habe zu verstehen, was die Pferde sich im Stall zuflüsterten.
    »Siehst du, Mama? Hab ich dir nicht immer gesagt, dass Pferde sprechen können?«
    Das Wunder vor ihren Augen rührte sie zu Tränen. »Du hast ja Recht, mein Sohn.«
    »Und du erzählst mir alles, was du bei den Pferden erlauscht hast, nicht wahr?«, bettelte Alexej.
    Rasputin lächelte. »Morgen. Morgen erzähle ich dir mehr. Aber jetzt musst du dich erst einmal ausruhen.« Und dann streichelte er den Jungen, bis der Zarewitsch wieder einschlief.
    Rasputin stand auf. »Der Kleine wird am Leben bleiben.«
    »Wie können Sie so sicher sein?«
    »Wie könnt Ihr Euch nicht sicher sein?«
    In seinem Tonfall schwang Entrüstung mit, und sie bereute augenblicklich, dass sie an ihm gezweifelt hatte. Schon oft hatte sie den Verdacht gehegt, ihr mangelnder Glaube könnte der Grund für Alexej’s Schmerzen sein. Womöglich hatte Gott ihrem Sohn den Fluch der Bluterkrankheit auferlegt, um ihren Glauben auf die Probe zu stellen.
    Rasputin kam um das Bett herum auf sie zu, kniete vor ihrem Stuhl nieder und nahm ihre Hand. »Mütterchen, Ihr dürft unseren Herrn nicht in Frage stellen. Zweifelt nicht an seiner Macht.«
    Nur dem Starez war es gestattet, ihr gegenüber diese vertrauliche Anrede zu gebrauchen. Sie war die Matjuschka, das Mütterchen, ihr Gatte Nikolaus II. der Batjuschka, das Väterchen. Genau so sah sie das Bauernvolk – als gestrenge Eltern. Alle in ihrer Umgebung meinten, Rasputin sei selbst nur ein Bauer. Vielleicht hatten sie ja Recht, doch nur er allein konnte Alexej’s Leiden lindern. Dieser Bauer aus Sibirien mit seinem wirren Bart, seinem stinkenden Körper und seinem langen, fettigen Haar war ein Gesandter des Himmels.
    »Gott hat meine Gebete nicht erhört, Vater. Er hat mich verlassen.«
    Rasputin sprang auf. »Warum sagt Ihr so etwas?« Er legte ihr die Hände ums Gesicht und drehte sie zum Bett. »Seht Euch den Kleinen an. Er leidet Höllenqualen, weil Ihr nicht glaubt.«
    Außer ihrem Mann

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