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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Betonmischer. Anders als in Lords Heimat Atlanta war der Baustellenbereich hier durch keinerlei Absperrungen gesichert.
    Während er auf die Baustelle lief, blickte er zurück und sah, wie die Gangster nun ebenfalls die viel befahrene Straße überquerten, Autos auswichen und wütendes Hupen über sich ergehen lassen mussten. Die zahlreichen Bauarbeiter schenkten Lord kaum Beachtung, und er fragte sich, ob hier öfter Schwarze in blutverschmierten Anzügen vorbeikamen. Aber das gehörte eben alles zum neuen Moskau. Am sichersten war es, niemandem im Weg zu stehen.
    Hinter ihm erreichten die beiden Gangster den Gehsteig. Sie waren nun keine fünfzig Meter mehr entfernt.
    Vor ihm ergoss sich unter der Aufsicht eines behelmten Arbeiters grauer Mörtel aus einer Mischmaschine in einen Stahltrog. Der Trog stand auf einer großen, hölzernen Plattform, die durch ein Tragseil mit dem Ausleger eines vier Stockwerke hohen Krans verbunden war. Der Arbeiter, der den Vorgang überwachte, trat zurück, und das Ganze wurde hochgehoben.
    Lord kam zu dem Schluss, dass er ebenso gut in der Luft weiterfliehen konnte, und so rannte er auf die aufwärts schwebende Plattform zu. Mit einem entschlossenen Satz schaffte er es gerade noch, sich an ihrem unteren Rand festzuklammern. Eine Kruste aus eingetrocknetem Beton erschwerte den Halt, doch der Gedanke an Hängelid und seinen Kumpel gab Lord Kraft.
    Die Plattform stieg höher und höher, und er schwang sich hinauf.
    Obwohl diese Bewegung das Ganze ins Schwanken brachte und die Ketten unter dem zusätzlichen Gewicht ächzten, schaffte er es, hochzuklettern und sich gegen den Trog zu drücken. Doch dann geriet die Plattform in Schieflage, und Mörtel ergoss sich über ihn.
    Lord riskierte einen Blick über den Rand.
    Die beiden Gangster hatten ihn gesehen. Er war fünfzehn Meter über ihnen und stieg immer höher. Sie blieben stehen und zielten. Er spürte das von Mörtelkrusten überzogene Holz unter seinen Füßen und starrte auf den Stahltrog.
    Ihm blieb keine Wahl.
    Rasch kletterte er in den Trog, bis nasser Mörtel über den Rand schwappte. Der kalte Schlamm hüllte ihn ein und ließ seinen ohnehin schon zitternden Körper erschauern.
    Dann fielen Schüsse und Projektile fetzten durch die hölzerne Plattform und schlugen gegen den Trog. Lord duckte sich in den Mörtel und hörte, wie Blei von Stahl abprallte.
    Auf einmal heulten Sirenen auf.
    Sie kamen näher.
    Die Schüsse verstummten.
    Er linste über den Rand des Trogs auf die Straße hinab und sah, wie drei Polizeiwagen von Norden auf die Baustelle zugerast kamen. Offenbar hatten auch die Gangster die Sirenen gehört, denn sie zogen sich hastig zurück. Lord sah, wie sich der dunkelblaue Volvo, mit dem alles angefangen hatte, mit hoher Geschwindigkeit von Norden näherte. Die beiden Gangster rannten auf das Fahrzeug zu und schossen zum Abschied noch ein paarmal auf Lord.
    Er sah ihnen nach, als sie in den Volvo stiegen und davonbrausten.
    Erst danach kniete er sich hin und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    2
    Lord stieg aus dem Streifenwagen. Er war wieder auf der Nikolskaja Uliza, wo die Schießerei begonnen hatte. An der Baustelle hatte man ihn zu Boden gelassen und mit einem Schlauch abgespritzt, um Mörtel und Blut abzuwaschen. Sein Jackett war hinüber, die Krawatte weg, das weiße Hemd und die dunkle Hose klatschnass und grau beschmiert. Es war ein kalter Nachmittag, und die Kleidung fühlte sich an wie eine eisige Kompresse. Er war in eine muffige, nach Pferd riechende Wolldecke gehüllt, die ihm einer der Arbeiter besorgt hatte. In Anbetracht dessen, was er gerade durchgemacht hatte, war er erstaunlich ruhig.
    Die Straße war voller Polizeifahrzeuge und Krankenwagen. Von allen Seiten blitzte Blaulicht auf, und überall standen uniformierte Beamte herum. Der Verkehr war zum Erliegen gekommen. Polizisten hatten die Straße an beiden Enden bis hin zu McDonald’s abgesperrt.
    Lord wurde zu einem untersetzten, stiernackigen Mann mit fleischigen Wangen und kurz gestutzten, rötlichen Koteletten geführt. Tiefe Falten durchzogen seine Stirn. Die Nase war schief wie nach einem nicht richtig verheilten Bruch, sein Teint so fahl und blass wie der unzähliger anderer Russen. Er trug einen locker sitzenden grauen Anzug, ein dunkles Hemd und einen schwarzen Mantel. Seine Schuhe waren alles andere als neu und ziemlich schmutzig.
    »Ich Inspektor Oleg. Milizija. « Er streckte die Hand aus. Lord bemerkte die Leberflecken auf

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