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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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nun verschwunden. Dank einer Koalition aus amerikanischen und europäischen Investoren hatte das Hotel im vergangenen Jahrzehnt wieder seinen alten Glanz zurückgewonnen. Das opulente Foyer mit seinen Wandgemälden und Kronleuchtern vermittelte eine Atmosphäre von Luxus und Privilegiertheit, die an das zaristische Russland erinnerte. Die Gemälde an den Wänden – samt und sonders von russischen Malern – spiegelten jedoch den Einfluss des Kapitalismus wider, denn sie waren alle zum Verkauf angeboten. Auch das hochmoderne »Business Center«, der »Health Club« und der Hotelpool trugen dazu bei, das alte Gemäuer für das neue Jahrtausend fit zu machen.
    Er eilte zielstrebig zum Empfang und fragte, ob Taylor Hayes auf seinem Zimmer sei. Der Angestellte erklärte ihm, Hayes sei im Business Center. Lord überlegte, ob er sich vielleicht erst umziehen sollte, entschied sich aber dagegen. Mit langen Schritten durchmaß er das Foyer und entdeckte Hayes durch eine gläserne Wand vor einem der Computer-Terminals.
    Hayes war einer von vier Senior Managing Partners bei Pridgen & Woodworth. Die Firma galt mit ihren fast zweihundert fest angestellten Anwälten als eine der größten Kanzleien im Südosten der Vereinigten Staaten. Einige der weltgrößten Versicherungen, Banken und Unternehmen zahlten monatliche Pauschalhonorare an die Firma. Ihre Büros im Zentrum von Atlanta nahmen zwei ganze Stockwerke eines eleganten, bläulich schimmernden Wolkenkratzers ein.
    Hayes hatte sowohl in Volkswirtschaft wie auch in Jura einen Abschluss und galt als Fachmann auf den Gebieten Weltwirtschaft und Internationales Recht. Er war mit einem schlanken, athletischen Körper gesegnet, und die grauen Strähnen in seinem braunen Haar zeugten von einer gewissen Reife. Häufig war er als Live-Kommentator bei CNN, und hatte auch auf dem Bildschirm eine beeindruckende Ausstrahlung. Lord empfand die Persönlichkeit, die aus Hayes’ blaugrauen Augen aufblitzte, oft als eine Mischung aus Showman, Tyrann und Akademiker.
    Nur in Ausnahmefällen erschien sein Mentor persönlich vor Gericht, und noch seltener nahm er an den wöchentlichen Meetings der vier Dutzend Anwälte – Lord eingeschlossen – teil, mit denen die Internationale Abteilung besetzt war. Lord hatte schon mehrmals direkt mit Hayes zusammengearbeitet, ihn nach Europa und Kanada begleitet, Recherchen koordiniert und Verträge entworfen. Doch erst in den vergangenen Wochen hatten sie so viel Zeit miteinander verbracht, dass Lord seinen Vorgesetzten nicht mehr »Mr. Hayes«, sondern schlicht »Taylor« nannte.
    Hayes war immer auf Achse und mindestens drei Wochen im Monat unterwegs, um die über die ganze Welt verstreuten Klienten seiner Firma zu betreuen, denen es nichts ausmachte, für einen Hausbesuch ihres Anwalts 450 Dollar pro Stunde hinzublättern. Als Lord vor zwölf Jahren in die Kanzlei eingetreten war, hatte Hayes sofort ein Auge auf ihn geworfen. Er hatte, wie Lord später erfuhr, persönlich dafür gesorgt, dass er in die Internationale Abteilung versetzt wurde. Zweifellos verfügte Lord mit seinem erstklassigen Abschluss an der juristischen Fakultät der University of Virginia, einem Master der Emory University in Osteuropäischer Geschichte und seinen Sprachkenntnissen über außergewöhnliche Qualifikationen. Hayes schickte ihn schon bald in alle Winkel Europas, und zwar vor allem in die ehemaligen Ostblockstaaten. Pridgen & Woodworth vertraten die unterschiedlichsten Klienten, die in Tschechien, Polen, Ungarn, den baltischen Staaten und Russland viel Geld investiert hatten. Lord war in der Firma mittlerweile zum Senior Associate aufgestiegen und durfte sich Hoffnungen machen, bald Junior Partner zu werden. Eines Tages würde er es vielleicht sogar zum Chef der Internationalen Abteilung bringen.
    Vorausgesetzt, dass er so lange am Leben blieb.
    Er stieß die Tür zum Business Center auf und trat ein. Hayes blickte vom Computerterminal zu ihm auf. »Was zum Teufel ist denn mit Ihnen passiert?«
    »Nicht hier.«
    Ein Dutzend Männer befanden sich im Raum. Sein Chef schien sofort zu verstehen, und so gingen sie ohne ein weiteres Wort zu einer der Bars im Erdgeschoss des Hotels. Sie wählten stets jene Bar, die mit einer imposanten Buntglasdecke und einem Brunnen aus rosa Marmor ausgestattet war. In den vergangenen Wochen war diese Lounge ihr offizieller Treffpunkt geworden.
    Sie zogen sich in eine Nische zurück.
    Lord winkte einem Kellner und klopfte sich an die Kehle

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