Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)
zu machen, und anfing, zu träumen
Thomas von Steinaecker
About a Boy
Nick Hornby
Erstaunlicherweise ist der Mensch so konditioniert, dass er Arbeitslosigkeit schwer erträgt. Statt in der Hängematte zu dösen, kommt uns der Tag endlos vor, guter Gesprächsstoff ist rar (schließlich reden alle immer und ausschließlich über ihre Arbeit), und wir schauen betrübt zu, wie alle anderen von Meeting zu Meeting hetzen, ihren Jetlag vom letzten Businesstrip wegschlafen und über ihre schlechte Work-Life-Balance klagen. Wie gerne würden wir mitklagen! Unsere Work-Life-Balance ist schließlich alles andere als ausgewogen, aber bei jedem zaghaften Versuch wird uns auf eine Weise auf die Schulter geklopft, die das Gespräch beendet, oder wir werden scheinheilig beneidet (»Endlich mal Zeit haben! Du könntest Italienisch lernen!«). Ach.
Die gute Nachricht ist: Es ist in der Tat möglich, diese Zeit konstruktiv, sinn-, mitunter sogar genussvoll zu verbringen. Die schlechte: Leicht wird das nicht. Wir haben zwei Romane, die Ihnen dabei helfen werden.
Sie sollten die Kur beginnen mit Thomas von Steinaeckers Das Jahr, in dem ich aufhörte, mir Sorgen zu machen und anfing, zu träumen. In diesem glänzend erzählten, sehr gegenwärtigen Roman erfahren Sie, was Arbeit mit einem Menschen machen kann. Renate Meißner ist erfolgreich: Sie ist stellvertretende Abteilungsleiterin bei einer großen Versicherung. Effizienzsteigerung und Risikoabwägung bestimmen ihr Handeln, Fühlen und Denken: Ihre eigene Effizienz steigert sie mit Psychopharmaka, reflexartig sinniert sie über das Risiko gebrochener Knochen bei Wintereinbruch, checkt beim Aufzugfahren die TÜV -Plakette, auf Unfallgefahren konditioniert wie ein Pawlow'scher Hund.
Für Sie kann dieser Roman Anlass zu einen Systemcheck sein: Welche Deformierungen hat Ihr Denken, Sehen und Fühlen durch Ihren Beruf erlitten? Neigen Sie zum Monologisieren? Zum zwanghaften Organisieren? Diagnostizieren? Dann ist Ihre Arbeitslosigkeit die perfekte Gelegenheit, sich von diesen Angewohnheiten zu befreien (übrigens bietet so eine Reinigung sehr viel Gesprächsstoff, falls Sie mal eine Kon 48 versation über die neuen Businesstarife der Lufthansa unterbrechen wollen). Einiges davon lässt sich mit unserer Romantherapie kurieren. Zeit zum Lesen haben Sie jetzt ja.
Möglicherweise denken Sie nun ›Reinigung, schön und gut – aber wie zur Hölle bringe ich diese endlosen Tage herum?‹. Hier hilft Nick Hornby mit About a boy : Will ist so etwas wie ein Berufsarbeitsloser: Jeden Morgen liegt ein neuer Tag vor ihm, den er hinter sich bringen muss, ohne auf Arbeitsweg, Mittagspause und das Schreiben langweiliger Protokolle zurückgreifen zu können. Sein Rezept ist so einfach wie bestechend: Er teilt den Tag in Zwanzig-Minuten-Häppchen. Probieren Sie es, und Sie werden merken: Es ist die Hölle, einen ganzen Tag vor der Brust zu haben, aber zwanzig Minuten zu füllen ist ein Witz. Gut, Will hat keine finanziellen Sorgen (er ist durch die Tantiemen eines Weihnachtshits, den sein Vater vor Jahren komponiert hat, für immer abgesichert) und er kann seine Zwanzig-Minuten-Häppchen mit Plattenkäufen füllen, aber es geht auch mit Bibliotheksbesuchen und Sonnenbädern im Park.
Nehmen Sie die Arbeitslosigkeit in Angriff. Gestalten Sie Ihre Zeit aktiv, statt bei endlosen Nachmittagstalkshows in Depressionen zu versinken. Arbeit ist wichtig – aber eben auch nicht alles. Und die freie Zeit Ihrer Arbeitslosigkeit kann schneller wieder vorbei sein, als Sie glauben (und Ihnen vielleicht lieb ist).
▶ Arbeit; sie verlieren
Arroganz
Stolz und Vorurteil
Jane Austen
Arroganz gehört zu den größten Verbrechen in der Literatur. Woher wir das wissen? Weil Mr. Darcy, nachdem er Elizabeth Bennet auf Bingleys Ball brüskiert hat – er weigert sich, mit ihr zu tanzen, bezeichnet sie als »erträglich« und zeigt den Einwohnern von Longbourn ganz allgemein die kalte Schulter –, ohne Umschweife von allen, selbst von Mrs. Bennet, als der »stolzeste und unangenehmste Mann der Welt« abgeschrieben wird. Und das, obwohl er sehr viel besser aussieht als der liebenswürdige Mr. Bingly, obwohl er ein riesiges Anwesen in Derbyshire besitzt und obwohl er mit Abstand der heiratswürdigste Mann im Umkreis von fünfundzwanzig Meilen ist – ein, wie wir wissen, bedeutender Umstand in den Augen von Mrs. Bennet, die fünf Töchter unter die Haube bringen muss.
Glücklicherweise weiß die lebhafte Elizabeth
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