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Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Titel: Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Berthoud
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Geschmack gekommen und machen einfach weiter. Dann müssen Sie überhaupt nicht mehr bluffen.
    60 Die zehn besten Romane, um einen belesenen Eindruck zu machen
    Die ersten fünf sind schlicht und ergreifend überlebensnotwendig; die zweiten fünf erwecken bei anderen Menschen den Eindruck weitläufiger literarischer Landschaften in Ihrem Kopf.
    PFLICHT
    Die Sturmhöhe Charlotte Brontë
    Der Große Gatsby Francis Scott Fitzgerald
    Der Zauberberg Thomas Mann
    Moby Dick Herman Melville
    Krieg und Frieden Lew Tolstoj
    KÜR
    Die Fälschung der Welt William Gaddis
    Sein eigener Herr Halldór Laxness
    Radetzkymarsch Joseph Roth
    Der Turm Uwe Tellkamp
    Ungeduld des Herzens Stefan Zweig

Bett; Unfähigkeit es zu verlassen
    Oblomow
Iwan Gontscharow
    Es gibt für Sie nicht Schöneres, als sich noch einmal im Bett umzudrehen? Die Snooze-Taste Ihres Weckers ist Ihr bester Freund? Sie könnten den Start in den Tag so lange aufschieben, bis Sie um halb zwölf mit dickem Kopf, rasendem Hunger und schlechter Laune aus dem Bett schleichen müssen? Höchste Zeit für eine Radikalkur mit dem notorischen Faulpelz Ilja Iljitsch Oblomow!
    Kurz zur Geschichte Ihres Heilmittels: Oblomow ist 1859 erschienen und porträtiert den talentierten, gebildeten, aber durch Standesgewohnheiten zur vollkommenen Faulheit degenerierten russischen Adeligen. Literaturgeschichtlich ist Oblomow ein Nachfahre des ›überflüssigen Menschen‹, einer Figur der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts, die, 61 obgleich gebildet und vermögend, der Ungerechtigkeit der Gesellschaft gegenüber untätig bleibt und in Depression und Melancholie verfällt. Oblomow hat einen Begriff geprägt: die Oblomowerei. Und er ist immer noch brennend aktuell – das wissen ja gerade Sie am besten.
    Bei der Oblomow-Therapie treiben wir den Teufel mit dem Beelzebub aus. Bitte gehen Sie so vor: Legen Sie dieses Buch auf Ihren Nachttisch und finden Sie zwischen Snooze-Phase eins und Snooze-Phase zwei irgendwie die Kraft, es an beliebiger Stelle aufzuschlagen (bitten Sie zur Not einen lieben Menschen, Ihnen zuvor einen starken Espresso einzuflößen). Der Rest geschieht von ganz alleine: Sie lesen, und starke Gefühle der Bewunderung für und des Neides auf Oblomow werden wach. Meisterhaft ist seine Fähigkeit, seinen Tag um das Zentrum des Mittagsschlafes herum zu gestalten, formvollendet hat er sich mit dienstbaren Geistern umgeben, die ihn mit dem Nötigen versorgen, sein Auskommen ist gesichert und seine Tage im Bett und auf der Ottomane sind sorgenfrei. Sie kuscheln sich tiefer in Ihre Kissen. Aber dann: Sie lesen, wie Oblomow die Liebe seines Lebens verliert und spüren ein leichtes Kribbeln in den Beinen. Sie erfahren, dass er sein Gut vernachlässigt und Ihr weiches Bett erscheint Ihnen mit einem Mal klumpig und muffig. Als sich sogar Oblomows treuer und höchst agiler Freund Stolz resigniert von ihm abwendet, springen Sie aus dem Bett und suchen nach Ihren Joggingschuhen. Und als das Blut schon frisch und hellrot durch Ihre Venen fließt und der Sauerstoff Ihre Gehirnzellen durchflutet, lehnt sich Ihre Oblomow-Ausgabe seufzend in Ihrem Bett zurück und schließt die Augen … 62

Bindungsangst
    Die Stadt der Blinden
José Saramago
    Wenn Sie einen Satz des portugiesischen Autors José Saramago anfangen, dann verpflichten Sie sich, ihm zu folgen, wo auch immer er Sie hinführen wird, denn dieser geniale Schriftsteller hat seine eigenen grammatischen Regeln und benutzt Kommas auf seine eigene Art, eine Art, bei der dem inneren Grammatiker in Ihnen die Kinnlade runterklappt und der äußere gleich nach dem Rotstift greift. Das hier war doch sicher ein Satz, und das da auch, sollte dazwischen nicht ein Punkt stehen, oder wenigstens ein Semikolon, und Ihre inneren und äußeren Grammatiker haben natürlich Recht, aber Saramago hat ebenfalls Recht, er weiß genau, was er tut, und am Ende der ersten beiden Absätze wird er Sie hoffnungslos verführt haben mit diesen Sätzen, die mit einer ebensolchen Unaufhaltsamkeit ineinanderfließen wie die stille und furchterregende Epidemie der Erblindung, die diesem Buch seinen Titel gibt und deren Gründe niemand erklären kann.
    Zu einem nicht näher spezifizierten Zeitpunkt in der Geschichte beginnen die Einwohner einer nicht näher benannten Stadt zu erblinden, und zwar ganz plötzlich, einer nach dem anderen. Und so wie die Geschichte ohne eine Erklärung von einer unbenannten Figur zur nächsten wandert, von der jungen Prostituierten

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