Die Rose der Highlands
Lili zu. Sie konnte
seinen Atem riechen, aber sie wich nicht zurück. Unerschrocken blickte sie ihm
in die hasserfüllten Augen.
»Du bist schlimmer als die ganze Sippe zusammen!«, zischte er.
»Hast du sie alle auf dem Gewissen? Lady Caitronia, Shona, Craig?«
»Die alte Hexe, die Säuferin und dieser Jammerlappen haben mir die
Arbeit abgenommen. Nur Dusten nicht! Willst du wissen, wie seine letzten Worte
waren?«
Lili ballte die Fäuste.
»Mach dich nicht unglücklich, du Narr! Komm mit uns nach Scatwell
Castle. Wir finden eine Lösung!« Er grinste teuflisch. »Und dann hat er
unvorsichtigerweise versucht, sich aufzurichten. Es machte ein knackendes
Geräusch, als er in den Staub zurückfiel.«
»Du elender Mistkerl â¦Â« schrie Lili und trat dem verblüfften Manus
mit voller Wucht gegen das Schienbein. Seine Verblüffung nutzte Lili, um Rose
vom Bett zu ziehen und mit ihr bis zur Zimmertür zu gelangen. Doch da war Manus
bereits bei ihr und stieà sie beiseite. Dieses Mal stolperte sie. Und auch Rose
war zu Boden gestürzt.
Manus stieg über sie weg und brüllte hämisch: »Ich werde versuchen,
Euch das zu bescheren, was meine Eltern erleiden mussten. Sie wurden bei
lebendigem Leib zerfetzt. Ich werde übrigens in Scatwell Castle wohnen. Little
Scatwell werde ich abreiÃen lassen. Ich bin der einzig Ãberlebende dieses
schrecklichen Unglücks und Erbe der Munroys. Denn ich bin Rose Munroys
untröstlicher Witwer.« Er lachte teuflisch.
Lili aber wollte nicht aufgeben. Wenn er sie schon umbrachte, sollte
er wissen, dass er niemals Roses Erbe antreten würde.
»Du irrst! Du wirst deine Identität noch einmal ändern und ein Leben
lang auf der Flucht sein müssen, denn in diesem Augenblick übergibt meine
Freundin Sibeal der Polizei ein Foto des echten Lord Frasers, den du umgebracht
und zusammen mit Mister Jones im Wald bei Grasse verscharrt hast.«
Manusâ Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze.
Lili ahnte, dass sie ins Schwarze getroffen und seine Pläne, das
Erbe der Munroys anzutreten, mit einem Wimpernschlag zerstört hatte. Sie genoss
den Triumpf â und wenn es das letzte gute Gefühl war, das sie auf dieser Welt
haben würde!
55
A rt Drummond hatte
sich Liams Geschichte geduldig angehört. Auch nachdem der Anwalt sie beendet
hatte, sog der pensionierte Inspektor an seiner erkalteten Pfeife und schwieg
eine Weile.
»Was meinen Sie, Art? Ich habe ein verdammt ungutes Gefühl. Am
liebsten würde ich Rose heute noch aus Fortrose wegbringen, aber ich möchte
natürlich nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen.«
»Das kann ich gut verstehen«, murmelte Art und kratzte sich den
Bart.
SchlieÃlich erhob er sich, legte seine Pfeife in einen Aschenbecher
und zog sich seine Jacke an.
»Wir statten dem Herren einen Besuch ab.«
»Jetzt?«
»Ja, ich denke, Sie würden lieber heute als morgen eingreifen,
junger Freund?«
Liam schmunzelte. So hatte der alte Inspektor ihn schon genannt, als
er noch im Dienst gewesen und Liam junger Anwalt gewesen war. Damals waren sie
sich bei ihrer Arbeit an einem Fall näher gekommen. Liam hatte einen Mann aus
den Highlands vertreten, der angeblich seine Schwägerin und Geliebte umgebracht
hatte. Alles sprach für seine Schuld. Doch Inspektor Drummond hatte sich von
den erdrückenden Beweisen nicht blenden lassen. Und tatsächlich, er konnte
schlieÃlich die Wahrheit ermitteln: Der Bruder des Mannes hatte ihm den Mord in
die Schuhe schieben wollen. Dieser Kampf im Namen der Gerechtigkeit verband die
beiden Männer bis heute.
Liam blickte auf seine Uhr. »Es ist gleich neun Uhr.«
»Ist das ein Grund, die Sache zu verschieben?«, lachte Art und wurde
sofort wieder ernst. »Passen Sie auf, Liam, wir fahren gleich hin. Er kennt
mich nicht, weià nicht, dass ich zum alten Eisen gehöre. Ich gebe mich als Inspektor
aus, der einem Hinweis nachgeht, demnach es sich bei Lord Fraser um einen
Schwindler halten soll. Und Sie werden sich während der Vernehmung mal im Haus
umsehen und die junge Frau in Sicherheit bringen.«
»Und wenn sich das alles im Nachhinein als falsch erweist und er
nichts weiter als ein skrupelloser Mitgiftjäger ist?«
»Dann nehme ich alles auf meine Kappe. Mir kann doch nichts mehr
geschehen. Suspendieren vom Dienst kann man mich nicht mehr, und das Erbe
meiner Frau reicht
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