Die Rose der Highlands
alle Gäste versammelt, bis auf Martainn, Liams
Sohn, der vor Beginn seines Jurastudiums noch ein paar Tage frei hatte.
»Sieht er eigentlich gut aus, dein Sohn?«, fragte Rose Liam mit
unverhohlener Neugier.
Lili warf ihr einen zärtlichen Blick zu.
Rose war inzwischen wieder in St. Georges. Ihr war zugute gekommen,
dass Lili einst eine beliebte Junglehrerin an der Schule gewesen war. Hinzu
kamen ihre hervorragenden Noten, sodass man sich entschlossen hatte, auf diese
Schülerin trotz ihres Fehltritts nicht zu verzichten.
Ihr Blick schweifte zu Isobel hinüber. Sie saà gerade zusammen mit
Sibeal kichernd über dem Foto von Lord Fraser. Ihre Tante und sie waren sich
einzig. Der kleine untersetzte knollennasige Glatzkopf hätte sich bestimmt
nicht so in die Familie einschleichen können wie der falsche Lord.
Lili fand, dass Isobel selten so glücklich gewirkt hatte. Dabei war
ihr Bauch bereits so prall, dass jeden Tag mit der Geburt zu rechnen war.
Lili bewunderte ihre Stieftochter, weil sie nie murrte, obwohl sie
keinen Vater für das Kind hatte. Sie war das blühende Leben und hatte für heute
eine Ãberraschung angekündigt. Ob das mit unserem Gespräch zusammenhängt,
fragte sich Lili. Isobel war nämlich sehr froh gewesen, dass Lili ihr die
Familiengeschichte der Munroys und Makenzies in allen Einzelheiten erzählt hatte.
Rose war mit dabei gewesen. Und die beiden hatten einander geschworen, dass sie
als Abkömmlinge der beiden verfeindeten Clans dafür sorgen würden, dass die
Fehde für immer und ewig beendet wäre.
»Lili, bevor ich es vergesse«, riss Art Drummond sie aus ihren
Gedanken. »Ich habe einem Galeristen aus Inverness Ihr Bild gezeigt, und er
hätte gern mehr davon.«
»Wofür?«
»Na, wofür schon, Liebelein? Für eine Ausstellung! Natürlich wird
sie ein paar neue Bilder malen. SchlieÃlich bekommt ihr Scatwell Castle nicht
verkauft«, mischte sich Sibeal ein und schenkte dem Inspektor im Ruhestand ein
umwerfendes Lächeln.
Lili verkniff sich ein Schmunzeln.
Es klingelte an der Haustür, und bevor Isobel sich erheben konnte,
war Rose zur Tür gerannt und riss sie auf. Enttäuschung machte sich in ihrem
Gesicht breit.
»Sie können unmöglich Martainn sein. Sie sind viel zu alt«, entfuhr
es ihr nicht gerade höflich.
»Lady Rose?«, fragte er ungläubig.
Rose musterte ihn verwundert.
»Nein, ich bin Rose Munroy Und Sie?«
»Mein Name ist Doktor Scott.«
»Gut, dann kommen Sie herein«, erwiderte Rose gönnerhaft, und sie
fragte sich, was dieser Fremde wohl hier wollte. Doch da trat Isobel in der
Diele, und ihr Erscheinen zauberte zu Roses Verwunderung ein seliges Lächeln
auf das Gesicht des Doktors. Sie blickte neugierig von einem zum andern, bevor
ihre Aufmerksamkeit von einem hochgewachsenen jungen Mann mit dunklen Locken in
Anspruch genommen wurde. Ohne daran zu denken, dass eine Lady nicht auf einen
fremden Besucher zuhüpfte, war sie ihm bereits entgegengerannt.
»Sind Sie Martainn?«
Der junge Mann nickte.
»Und Sie müssen Rose sein. Ich habe schon viel von Ihnen gehört.«
»Oh weh, ich hoffe, nur die guten Sachen.«
»Nun ja, Sie sind eine gute Schülerin und wollen Medizin studieren
â¦Â«
»Und Sie Jura wie Ihr Vater, nicht wahr?«
Er sah sie verschmitzt an. »Können Sie ein Geheimnis für sich
behalten?«
Rose nickte.
»Ich werde Medizin studieren.«
»Und weià Ihr Vater das schon?«
»Gott bewahre, da muss ich einen günstigen Augenblick abwarten.«
Rose hakte sich wie selbstverständlich bei ihm unter.
»Dann kommen Sie, es gibt gleich die besten Scones der Welt.«
Ãbermütig zog sie ihn mit sich ins Haus.
Sie traten gerade ins Zimmer, als Isobel Anstalten machte, eine Rede
zu halten.
»Liebe Gäste, ich will es kurz machen und Ihnen meinen Mann und den
Vater meines Kindes, Doktor Michael Scott, vorstellen.«
Michael erhob sich von seinem Stuhl und lächelte in die Runde.
Alle starrten den Ãberraschungsgast entgeistert an. Bis auf Sibeal,
die ihr Glas Whisky hob und kicherte: »Wenn das Lady Ainsley zu Ohren kommt!
Die wird platzen vor Neid!«
Isobel warf ihrer Tante eine Kusshand zu, bevor sie mit hochroten
Wangen fortfuhr: »Verzeiht, dass wir Nägel mit Köpfen gemacht haben, ohne
jemanden einzuweihen, aber wir haben nicht mehr allzu lange
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