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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

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Lili bekam einen Hustenanfall, der gar nicht mehr enden
wollte. Wie aus einer anderen Welt drang der Lärm von schrillenden Glocken zu
ihnen hinauf.
    Lili griff nach Roses Hand und zerrte sie zum Fenster. Dort unten
waren Feuerwehrmänner dabei, ein Sprungtuch auszubreiten.
    Â»Lili, Rose, ihr müsst springen!«, brüllte Liam von unten.
    Â»Ja, springen Sie auf mein Zeichen!«, echote einer der
Feuerwehrmänner.
    Lili kletterte vorsichtig auf das stabile Fenstersims und reichte
Rose die Hand. Sie tat es ihrer Mutter gleich. Lili musste das Zittern
unterdrücken, als sie in die Tiefe blickte.
    Â»Hast du gehört? Wenn der Mann uns das Kommando gibt, dann springst
du in das Tuch. Verstanden?«, flüsterte sie ihrer Tochter zu.
    Rose aber klammerte sich an Lili. »Nein, ich will nicht allein.«
Lili hatte Sorge, dass sie das Gleichgewicht verlieren und in die Tiefe stürzen
würde.
    Â»Rose, du musst mich loslassen. Sonst fallen wir. Und wenn wir zu
zweit springen, können wir uns gegenseitig verletzen! Also du erst!«
    Â»Und los!«, brüllte es von unten.
    Â»Rose, bitte!«, flehte Lili, doch die junge Frau, die noch immer
nicht wieder ganz bei sich war, krallte panisch ihre Finger in Lilis Arm.
    Â»Lili! Bitte!«, hörte sie Liam besorgt rufen.
    Lili atmete ein Mal tief durch, befreite sich mit einem Ruck aus
Roses Umklammerung und gab ihr einen Stoß. Lili blickte ihr nach. Es kam ihr
endlos lange vor, bis ihre Tochter sanft im Tuch landete.
    Nun musste sie ihr folgen. Sie wollte schon die Augen schließen, da
fiel ihr das Gemälde ein. Mit einem Sprung war sie zurück im Zimmer. Der Rauch
war so dicht, dass sie kaum noch etwas sehen konnte, sie irrte ein paar Meter
umher, da stolpterte sie beinahe über die Rolle am Boden. Lili griff danach und
hangelte sich zurück auf das Sims. Von unten schallte aufgeregtes Gemurmel zu
ihr hinauf. Lili klemmte sich die Rolle fest unter den Arm, schloss die Augen
und sprang.

56
    E s sollte so aussehen, als würde Lili einen ganz normalen
Ausritt durch das Tal von Strathconon unternehmen. Der Wind verfing sich in
ihrem Haar, während Una gemächlich den Weg am River Conon entlangtrabte. In
Wirklichkeit spielte sie den Lockvogel, um Manus auf frischer Tat zu ertappen.
Inzwischen wusste sie, dass er Manus Haig hieß – Haig wie seine Großmutter, die
Prostituierte Rose Haig. Die Polizei hatte herausbekommen, dass sie mit ihrem
Sohn in ärmlichsten Verhältnissen gelebt hatte. Ihre Kunden waren die Ärmsten
der Armen gewesen. Sie hatte bis zur Geburt ihres Sohnes als Dienstmädchen in
Edinburgh gearbeitet, wo ein Unbekannter sie geschwängert hatte. So hieß es
offiziell.
    Lili wusste natürlich, dass es sich bei diesem Mann um Dustens Vater
Douglas handelte, der damals kaum neunzehnjährig beim Einsturz der Brücke über
den River Tay umgekommen war. Das Mädchen war dann jedenfalls auf der schiefen
Bahn gelandet und gestorben, als ihr Sohn noch keine vierzehn Jahre gewesen
war.
    Soweit hatte es eine Akte zu Tage gefördert. Von dem zweiten Kind
war nirgends die Rede gewesen. Dusten, an dem sich Manus wegen einer gemeinen
Lüge gerächt hatte …
    Und nun war sie, Lili, die Rächerin für den feigen Mord an ihrem
Mann. Der Inspektor, der in jener schrecklichen Nacht vor nunmehr acht Tagen
zum Tatort gekommen war, hielt sie für verrückt. Er hegte nämlich keinen
Zweifel, dass Manus im Keller seines Hauses bei dem Versuch, es in die Luft zu
jagen, ums Leben gekommen war. Darin stimmten ihm alle zu, die die bis zur
Unkenntlichkeit verkohlte Leiche mit eigenen Augen gesehen hatten. Auch Lili
hatte sich nicht davon abhalten lassen, einen Blick darauf zu werfen, doch sie
hatte sich nicht täuschen lassen von seiner Jacke, die unversehrt ein paar Fuß
von der Leiche gefunden worden war. Sie hatte sich mit Grausen abgwandt und
leise gesagt: »Das ist er nicht!«
    Â»Aber wer soll das denn sonst sein?«, hatte Liam gefragt.
    Â»Das ist Miss Brannon!«
    Â»Misses Munroy, ich verstehe, dass Ihnen das alles nahegeht, aber es
gibt keinen Hinweis darauf, dass sich in diesem Keller eine andere Person
aufgehalten hat. Es ist seine Jacke, die wir hier gefunden haben, und in der
Jacke sind seine Papiere, beziehungsweise die von Lord Fraser. Miss Brannon hat
sich bestimmt aus dem Staub gemacht und ist bereits wer weiß wo
untergeschlüpft.« Inspektor

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