Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
will er herausfinden, wie man ihn behandelt. Behandelt man ihn gut, wird Khardan die Stadt verschonen und wahrscheinlich nur einige hundert Kamele, ein paar Säcke Gold und Juwelen sowie hundert Ballen Seide als Tribut verlangen. Beleidigt man ihn in irgendeiner Weise oder behandelt ihn schlecht, wird die Stadt dem Erdboden gleichgemacht!« Bei seinen letzten Worten bekam Pukah einen wilden Gesichtsausdruck. Er machte eine schnelle Handbewegung wie mit einem Schwert, das auf einen entblößten Nacken herabsauste.
Kaugs Miene blieb unbewegt, obwohl es in ihm lichterloh brannte. Es war ein Wunder, daß das Wasser um ihn herum nicht zu brodeln begann. Er betrachtete Pukah aufmerksam und nachdenklich. »Wenn wir deinen Gebieter so behandeln, wie er es zweifellos verdient«, sagte der Ifrit ruhig, »wie würde er dann reagieren?«
»Nachdem der Kalif die Reichtümer unter den drei Stämmen verteilt hätte, würde er den Bund auflösen, so daß jeder Stamm in das Land seiner Väter zurückkehren kann. Quar könnte seine Stadt unversehrt behalten und den Krieg in den Süden nach Bas verlagern. Die Menschen dort sind uns ohnehin gleichgültig.«
»Wie großzügig«, erwiderte Kaug und nickte.
»So ist der Kalif«, bestätigte Pukah. »Er kann sogar Fehler großmütig verzeihen!« Der junge Dschinn konnte an Kaugs Gesichtsausdruck erkennen, wie beeindruckt, ja ergriffen der Ifrit war. Sein Plan hatte funktioniert: Quar würde sich zurückziehen und Akhran nicht weiter bedrohen, nachdem Kaug ihm die Nachricht überbracht hatte. Somit könnte Akhran Jaafars und Majiids Stämme erlauben, wieder gegeneinander zu kämpfen. Zeid wäre davon überzeugt, daß sie nicht ihn bekämpfen wollten, und sähe sich veranlaßt, in seine Heimat im Süden zurückzukehren. – Und all das wollte Pukah dann in bescheidenster Weise als seine Tat darstellen, was ihm sicherlich den Wolkenpalast und die Dschinnia im Bade einbrächte.
Kaug, der seinen Gast jetzt loswerden wollte, um Quar schnell die Botschaft bringen zu können, bestand darauf, daß Pukah zum Essen blieb. Er verlieh seiner Einladung Nachdruck, indem er in den Topf langte und den Tintenfisch an den Tentakeln herauszog.
Doch gerade in diesem Augenblick hörte Pukah, wie sein Gebieter nach ihm rief, und zog sich in fast unhöflicher Eile aus dem Reich des Ifrits zurück.
Nur einen Augenblick später durchstieß Kaug die Wasseroberfläche. Endlich konnte der Ifrit seine aufgestaute Wut entladen. Mit der Gewalt eines Orkans tobte er durch das Binnenmeer, so daß die Wellen aufschäumten und hinter ihm wieder zusammenschlugen. Der Wind zerrte an seinem wehenden Haar.
In der einen Hand hielt er ein Bündel Blitze, die er wütend um sich schleuderte. In der anderen trug er ein juwelenbesetztes Ei.
Hier endet der erste Band der Saga um die Rose des Propheten. Der zweite Band (20202)
Das Buch Quar
erzählt davon, wie der heimtückische Gott Quar endgültig den Krieg durch eine verführerische Spionin unter die Nomaden tragen will.
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