Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
ganz so sorgfältig. Das und die Tatsache, daß die Kafirn auf meinen Befehl hin getötet wurden, sollte den Imam davon überzeugen, daß ich ein treuer Anhänger Quars bin. Dann werde ich für meine Pläne freie Bahn haben.«
»Was ist mit…?« Kiber zögerte, als fiele es ihm schwer, weiterzusprechen.
»Darum werde ich mich schon kümmern, sei ganz unbesorgt. Je weniger du davon weißt, desto besser.«
»Ja, Effendi.«
»Du kennst deine Befehle. Mach dich ans Werk.«
»Ja, Effendi.«
Die beiden trennten sich. Der Händler kehrte zu seiner geschlossenen Sänfte zurück, und Kiber entfernte sich, um die Befehle seines Herrn auszuführen. Mathew lehnte sich seufzend zurück. Er hatte das Gespräch in der Hoffnung belauscht, endlich zu erfahren, was weiter geschehen würde. Doch das, was er gehört hatte, ergab für ihn keinen Sinn. Dschinnen! Er hatte von diesen unsterblichen Wesen gelesen. Ihrer Natur nach sollten sie Engeln ähnlich sein, jedoch in der Menschenwelt leben. Man erzählte sich, daß sie in Lampen, Ringen oder an vergleichbar seltsamen Orten wohnten. Dschinnen sprachen mit allen Menschen, nicht nur mit Priestern. Sie pflegten Kontakt zu ganz normalen Sterblichen und erledigten für sie die alltäglichsten Dinge.
Mathew war verblüfft, daß ein so nüchtern denkender und offensichtlich intelligenter Mann wie der Händler anscheinend an solchen Unsinn glaubte. Vielleicht tat er das nur seinen Leuten zu Gefallen. Weil es sich um magische Gegenstände handelte, hungerte der junge Hexer danach, deren Bedeutung herauszufinden. Zum ersten Mal in seiner verzweifelten Lage hatte er einen Hoffnungsschimmer – wenn er nur an einen dieser Gegenstände herankäme…!
Ein Flüstern an seiner Seite ließ ihn vor Angst erstarren.
»Herrin!«
Mathew öffnete die Bassureb- Vorhänge einen Spalt weit. Das Sklavenmädchen stand neben seinem Kamel.
»Herrin«, wiederholte sie und winkte. »Komm. Er will dich.«
Mathew erschauerte. Entsetzen übermannte ihn. Seine heißen Hände wurden eiskalt, und seine Kehle war wie zugeschnürt.
»Komm, komm!« Das Mädchen warf einen schnellen, ängstlichen Blick zur Sänfte, und Mathew begriff, daß sie an seiner Stelle bestraft wurde, wenn er diesen Befehl mißachtete. Am ganzen Körper zitternd, kletterte er langsam von dem Kamelsattel herunter.
Vorsichtig vergewisserte sich das Mädchen, daß keiner sie beobachtete, nahm Mathew bei der Hand und zog ihn mit sich. Schnell führte sie ihn über den sandigen Boden zur Sänfte und machte dabei um die Kamele einen weiten Bogen. Sie hielten sich von den Leuten in der Mitte des Platzes fern, wo einige Goume die Sklaven auf den Marsch in die Stadt vorbereiteten. Andere sammelten wie befohlen die magischen Gegenstände ein, wieder andere kümmerten sich um die Pferde oder streuten den Kamelen Futter hin. Niemand achtete auch nur im geringsten auf Mathew und das Mädchen. Sie brachte ihn auf einem Umweg zur Rückseite der Sänfte, wo sie sich außerhalb des Blickfelds befanden.
»Hier ist sie«, sprach das Mädchen in die Vorhänge der Sänfte.
»Komm näher, du liebliche Blüte«, ließ sich die Stimme des Händlers vernehmen.
Mathews Herz pochte so stark und schmerzhaft, daß er kaum atmen konnte. Er zögerte, um seinen ganzen Mut zusammenzunehmen. Das Mädchen gab ihm mit angsterfüllter Miene zu verstehen, daß er gehorchen müsse. Zitternd ging Mathew ein paar Schritte vorwärts. Eine schlanke Hand kam aus der Sänfte, packte ihn am Kragen und zog ihn noch näher heran.
»Ich habe gerade erfahren, daß wir durchsucht werden, sobald wir die Stadt betreten. Ich trage einen seltenen magischen Gegenstand von unschätzbarem Wert bei mir. Aus naheliegenden Gründen möchte ich nicht, daß die dreckigen Stadtwachen ihn finden. Sie werden meine persönliche Habe sehr gründlich durchsuchen, aber wahrscheinlich wird es sie nicht so interessieren, was ein Sklavenmädchen wie du bei sich trägt. Deshalb gebe ich dir diesen Gegenstand, damit du ihn so lange aufbewahrst, bis ich ihn von dir zurückverlange.«
Mathew schnappte nach Luft. Sollte er so einfach in den Besitz einer geheimen Reliquie gelangen? Der Händler konnte nicht wissen, daß er ein Hexer war; sicherlich traute er ihm nicht zu, solch einen Gegenstand verwenden zu können. Es mußte sich um einen besonders mächtigen Gegenstand handeln. Von Quars Grausamkeit hatte Mathew genug erfahren, um zu wissen, daß der Händler sein Leben riskierte, wenn er den Befehlen der
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