Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran
zu töten!« schluchzte er.
»Was?« rief Mathew beunruhigt. »Usti, das kannst du nicht!«
»Ich bin auf Gehorsam eingeschworen«, erwiderte der Dschinn feierlich mit einem Aufstoßen. »Und tatsächlich würde ich das immer noch lieber tun, als mitanzusehen, wie sie leidet.« Ustis Stimme wurde sanft. »Aber deswegen bin ich auch zu dir gekommen, sobald ich konnte. Meine Herrin sagt, daß du sie im Stich gelassen hättest, aber das habe ich nicht geglaubt, deswegen bin ich gekommen, um mich selbst davon zu überzeugen.« Usti warf einen zweifelnden Blick auf die Stelle, wo der Wisch gestanden hatte. »Und dann finde ich eine Kreatur des Sul hier vor, die dich Dunkler Meister nennt. Vielleicht hat die Prinzessin doch recht.« Ustis Augen verengten sich argwöhnisch. »Du hast uns verraten, bist auf die Seite der Dunkelheit übergewechselt!«
»Nein, nein! Das habe ich nicht!« Mathew sprach leiser. »Vertrau mir, Usti! Sag Zohra, sie soll mir vertrauen! Tu ihr nichts. Ich habe einen Plan…« An der Tür ertönte ein Klopfen. Mathew zuckte zusammen. »Wer ist da?« brachte er heraus und hoffte, daß es so klang, als sei er eben erst aufgewacht.
»Ich bringe Speise und Trank«, lautete die Antwort.
»Nur… nur einen Augenblick!« Mathew durfte nicht lange zögern. Während er auf die Tür zuging, redete er hastig auf den Dschinn ein, der bereits dabei war zu verschwinden. »Sag Zohra, sie soll auf ihren Gott vertrauen! Er ist bei ihr!«
Usti schien zu zweifeln. »Ich werde ihr die Nachricht überbringen«, meinte er düster, »sofern ich Gelegenheit dazu bekomme. Die Hexenfrau hat sich bereits ihrer bemächtigt und beginnt mit irgendeinem bösen Reinigungsvorgang…«
Dann ertönte ein Schlüssel im Schloß, und die Tür schwang auf.
»Folge Zohras Befehl nicht!« flehte Mathew den verschwindenden Rauch an. »Nicht, bevor nicht alles verloren ist!«
Doch er sprach nur noch mit der leeren Luft. Seufzend würdigte er den Sklaven, der ein mit Speisen beladenes Tablett hereinbrachte, kaum eines Blicks. Allerdings bemerkte er einen Schwarzen Paladin, der draußen vor seiner Tür Wache stand, und er erkannte, daß er keine Gelegenheit mehr haben würde, sich ungehindert in der Burg zu bewegen.
Der Sklave stellte das Tablett auf einen Tisch und verschwand ohne jedes weitere Wort. Mathew hörte, wie das Türschloß klickte. Er hatte kaum Appetit, wußte aber, daß er essen mußte, um bei Kräften zu bleiben. Also setzte er sich an sein düsteres Frühstück.
Hoch über ihm im Schatten der Zimmerdecke blickte der Wisch den jungen Hexer an. »Er hat also einen Plan, wie? Du denkst viel zuviel, Mensch. Ich kann deine Gedanken lesen. Ich glaube, das wird meinen Fürsten sehr interessieren…«
15
Auda ibn Jad öffnete sein Turmzimmer für die Nachtluft, spürte, wie sie kühl gegen seine gerötete und von Erregung und hoffnungsfroher Erwartung fiebernde Haut wehte. Er genoß das Gefühl. Schließlich kehrte er in sein Zimmer zurück, badete und kleidete sich in die schwarze Rüstung, um am Schluß die schwarze Samtkutte überzuhängen. Scharf prüfte er sich selbst im Spiegel, suchte nach dem leisesten Makel, wußte, daß die Augen seines Gebieters heute abend nur schwer zufriedenzustellen sein würden. Er glättete den schwarzen Bart, bürstete das schwarze Haupthaar, bis es glänzte, um es dann mit einem schwarzen Band am Hinterkopf zusammenzubinden. Der Schnurrbart auf seiner Oberlippe zog zwei feine Linien an den Mundwinkeln vorbei nach unten, um schließlich wie zwei dünne schwarze Rinnsale in das bärtige Kinn zu münden. Sein bleiches Gesicht war von einer unnatürlichen Rötung der Haut gefleckt, die dunklen Augen glitzerten im Licht.
Ich muß mich beruhigen. Diese Erregung ist unheilig und ehrfurchtslos. Auda kniete auf dem kalten Steinboden nieder, verschränkte die Hände zum Gebet und stellte eine erholsame Ruhe für seine Seele her, indem er sich in heiliger Meditation verlor. Die Burg um ihn herum war ungewöhnlich ruhig und still. Alle waren allein auf ihren Zimmern, um sich durch Gebet und Fasten vorzubereiten. Dort würden sie bleiben, bis die Stunde der Versammlung anbrach. Elfmal würde die eiserne Glocke schlagen, um sie alle in den Konvent zu rufen.
Bis dahin war es noch eine Stunde. Ibn Jad stand auf, seine Gebete waren beendet. Sein Geist war klar, sein vormals rasender Puls klopfte wieder langsam und stetig. Er hatte noch eine wichtige Angelegenheit zu erledigen, bevor die
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