Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran
Fleisch jener, deren kreischende Seele mein Fürst in die Grube schleppt!«
»So, wie du aussiehst«, meinte Usti mit mitleidigem Blick, »muß in der Speisekammer des Fürsten ziemliche Ebbe herrschen. Ich würde mich lieber an Hammelfleisch halten…«
Der Wisch stieß einen schrillen Schrei aus und stürzte auf Usti zu, der ihn in gekränktem Stolz musterte. »Mein Herr, ich muß doch bitten!«
Mathew griff hastig nach dem Stab und richtete ihn auf den Wisch. »Fort mit dir!« befahl er barsch und unterdrückte gleichzeitig ein hysterisches Verlangen, laut loszulachen, während er fast an Tränen erstickte. »Ich bedarf deiner nicht mehr.«
»Wie lieblich mir dein weiches Fleisch doch munden wird, Dunkler Meister!« Mit seinen roten Augen verschlang der Wisch Mathew förmlich, seine Hand blieb nach ihm ausgestreckt.
»Fort mit dir!« rief Mathew verzweifelt.
»Bäh!« Usti musterte Mathews hagere Gestalt und schnitt eine Grimasse. »Geschmack ist eben Glücksache. Hammelfleisch«, riet er dem Wisch, »hauchdünn geschnitten und mit Senf und Pfeffer gebraten…«
Der Wisch verschwand mit einem ohrenbetäubenden Schrei und einem Knall, der den ganzen Raum erschütterte. Mathew erhob sich hastig vom Bett. Er fürchtete, daß das ganze Schloß etwas davon mitbekommen haben mußte, und so blickte er ängstlich zur Tür. Er wartete, doch es kam niemand. Sie mußten sich wohl gerade alle auf die Zeremonie vorbereiten, dachte er und wandte sich wieder dem Dschinn zu, der immer noch von Hammelfleisch faselte.
»Usti, wo kommst du denn her? Sind die anderen Dschinnen bei dir?« fragte Mathew hoffnungsvoll. »Ich erinnere mich, daß Khardan auch einen Dschinn hatte – einen jungen Mann mit einem fuchsähnlichen Gesicht.«
»Pukah«, sagte Usti angewidert; er sprach den Namen aus, als hätte er eine faule Feige im Mund. »Ein lügnerischer, nutzloser…« Das dicke Gesicht des Dschinns erschlaffte. »Dennoch, er hätte uns nützlich sein können.«
»Wo ist er?« Mathew schrie es fast.
»Ach, Verrückter.« Usti seufzte, daß sein Doppelkinn wabbelte. »Er und der Dschinn des Scheichs Majiid wurden in der Schlacht von Kaug, dem Ifrit des Quar – mögen die Hunde sich in seinen Schuhen erleichtern –, gefangengenommen.«
Die Flamme der Hoffnung erstarb, es blieb nur kalte Asche zurück. »Deshalb ist Pukah also Khardans Ruf nicht gefolgt«, murmelte Mathew. »Wie bist du denn entkommen?«
Usti ging sofort in Verteidigungshaltung. »Ich habe die großen, schrecklichen, haarigen Hände des Ifrit gesehen, wie sie Sonds Lampe und Pukahs Korb aufnahmen. Ich habe sein dröhnendes Gelächter gehört, und ich wußte, daß ich als nächster an der Reihe wäre! Ist es da noch ein Wunder, daß ich an einen sicheren Ort geflohen bin?«
»Meryems Ring«, erriet Mathew grimmig. »Du wolltest es also einmal mit dem Leben im Palast des Emirs versuchen?«
»Es ist traurig, wie du mich verkennst, Verrückter. Niemals würde ich meine Herrin im Stich lassen, gleich wie erbärmlich sie mich behandelt, gleich wie sehr sie mir das Leben zur Hölle gemacht hat!« Usti musterte Mathew in verletztem Stolz. »Ich hatte keinen Zweifel daran, daß du den heimtückischen Plan der rosenwangigen Hure vereiteln würdest. Als du ihr auf den Kopf schlugst, habe ich die Gelegenheit genutzt, ihr zu entkommen, indem ich dafür sorgte, daß der Ring von ihrem Finger glitt und sich in deinem Beutel versteckte.«
Daran hatte Mathew zwar seine Zweifel, denn er hielt es für sehr viel wahrscheinlicher, daß Usti sich in dem Ring versteckt gehalten und ihn durch reinen Zufall aufgenommen hatte. Doch hatte es keinen Zweck, sich jetzt deswegen zu streiten. Die Zeit drängte.
»Wie geht es deiner Herrin, Zohra? Geht es ihr gut?«
Ustis dickes Gesicht zeigte ernstgemeinten Kummer. »Ach!« Er schlug die klobigen Hände zusammen. »Deshalb bin ich ja zu dir gekommen! Die Prinzessin, die ich einst kannte und fürchtete, ist verschwunden! Sie hat geweint, Verrückter, geweint! Ach, was würde ich nicht dafür geben…« Tränen krochen die dicken Wangen herab, verloren sich in den Falten des verbliebenen Doppelkinns des Dschinns. »… wieder in meiner Behausung zu sein, wenn sie gerade durch die Luft geschleudert wird! Die zerfetzten Kissen meiner Herrin zu nähen! Zu… zu fühlen, wie ein eiserner Topf, den sie nach mir geworfen hat, scheppernd auf meinen Schädel trifft!«
Der Dschinn warf die Arme in die Höhe. »Meine Herrin hat mir befohlen, sie
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