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Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Titel: Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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sprach nicht. Sein Blick fuhr zu den verbundenen Armen – dann auf ibn Jads starken, weißhäutigen Arm; auf seinen eigenen, bleichen, von der Untätigkeit der letzten Monate geschwächten Arm, der mit Blut und Schmutz und Schweiß befleckt war.
    »Diese Ehre zu verweigern, wäre eine ernste Beleidigung des Gotts, der dir dein Leben geschenkt hat«, sagte der Lebensmeister, als er sah, wie der Nomade zögerte.
    »Ja«, brummte Khardan in anscheinend immer größer werdender Verwirrung, »ich nehme an, das wäre es wohl.« Langsam, zögernd wiederholte er den Eid.
    Auda ibn Jad lächelte zufrieden. Er legte den Arm um Khardans nackten Rücken und hob den Nomaden auf die Beine. »Komm, ich bringe dich in dein Zimmer, wo du dich ausruhen kannst. Die Schwarze Zauberin wird dir etwas geben, das die Qual deiner Wunden lindert und dir hilft zu schlafen…«
    »Nein«, widersprach Khardan und unterdrückte einen qualvollen Schrei. Schweiß begann auf seiner Oberlippe zu perlen. »Ich muß… an der Zeremonie teilnehmen.«
    Auda ibn Jad musterte ihn anerkennend, schüttelte aber gemächlich den Kopf. »Ich begreife dein Verlangen, an diesem Augenblick unseres Siegs teilhaben zu wollen, aber du bist zu sehr geschwächt, mein Bruder…«
    »Nein!« beharrte Khardan mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich werde dort sein!«
    »Es sei mir fern, derart edler Tapferkeit im Weg zu stehen«, meinte Auda ibn Jad. »Ich besitze eine Salbe, die den Schmerz etwas lindern wird, und ein Glas Wein wird ein übriges tun.«
    Khardan hatte nicht genug Luft, um etwas zu erwidern, nickte aber. Der Lebensmeister legte ein schwarzes Tuch um den nackten Leib des Nomaden. Gestützt auf Auda ibn Jad, ließ sich der Kalif aus der Kammer führen.

16
    Mathew war den ganzen Tag in seinem Zimmer eingesperrt geblieben. Er hatte die unglaublich langen Stunden des Wartens damit verbracht, auf und ab zu gehen, seine Angst zwischen Khardan, Zohra und sich selbst geteilt. Er wußte, was er tun mußte, wußte, was er unbedingt heute abend zu tun hatte, und er bereitete sich im Geist immer und immer wieder darauf vor. Es war keine Frage des Muts mehr. Er kannte sich jetzt gut genug, um zu begreifen, daß seine Tapferkeit aus der Verzweiflung entsprang. Die Lage war verzweifelt genug. Es war ihre einzige Fluchtmöglichkeit, und wenn es bedeutete, seine Seele Astafas zu verschreiben, so war er auch dazu bereit.
    »Und selbst das ist noch eine feige Tat«, sagte er bei sich und sackte erschöpft auf einen Stuhl, nachdem er in dem kleinen Raum schon ganze Meilen zurückgelegt hatte. »Es ist ja alles ganz schön, zu behaupten, daß du dich für Khardan und Zohra opferst, die dir beide das Leben gerettet haben, die beide deinetwegen in dieser Lage stecken! Aber gib es ruhig zu. Einmal mehr geht es dir nur darum, die eigene Haut zu retten, weil du den Gedanken nicht erträgst, dem Tod ins Auge zu sehen!
    Das war ein schöner Vortrag, den du Khardan da gehalten hast. Darüber, den Mut zu haben, am Leben zu bleiben und zu kämpfen. Glücklicherweise konnte er nicht erkennen, daß deine Worte von der Galle des Feiglings gefärbt waren, wie sie dir von den Lippen perlten. Er und Zohra sind beide bereit, eher zu sterben als ihren Gott zu verraten! Du dagegen bist bereit, deine Seele für einige Augenblicke Leben zu verkaufen.«
    Die Nacht hatte sein Fenster verdunkelt. Die eiserne Glocke hatte tagsüber in solch langen Abständen geläutet, daß Mathew sich oft gefragt hatte, ob der Mechanismus, die Zeit zu messen, zusammengebrochen war. Jetzt aber tönten die Schläge so häufig in seinen Ohren, daß er schon fast davon überzeugt war, daß man die Uhr hatte durchdrehen lassen, um die Viertelstunden zu schlagen, wann immer es ihr gerade paßte.
    Um seine Gedanken abzulenken, die drohten, ebenso zu verlaufen wie die Zeit, erhob sich Mathew und warf das Fenster auf. Ein erfrischender Meereswind trieb den übelriechenden, gelbgefärbten Nebel auseinander, der den ganzen Tag wie eine erstickende Decke über der Burg gelegen hatte. Als er hinausblickte, konnte Mathew eine Klippe aus zerklüftetem Felsgestein sehen – darunter das Meeresufer, dessen weißer Sand im Sternenlicht gespenstisch leuchtete. Dunkle Wellen brachen sich am Ufer. Das Schiff der Ghule, ein schwarzer Fleck vor dem Wasser, dümpelte am Anker, seine Mannschaft träumte zweifellos von lieblichem Menschenfleisch.
    Eine Bewegung in der Nähe der Fensterbrüstung erregte Mathews Aufmerksamkeit. Er sah hinaus und

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