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Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Titel: Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Versammlung anbrach. Ibn Jad schritt aus dem Raum, machte mit seinen Stiefeln so wenig Lärm wie möglich, um die anderen nicht in ihrer heiligen Einsamkeit zu stören. Er verließ die oberen Gemächer der Burg, um sich in die unterirdischen Kammern zu begeben.
    Er hatte den Lebensmeister an diesem Morgen gesehen. Der Mann war unterwegs zu seinem Raum gewesen, um ein wenig zu essen (die strenge Fast wurde nur den Rittern abverlangt), nachdem er von einem vollen Tag und einer Nacht der Arbeit erschöpft gewesen war; schließlich wollte er auch noch ein paar Stunden schlummern. Ein Gehilfe, der bei ihm seine schreckliche Kunst erlernte, hatte solange den Gefangenen übernommen.
    »Der Nomade ist ein starker Mann, ibn Jad«, hatte der Lebensmeister gesagt, und sein übergroßer Kopf hatte auf dem spindeldürren Hals gewackelt. »Du hast eine gute Wahl getroffen. Es wird Nacht werden, bevor wir ihn gebrochen haben.«
    »Der einzige lebende Mensch, der mir jemals überlegen war«, sagte Auda ibn Jad und erinnerte sich an Khardan, wie er vor langen Monaten die Stadt überfallen hatte. »Ich will das Bündnis, Lebensmeister.«
    Der Lebensmeister nickte, als würde es ihn nicht erstaunen. »Das habe ich mir gedacht. Ich habe von Catalus gehört«, fügte er sanft hinzu. »Mein Beileid.«
    »Danke«, erwiderte ibn Jad ernst. »Er ist wohlgestorben, noch dazu im Dienst der Sache, hat den Blutfluch über den Priester verhängt, der versuchte, uns alle zu beherrschen. Aber ich bin nun bruderlos.«
    »Es gäbe viele, für die es eine Ehre wäre, mit dir verbunden zu sein, Paladin«, sagte der Lebensmeister bewegt.
    »Ich weiß. Aber mein Schicksal und das dieses Manns sind miteinander verknüpft. Das hat mir die Schwarze Zauberin gesagt, und ich wußte es auch schon in meinem Herzen vom selben Augenblick an, da wir einander in der Stadt Kich musterten.«
    Der Lebensmeister sagte nichts mehr. Wenn die Schwarze Zauberin sich dazu geäußert hatte, blieb nichts mehr hinzuzufügen.
    »Die entscheidende Zeit wird heute abend kommen. Dann werden sein Schmerz und seine Qual ihm den Tod entgegengebracht haben. Wir müssen vorsichtig sein, damit er nicht über die Grenze schreitet.« Der Lebensmeister sprach in der bescheidenen Art jener, die eine sehr schwierige Kunst gemeistert hatten. »Komm, wenn die Glocke zehnmal schlägt. Die Verbündung wird stärker sein, wenn es deine Hand ist, die ihn vom Tod fortführt.«
    Die letzten Schläge der Eisenglocke verhallten gerade, als Auda ibn Jad die gefürchtete Kammer des Lebensmeisters betrat.
    Khardan war schon sehr weit fortgeschritten. Ibn Jad, der doch schon zahllose Wesen ermordet hatte, vermochte den gemarterten Leib des Nomaden nicht anzublicken, ohne daß sich sein Magen Zusammenkrampfte. Die Erinnerungen an seinen eigenen Übertritt zu Zhakrin, an sein eigenes Leiden bahnten sich ihren sengenden Weg durch die Finsternis des gezielten, gesegneten Vergessens. Doch Auda hatte schon andere das gleiche Schicksal erfahren sehen, ohne an diese Zeit zurückzudenken. Weshalb? Weshalb jetzt?
    Mit bleichem Gesicht und einem bitteren Geschmack im Mund lehnte sich der Schwarze Paladin matt gegen eine Mauer, unfähig seinen Blick von dem sterbenden Mann zu reißen, der da schlaff auf dem Fußboden lag. Khardan war nicht mehr angekettet. Er besaß nicht mehr die Kraft, zu fliehen oder gegen seinen Peiniger anzukämpfen.
    Der Lebensmeister, der mit seinem Werk beschäftigt war, gönnte ibn Jad einen Blick. »Ah«, sagte er leise, »die Bindung beginnt bereits.«
    »Was… was meinst du damit?« fragte ibn Jad heiser.
    »Der Gott hat dir die Erinnerung zurückgegeben, die er dir einst, dir zum Segen, raubte. Eure Seelen haben den Schmerz geteilt, so wie eure Leiber bald das Blut teilen werden.«
    Ibn Jad fiel auf die Knie und senkte den Kopf, dankte Zhakrin dabei, zuckte aber zusammen und hätte beinahe aufgeschrien, als der Lebensmeister seinen Arm packte.
    »Komm her!« drängte der Peiniger. »Es ist Zeit!«
    Auda trat zu Khardan. Das Gesicht des Nomaden war aschfahl, seine Augen eingesunken. Schweiß glitzerte auf seiner Haut. Vermengt mit seinem Blut, strömte er in kleinen Rinnsalen über seinen Körper.
    »Sprich ihn an!« befahl der Lebensmeister.
    »Khardan«, sagte ibn Jad mit einer Stimme, die aller Selbstbeherrschung zum Trotz bebte.
    Die Augenlider des Nomaden zitterten, flackernd atmete er ein.
    »Noch einmal!« Die Stimme des Lebensmeisters war drängend, furchterfüllt.
    »Khardan!«

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