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Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Titel: Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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erblickte eine grausige Gestalt, die hineinschaute. Mathew sprang zurück und schlug das Fenster zu. Er packte den Samtvorhang, um ihn mit solcher Heftigkeit zuzuziehen, daß er beinahe aus seiner Befestigung riß. Hastig entfernte er sich von dem Fenster, eilte ins Bett zurück und ließ sich darauf sinken.
    Ein Nesna! Halb menschlich und halb… nichts!
    Mathew erschauerte, schloß die Augen, um die Erinnerung auszulöschen, was sie in seinem Geist nur noch um so schärfer erscheinen ließ. Man nehme einen menschlichen Mann und haue ihn der Länge nach mit einer Axt in zwei Stücke, dann erhält man das, was ich aus meinem Fenster gesehen habe! Ein halber Kopf, eine halbe Nase, ein halber Mund, ein Ohr, ein halber Rumpf, ein Arm, ein Bein… schrecklich hüpfend…
    Und so etwas müssen wir ins Auge sehen, wenn wir die Burg verlassen!
    Du bist der Träger. Nichts kann dem Träger etwas anhaben!
    Die Worte kehrten tröstend zu ihm zurück. Er wiederholte sie immer und immer wieder in einer beruhigenden Litanei. Doch was ist mit jenen, die bei mir sind? Es wird ihnen nichts geschehen, versicherte er sich selbst. Nichts dort draußen wird ihnen etwas anhaben, denn ich werde der Gebieter sein, der Gebieter von allem, was dunkel und böse ist…
    Was sage ich da? Zusammengekauert und zitternd glitt Mathew vom Bett und ging in die Knie. »Heiliger Vater«, flüsterte er, die Hände gefaltet und an die Lippen gepreßt, »es tut mir leid, daß ich dich im Stich gelassen habe. Ich hatte geglaubt, daß du mich zu irgendeinem Zweck am Leben hieltest, als so viele andere, die wertvoller waren als ich, sterben mußten. Wenn dem so sein sollte, habe ich diesen Zweck sicherlich durch mein törichtes Tun hintertrieben. Es ist nur, daß… daß ich mich so einsam fühle! Vielleicht stimmt es ja doch, was der Wisch über einen Schutzengel gesagt hat. Wenn das so ist und wenn sie mich verlassen hat, dann weiß ich auch, warum. Vergib mir, Vater. Meine Seele wird ihren finsteren Lohn erhalten. Ich habe eine letzte Bitte. Nimm die beiden Leben, die mir anvertraut sind, und sei gnädig mit ihnen. Obwohl sie einen anderen Gott verehren und barbarische und wilde Sitten haben, sind sie beide wahrhaft gute und fürsorgliche Menschen. Bring sie sicher zurück in ihr Heimatland… ihr Heimatland…« Tränen krochen über Mathews Wangen, quollen zwischen seinen Fingern hervor. »Das Heimatland, nach dem sie sich sehnen, die Eltern die sich um sie grämen.
    Was bin ich doch für ein Erbärmling!« rief Mathew plötzlich und sprang vom Bett fort. »Ich kann nicht einmal für andere beten, ohne mich in Selbstmitleid zu verlieren.« Er blickte zum Himmel hinauf und lächelte bitter. »Ich kann nicht einmal beten… Ist es das? Es heißt, daß jene, die den Fürsten der Finsternis verehren, deinen heiligen Namen nicht aussprechen können, ohne daß es ihnen die Zunge verbrennt und ihre Lippen Blasen zu schlagen beginnen. Ich…«
    Ein Klopfen an der Tür. Furchterfüllt hörte Mathew, wie die Uhr zu schlagen begann. Eins… fünf… acht… Sein Herz zählte die Schläge… zehn… elf…
    Ein Schlüssel rasselte im Türschloß.
    »Du wirst verlangt, Blumenblüte.«
    Mathew schluckte, versuchte zu antworten, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Seine Hand kroch auf den schwarzen Zauberstab zu. Das geschah unbewußt, er wußte gar nicht, daß er ihn berührt hatte, bis er spürte, wie sich seine scharfen Kanten in sein Fleisch schnitten und die beruhigende Wärme ihn durchspülte wie die dunklen Wasser der Meeres wellen unten am Strand.
    Die Tür schwang auf. Auda ibn Jad stand im Rahmen, sein Umriß zeichnete sich vor dem Hintergrund lodernder Fackeln ab. Das flackernde Licht brannte hellorange auf seiner schwarzen Rüstung, brach sich glitzernd in den Augen des Kopfs der geteilten Schlange, die seinen Brustharnisch zierte. Neben ibn Jad stand ein weiterer Ritter; er war in die gleiche Rüstung gekleidet.
    Das Fackellicht glänzte auf schwarzem lockigen Haar, beleuchtete ein Gesicht, um das sich Mathews Gedanken schon den ganzen Tag gedreht hatten – ein bleiches, müdes Gesicht, von Schmerz gezeichnet und doch lebendig von einem Feuer heftiger Bereitschaft, das Mathew ohne jedes Erkennen in den dunklen Augen ansah.
    »Du wirst verlangt«, wiederholte Auda ibn Jad kühl. »Die Stunde unseres Triumphs naht.«
    Mathew verneigte zustimmend den Kopf und trat aus der Tür. Ibn Jad begab sich in den Raum und durchsuchte ihn. Mathew wußte nicht,

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