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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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Wichtigeres steckte. Ihre Vermutungen bestätigten sich, als ein großer, fetter Mann in dunklem Chape mit dem eingestickten Wappen der Dominikaner das Verhör übernahm, dem alle Anwesenden höchsten Respekt zollten.
     
    Eines Nachmittags hatte man sie in einen Raum geführt, den sie bislang noch nie zuvor betreten hatte. Es war ein hell getünchtes Zimmer mit einer dunklen Holzdecke und einem Fußboden, der mit dicken Teppichen ausgelegt war. Zwei Fenster zu ihrer Linken erhellten den Raum.
    Vom unerwarteten Licht geblendet schloss sie die Augen.
    Der Dicke saß hinter einem schweren, dunklen Tisch. Als Rose in den Raum gebracht wurde, schob er die Kapuze über der Tonsur zurück, die nur einen schmalen Haarkranz um den Schädel herum übrig ließ, und faltete die Hände vor der Brust. Dann nahm er das Wort, ohne die üblichen Vorreden abzuwarten, mit denen die bisherigen Verhöre eingeleitet wurden.
    Rose, die mit auf dem Rücken gebundenen Händen vor seinem Tisch stand, öffnete blinzelnd die Augen. Gegen das einfallende Sonnenlicht erkannte sie zu ihrer Linken einen Schreiber im Gewand eines Mönchs. Zu ihrer Rechten schien ein spitzgesichtiger Mann auf jede ihrer Regungen zu lauern, neben dem zwei Beisitzer sie mit finsteren Blicken bedachten. Drei Männer in Mönchsgewändern nahmen geräuschvoll hinter ihnen Platz. Dazwischen thronte der fettleibige Dominikaner.
    Rose hielt die Augen halb geschlossen, da das Licht sie noch immer blendete.
    „Du weißt, dass du der Hexerei angeklagt bist“, begann der Dicke seine Ausführungen, und Rose hörte das leise Pfeifen, das bei jedem Atemzug einem rasselnden Ton folgte. Außerdem hatte der Pater die Angewohnheit, am Ende beinahe jeden Satzes leise mit der Zunge zu schnalzen oder mit den Lippen schmatzende Geräusche von sich zu geben, was Rose zutiefst anwiderte.
    Irgendetwas in ihr begann zu erwachen, eine düstere Erinnerung, die jedoch wie im Nebel verschwommen blieb.
    „Wir wissen, dass du einen heimlichen Bund mit dem Teufel eingegangen bist“, fuhr der Dominikaner mit drohendem Unterton in der Stimme fort, „und das ausgerechnet du, die sich eigentlich mit ganz anderen Dingen brüsten könnte!“
    Rose öffnete überrascht die Augen. Was meinte er damit? Das Verhör ging in eine völlig neue Richtung, mit der sie nichts anfangen konnte.
    „Worin bestand die Nachricht, die dir der Bote überbracht hat, damals auf dem Hügel hinter dem Anwesen der Angelâmes?“
    Die Frage traf Rose so unerwartet, dass sie erschrocken einen Schritt zurückwich und dem Wächter, der hinter ihr stand und ihre Handfesseln festhielt, auf den Fuß trat.
    „Aha!“, stieß der Dicke zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Die Dame erinnert sich?“
    Rose schüttelte langsam den Kopf.
    „Nun?“ Der Pater klatschte mit seiner fetten Hand auf den Tisch, wo eine Fliege herumkrabbelte, die ihn offensichtlich gestört hatte. „Du bist den Herren neben mir nicht mehr wert als diese ekelhafte Fleischfliege, die ich soeben erschlagen habe“, zischte er, und schnippte das tote Insekt über die Tischkante, dass es vor die Füße der jungen Frau fiel.
    „Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht“, ließ Rose sich heiser vernehmen. Die Erinnerungen schoben sich unaufhaltsam weiter in ihr Bewusstsein.
    Rot.
    „Ich habe Mittel, verstockten Frauen den Mund zu öffnen“, warf der Spitzgesichtige ein, den Rose als einen der Richter erkannte, der sie gleich zu Anfang verhört hatte. „Du wirst dem geistlichen Herrn unverzüglich den nötigen Respekt erweisen!“
    Die Comtesse glaubte, ein Aufflammen im Gesicht des Dicken zu erkennen, was jedoch sofort wieder erlosch. „Aber nein“, beschwichtigte jener den Richter mit öliger Stimme. „Wir sind gehalten, sie pfleglich zu behandeln und unserem Anliegen nicht mehr als notwendig Nachdruck zu verleihen!“ Er warf ihr einen lüsternen Blick zu, der Rose die Zornesröte ins Gesicht trieb. „Ihr werdet hier doch gut behandelt?“
    Eine Frage, auf die er offenbar keine Antwort erwartete. Er hatte sich bereits wieder abgewandt und blätterte in den Papieren, die vor ihm ausgebreitet lagen.
    Rose sah in sein abgefeimtes Gesicht, das vom regelbrüchigen Konsum leiblicher Genüsse aufgeschwemmt und rot angelaufen war, und schickte im Stillen ein Stoßgebet zum Himmel, was der Pater forsch unterbrach, indem er aufstand und auf sie zukam. Er tippte mit einem seiner fleischigen Finger auf ihre Stirn.
    „Da drin, Comtesse, findest du, was ich

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