Die Rose von Angelâme (German Edition)
italienische Katholikin, keine Sorge“, beschwichtigte der Händler ihn unbeirrt. „Außerdem wird niemand nach einer Familie suchen, in der eine Mutter mit Kind unterwegs ist.“
„So soll ich diese fremde Frau etwa als die meine und damit als Mutter meines Kindes ausgeben?“, wollte Albert fassungslos wissen. „Das könnt Ihr nicht verlangen! Ahnt denn irgendjemand, was für einen unsäglichen Schmerz mir das Schicksal meiner Rose bereitet? Wie könnt ihr alle nur so grausam sein und Pläne für eine Flucht schmieden, während sie Höllenqualen erleidet! Wie kann ich weiter leben, wenn ich weiß, was diese Bestien ihr antun! Wollt Ihr wirklich, dass ich mich davonstehle wie ein Dieb?“
„So ist es“, bestätigte der Händler ungerührt. Er wusste, wie wichtig es war, den arg Gebeutelten jetzt mit Ruhe und reiner Vernunft in die vorgesehene Richtung zu lenken. „Ich habe Euch Pässe besorgt, die meinen Freund Jacques als Euren Schwiegervater und Katharina als Eure Frau und Mutter Eures Kindes ausweisen. Der Pass des Kindes lautet auf Joseph Armand und die Euren auf den Nachnamen de Belfort.“
Der Händler ließ die Papiere, die notwendigen Passierscheine und Begleitschreiben zusammen mit der Quittung für die bezahlte Schiffspassage bringen und händigte sie Jacques aus.
„Auf Cypern werdet ihr von einem jüdischen Händler erwartet, der sich Joakim nennt. Er wird Euch weiterhelfen, Ihr könnt ihm vertrauen.“
„Wo ist das Ziel unserer Reise?“, fragte Albert schwach, da das Medikament zu wirken begann, welches er auf Anraten des Arztes ein zweites Mal eingenommen hatte.
Der Händler warf einen schnellen Blick zu Jacques hinüber, der unmerklich nickte.
„Das Heilige Land, mein Herr“, gab er schließlich zur Auskunft.
Albert lachte gequält.
„Das Heilige Land!“, rief er aus.
„Darüber hinaus habe ich einen Boten losgeschickt, der Euren Brüdern einen Plan überbringt, den ich für wichtig halte“, unterbrach ihn der Händler. „Ihr wisst, dass für die andere Seite ebenfalls die Möglichkeit besteht, an Informationen zu kommen, die Euch und dem Kind gefährlich werden könnten. Deshalb muss eine falsche Fährte gelegt werden, die hoffentlich für lange Zeit eine Menge Verwirrung stiften wird.“
Der Oheim sah ihn stirnrunzelnd an.
„Was für eine Fährte?“
Der Händler klatschte in die Hände, und ein Diener trat ein, der ihm eine ziemlich lange Schriftrolle überreichte.
„Hier.“ Er reichte das Papier an den Oheim weiter, der es aufrollte und mit großen Augen ansah.
„Was soll denn das sein?“, fragte er und zeigte Albert eine Zeichnung, die auf dem Papier zu sehen war.
„Einige Kreuzritter haben ein Tuch mit dem Abdruck eines Mannes mitgebracht, der gekreuzigt wurde. Das ist eine Zeichnung davon.“
„Und?“
„Dieses Tuch wurde im Auftrag der Bruderschaft de Saint-Germain-des-Prés in Jerusalem angefertigt. Ein Mann ist darin eingewickelt worden, nachdem man ihn gegeißelt, ihm die Wundmale der Kreuzigung beigebracht, und ihn mit gewissen Salben behandelt hatte.“
Albert hatte sich erhoben und stand, die Augen in seinem blassen Gesicht entsetzt aufgerissen, mitten im Raum.
„Was sagt Ihr da?“
„Der Mann hat sich kreuzigen lassen als Zeichen seiner Reue für das, was er in seinem armseligen Leben versaut hat“, antwortete der Händler in ungewohnt barschem Ton. „Er hat sich auf dieselbe Weise töten lassen, wie Jesus Christus gestorben ist, damit diese Spur gelegt werden kann.“ Er funkelte die beiden mit zornigem Gesicht an. „Es waren keine Juden, denen das mit Jesus damals eingefallen war, meine Herren! Aber es war ein Jude, der für – Eure Sache gestorben ist.“
Schweigen breitete sich zwischen den Mauern aus, was lange Zeit nicht gebrochen wurde.
„Dieses Tuch ist auf dem Wege nach Frankreich“, fuhr ihr Gastgeber schließlich fort. „Eure Kirche wird sich darum reißen.“
„Was soll das?“, fragte Albert noch immer fassungslos.
„Der König von Frankreich, sein Dominikanerpater, de Nogaret und ein paar Leute um den Papst suchen fieberhaft nach einem Geheimnis, das sich für sie in unterschiedlicher Form darstellt, je nachdem, wer sich um dessen Entdeckung bemüht.“ Er lachte leise. „Es scheint aber, dass hauptsächlich nach etwas gesucht wird, das in irgendeiner Form den sagenhaften Heiligen Gral darstellen könnte. Eine Art Reliquie sozusagen.“ Der Weinhändler lächelte selbstzufrieden, er war stolz auf seinen
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