Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin
hinausstrecken. Ich habe nie gesagt, du sollst durchdrehen bei der Vorstellung, Gäste könnten zu uns kommen. Ich habe nie...«
Voll selbstgefälliger Empörung ratterte er seine Sätze herunter. Quintessenz war, soviel begriff Franca, daß er an nichts schuld war und sie an allem. Aber das, dachte sie müde, war eigentlich schon vorher klar.
»Wann kommst du nun zurück? « fragte Michael schließlich, als ihm offenbar nichts mehr einfiel, was er ihr vor die Füße knallen konnte.
»Wenn ich zu einem Entschluß bezüglich meiner Zukunft gekommen bin«, entgegnete Franca, und wieder einmal legte sie den Telefonhörer auf, ohne sich von ihm zu verabschieden.
Als sie in die Küche trat, kam ihr Beatrice entgegen, sagte nichts, sondern schob sich mit versteinerter Miene an ihr vorbei und verließ das Haus, wobei sie ziemlich laut die Tür hinter sich zuschlug.
»Was hat sie denn?« fragte Franca erstaunt.
Helene saß am Tisch und rührte überwältigende Mengen an Zucker in ihren Tee. »Mae war vorhin da«, sagte sie, »und hat erzählt, daß Maja nach London gereist ist und nun bei Alan wohnt. Beatrice hat nichts gesagt, aber seitdem ist sie in sich gekehrt und hat diesen eigenartigen Gesichtsausdruck. Und eben ist sie plötzlich aufgestanden und aus dem Raum gelaufen. Ich vermute, sie geht an den Strand und rennt sich die Wut aus dem Leib.«
»Warum ist sie so wütend?« fragte Franca.
Sie stand ein wenig unschlüssig da, noch gefangen in ihrem Gespräch mit Michael. Sie mußte die Worte, die gefallen waren, verarbeiten und wußte nicht recht, wie ihr das gelingen sollte.
»Setzen Sie sich doch«, sagte Helene, »aber holen Sie sich vorher eine Tasse. Trinken Sie einen Tee mit mir, das wird Ihnen guttun.
Sie sehen ziemlich blaß aus. Es gab wieder Ärger mit Ihrem Mann, nicht?«
Franca setzte sich und schenkte Tee ein. Er war heiß und roch würzig. Er schien ihr im Augenblick tatsächlich genau das Richtige zu sein.
»Mein Mann möchte, daß ich nach Hause komme«, sagte sie, »aber ich kann mir nicht vorstellen, das zu tun. Mich erschreckt im Moment die Erkenntnis, daß ich mir nicht vorstellen kann, es jemals wieder zu tun.«
»Sie werden eine Entscheidung treffen und sie ihm mitteilen müssen«, sagte Helene.
Franca nickte. »Aber ich brauche Zeit. Es geht um meine Zukunft. In gewisser Weise... geht es um mein Leben.« Sie nahm einen Schluck Tee. Er schmeckte so tröstlich, wie er gerochen hatte.
»Was ist nun mit Maja und Alan?« fragte sie. Für den Moment erschien es ihr besser, sich von Michael und allen Gedanken an ihn abzulenken.
Helene seufzte tief, aber das Glimmen in ihren Augen verriet, wie sehr sie diesen Tratsch liebte.
»Also, Maja und Alan haben seit einigen Jahren ein Verhältnis«, berichtete sie, »genaugenommen ist es ein Verhältnis, das ständig unterbrochen wird, denn Maja hat sich nie wirklich auf Alan festgelegt. Vielleicht ist sie dafür auch einfach zu jung.«
»Wie alt ist sie?«
»Zweiundzwanzig. Alan ist dreiundvierzig. Also ein ziemlich großer Altersunterschied. Aber, nun ja, Sie wissen, wo die Liebe hinfällt ...«
»Liebe scheint es von Majas Seite her nicht unbedingt zu sein, oder? «
Helene schüttelte den Kopf. »Maja kann gar nicht lieben. Unter uns gesagt, sie ist ein kleines Flittchen. Ich glaube, sie hat mit praktisch jedem Mann auf Guernsey geschlafen, außer mit Kevin, und mit ihm nur deshalb nicht, weil er vom anderen Ufer ist. Dann kommen noch die Feriengäste dazu... Also, das Mädchen hat nicht schlecht gelebt, und es gibt eigentlich keinen Anhaltspunkt dafür, daß sich das in absehbarer Zeit ändern wird.«
»Warum hat Alan das so viele Jahre mitgemacht? Ich kenne ihn ja nur flüchtig...« Sie dachte an ihre Begegnung mit ihm an jenem warmen Septembertag im vergangenen Jahr zurück. »Er ist ein gutaussehender Mann. Er ist intelligent, und ich denke, er ist auch erfolgreich. Es gibt sicher eine Menge Frauen, die gern etwas mit ihm anfangen würden. Er hat es doch nicht nötig, sich jahrelang von einer nymphomanen Göre an der Nase herumführen zu lassen! «
»Alan ist ziemlich umschwärmt«, stimmte Helene zu, »doch er hat ein Alkoholproblem, wußten Sie das? Aber auch das schreckt die meisten Frauen nicht ab, im Gegenteil. Wahrscheinlich sieht sich jede als rettenden Engel, der gekommen ist, ihn zu heilen. Aber Alan...« Sie zuckte mit den Schultern. »Letztlich wollte er nie eine andere als Maja. Er kam, wann immer sie mit dem Finger
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