Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin
es ist ein wunderschöner Frühlingsabend, draußen braust der Londoner Verkehr... alles könnte so schön sein, und du schaffst wieder nur Probleme. Ich bin da !« Sie sah ihn herausfordernd an. »Hallo! Hast du das überhaupt begriffen ? Ich bin da ! Ich habe getan, was du immer wolltest. Ich bin zu dir gekommen! Ich will bei dir bleiben!«
Er konnte nicht mehr an sich halten, er mußte sie berühren. Vorsichtig strich er mit dem Finger über ihre Wange. Sie fühlte sich samtig an.
»Wenn ich dich nur nicht so gut kennen würde«, sagte er leise, »ich kann mir nicht vorstellen, daß du irgend etwas ohne Berechnung tust. Ich glaube, du wolltest nach London, nicht zu mir. Ich bin dir nur eingefallen, weil du ja irgendeine Unterkunft brauchst.«
Das Handtuch glitt an ihrem Körper herab; er hätte nicht sagen können, ob eine Absicht dahinter lag oder ob es zufällig geschah. Sie hatte wunderschöne Brüste, und er wußte genau, wie sie sich anfühlten. Er sah ihre schmale Taille, die feinen Bögen ihrer Rippen, den sanften Schwung der Hüften.
»Vielleicht wäre es besser«, sagte er, »wenn du dir etwas anziehst. «
»Dann muß ich meinen Koffer auspacken. Ich weiß ja nicht, ob ich das darf.«
Er seufzte. »Natürlich darfst du. Es ist mir jedenfalls lieber, als wenn du den ganzen Abend so«, er machte eine Handbewegung zu ihrem nackten Körper hin, »so herumläufst.«
Sie sah ihn nachdenklich an. »Wirklich? Ist es dir so unangenehm? «
»Es ist gefährlich.«
»Für dich oder für mich?«
»Für mich. Ich bin der Schwächere.«
Sie zog das Handtuch wieder hinauf, knotete es um ihre Brüste, stand auf.
»Lädst du mich zum Abendessen ein? Dann ziehe ich mir jetzt etwas an.«
»Natürlich. Gern.«
Er sah ihr nach, als sie aus dem Zimmer ging. Er wußte, daß sie bereits gewonnen hatte, und er konnte ihr ansehen, daß sie es ebenfalls wußte.
Der Abend war für ihn überraschend verlaufen. Schon Majas Anblick, als sie aus dem Bad kam, wo sie sich angezogen hatte, hatte ihn irritiert. Für gewöhnlich war ihm ihre Aufmachung immer ein wenig peinlich gewesen; sie hatte zu kurze Röcke bevorzugt, tief ausgeschnittene Oberteile, hochhackige Schuhe, viel Schmuck und pfundweise Schminke im Gesicht. Aber offensichtlich war sie gerade dabei, ihren Stil zu ändern. Sie erschien in einem marineblauen Hosenanzug mit einem hochgeschlossenen weißen Seidenshirt darunter; sie trug keinen Schmuck außer kleinen, weißen Perlenohrringen und einem Goldarmband, und sie stöckelte auch nicht auf halsbrecherischen Absätzen herum. Ihr Lippenstift
war — zumindest für ihre Verhältnisse — sehr dezent. Sie sah damenhaft und erwachsen aus, fremd, neu und zugleich vertraut.
O Gott, hatte er gedacht, ich liebe sie. Ich werde sie immer lieben. Der Gedanke hatte ihn erschreckt. Er hatte drei Monate lang nichts von ihr gehört, hatte sich nicht bei ihr gemeldet, hatte sich eingebildet, sie allmählich vergessen zu können. Nun begriff er, daß seine Gefühle für sie so wach und stark waren wie immer. Es hätte sich nichts geändert. Vielleicht war alles sogar heftiger geworden, so wie sie heute aussah. Sie war anders.
Doch natürlich pochte das Mißtrauen laut und heftig in ihm. Er kannte Maja seit Jahren. Er wußte, daß sie berechnend und schlau war, wenn es darum ging, einen Vorteil zu erlangen. Weshalb war sie nach London gekommen? Seinetwegen? Oder reizte sie ganz einfach die große Stadt, und benutzte sie seine Wohnung als kostenlose Absteige?
»Du siehst gut aus«, hatte er gesagt.
Ihre Antwort war ein sachliches Danke gewesen. Sie hatte nicht mit den Wimpern geklimpert, nicht sofort versucht, die Situation in irgendeiner Weise zu ihren Gunsten zu nutzen. Sie hatte hinzugefügt : »Gehen wir?«, und er hatte genickt und war etwas perplex hinter ihr hergetrottet.
Er hatte einen kleinen Italiener »um die Ecke« vorgeschlagen, und sie war freudig einverstanden gewesen, die nächste Überraschung des Abends. Maja liebte es teuer, mondän und aufwendig. Sie wollte interessante Leute sehen, und sie wollte selbst gesehen werden. Er hätte geschworen, daß sie mindestens das Ritz im Auge gehabt hatte.
Statt dessen begnügte sie sich tatsächlich mit dem Italiener, aß eine bescheidene Lasagne, trank etwas Pinot Grigio und verzichtete der Kalorien wegen auf einen Nachtisch. Sie erzählte von Guernsey, ohne dabei auf etwaige Liebesabenteuer zu kommen, berichtete von Mae, von Beatrice und Helene.
»Diese Frau aus
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