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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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an bis heute hast du dich immer so verhalten, daß es mich verunsichern mußte. Ich konnte einfach nie etwas richtig machen. Ich war nie so in Ordnung, wie ich eben war. Du hattest ständig etwas an mir auszusetzen. Meinst du nicht, daß das Selbstvertrauen eines Menschen dadurch untergraben wird? Daß es immer kleiner wird und irgendwann völlig verkümmert?«
    »Nun schiebe mir noch deine Selbstzweifel und Neurosen in die Schuhe!« sagte Michael empört. »In erster Linie wurde dies alles doch durch dein Versagen in der Schule ausgelöst.«
    Sie zuckte zusammen. Auch sie empfand es als Versagen, was in der Schule passiert war, aber es war noch etwas anderes, dieses Wort von ihm um die Ohren zu bekommen.
    Das ist es eben, dachte sie müde, diese Art ist es, die mich so fertiggemacht hat. Warum kann er in einem solchen Fall nicht einen anderen Ausdruck finden? Es weniger verletzend sagen? Warum muß er es für mich stets schwerer machen als leichter?
    »Ich habe versagt, das stimmt«, sagte sie. Ihre Stimme klang sehr ruhig. Vielleicht war auch das immer ein Fehler, schoß es ihr durch den Kopf, dieses verdammte »Haltung bewahren«. Nie zu schreien, nie Wut und Angst und Schmerz zu zeigen. Vielleicht konnte er nie kapieren, wie weh er mir tut.
    »Aber«, fuhr sie fort, »hast du je darüber nachgedacht, daß dieses Versagen auch gefördert wurde von einem Mann, der mir noch vor dem ersten Staatsexamen ständig erklärte, ich könne nach seiner Ansicht in diesem Beruf nie bestehen? Der mir unentwegt klargemacht hat, ich sei zu schüchtern, zu schwach, zu unfähig, mich wirklich zu behaupten? Als ich zum erstenmal vor einer Schulklasse stand, war ich schon, bevor ich die ersten Worte sprach, davon überzeugt, daß es schiefgehen würde.«
    »Oh - jetzt macht es sich Madame aber ganz einfach! Du willst allen Ernstes behaupten, alles bei dir wäre wundervoll gelaufen, wenn ich nicht vorher ein paar gutgemeinte Warnungen ausgesprochen hätte?«
    So hatte sie es nicht ausgedrückt, und sie wußte, daß er es auch wußte. Die Gespräche der letzten Jahre waren allzu häufig daran gescheitert, daß er Tatsachen verdrehte und sie absichtlich mißverstand.
Es hatte immer damit geendet, daß sie jede Menge Kraft und Energie aufwandte, sich gegen diese Mißverständnisse zu wehren, anstatt sich auf das Thema zu konzentrieren, um das es zu Anfang gegangen war. Zum Schluß war sie nur noch damit beschäftigt, sich zu rechtfertigen, und geriet darüber in immer tiefere Erschöpfung.
    »Ich denke nicht, daß alles gutgegangen wäre, wenn du mich nicht beeinflußt hättest«, sagte sie, »aber es wäre vielleicht ein bißchen besser gelaufen. Ich wäre anders gepolt gewesen, hättest du mir hin und wieder Mut gemacht. Aber«, sie hob die Stimme, erstickte seinen Protest, zu dem er schon den Mund geöffnet hatte, im Keim, »das ist jetzt auch nicht mehr wichtig. Wir könnten Stunden, Tage, Wochen verbringen, einander vorzurechnen, was jeder von uns nach Ansicht des anderen wann und wie falsch gemacht hat. Es würde nichts bringen. Wir müssen überlegen, was werden soll.«
    »Unsere Zukunft hängt mit unserer Vergangenheit zusammen«, beharrte Michael, »wir sind an dem Punkt, an dem wir sind, weil wir Fehler in der Vergangenheit gemacht haben.«
    Immerhin sagt er wir, dachte Franca.
    Er machte eine Pause. Sie hörten nur das Rauschen des Windes in den Zweigen und die Rufe der Möwen. Dann lachte eine Frau am Nachbartisch, und auf einmal setzten an allen Tischen die Unterhaltungen wieder ein, und die Luft schwirrte von den verschiedenen Stimmen.
    »Ich habe mich ins Flugzeug gesetzt und bin hierhergekommen, um mit dir zu reden«, sagte Michael schließlich, »das sollte dir zeigen, daß mir an unserer Beziehung gelegen ist.«
    Franca erwiderte nichts. Sie sah ihn abwartend an.
    »Wenn du dich ändern könntest«, fuhr er fort, »wenn du es ernsthaft versuchen würdest... Mir ist diese Beziehung zu der anderen Frau nicht wirklich wichtig. Ich wäre bereit, sie zu beenden. «
    Es begann ganz zart in ihren Schläfen zu pochen. Ein Schmerz, der fast nicht als Schmerz zu identifizieren war, eher einer unangenehmen Störung glich.
    Wenn du dich ändern könntest, wenn du es ernsthaft versuchen würdest...

    Es wird nicht funktionieren, dachte sie, und sie faßte diese Erkenntnis, mit der sie den Bankrott ihrer Ehe erklärte, erstaunlich kühl und sachlich: Es wird nicht, und es kann nicht. Es hat keinen Sinn. Jeder weitere Versuch wäre

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