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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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dreiundvierzig und siehst aus wie Anfang Fünfzig, und du änderst daran nichts mehr. Egal, was du tust. Du regenerierst dich nicht mehr.«
    Jedes einzelne ihrer Worte traf ihn wie ein Schlag. Er mußte sich bemühen, nicht zusammenzuzucken. Das Schlimme war: Sie hatte recht. Sie verspritzte nicht wahllos Gift, versuchte nicht einfach, ihm auf irgendeine Weise weh zu tun. Sie nannte Fakten, gegen die es nichts einzuwenden gab.
    »Kein Grund für dich, mir nachzueifern, oder?« sagte er, denn irgend etwas mußte er sagen, und es war das einzige, was ihm einfiel.
    Sie lächelte. Es ging ihr noch immer beschissen, aber sie war jetzt hellwach. Und kampfbereit. Und auch wenn Alan sich dafür verachtete: Er fürchtete Maja, wenn sie kampfbereit war.
    »Ich eifere dir nicht nach, keine Sorge«, sagte sie. »So wie du werde ich nie sein. Ich bin ein ganzes Stück stärker. Ich weiß, wann man die Bremse ziehen muß.«
    »Das zu wissen haben schon viele vor dir geglaubt. Und haben doch den Moment verpaßt.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Mir ist es gleich, was du denkst. Du kannst ruhig unken wie eine alte Frau. Machst du mir jetzt den Tee?«
    »Nein«, sagte Alan.
    Sie setzte sich wieder und sah ihn an.
    »Okay, Alan, was ist los? Du hast heute früh den Gesichtsausdruck einer Gouvernante und führst dich einfach unerträglich auf. Was hat dir so die Stimmung verhagelt?«

    Er gab jegliche Strategie der Zurückhaltung, der feinen Spitzen, der dezenten Anzüglichkeiten auf.
    »Wo warst du gestern?« fragte er direkt.
    Ihr Gesicht blieb unbewegt. »Bei Edith. Das hatte ich dir doch gesagt. «
    »Bis nachts um halb drei? Ich glaube nicht, daß sie in Altenheimen die Besuchszeiten so weit ausdehnen. Am Samstag war es übrigens auch recht spät, aber für gestern, denke ich, solltest du dir eine gute Erklärung einfallen lassen.«
    »Ich war natürlich nicht so lange bei Edith.«
    »Aha. Immerhin räumst du das ein. Wo warst du dann?«
    Sie stöhnte leise und theatralisch. »Weißt du, wie gräßlich du dich anhörst? Weißt du, wie unattraktiv du wirkst, wenn du so bist? Weißt du, daß es mir stinkt, auf diese Art und Weise von dir verhört zu werden? «
    »Wenn du nichts dagegen hast, setzen wir das Verhör trotzdem fort. Ich möchte wissen, wo du warst.«
    »Mit welchem Recht möchtest du das wissen?«
    »Du lebst in meiner Wohnung. Du lebst von meinem Geld. Auf deinen eigenen Wunsch hin versuchen wir, eine Beziehungsform zu finden. Ich denke, dazu gehört ein gewisses Maß an Aufrichtigkeit. « Noch immer hörte er sich selbst verwundert zu. Er sprach so ruhig, argumentierte sachlich und wog die Worte ab, ehe er sie über die Lippen brachte.
    Falsch, ganz falsch, sagte eine innere Stimme zu ihm: du erklärst, du rechtfertigst. Schrei sie an! Verlier die Beherrschung! Behandle dieses Flittchen so, wie du es seit Jahren hättest tun sollen! Sie gehört zu dieser Sorte Frau. Sie versteht nur diese Sprache.
    Das Problem war: Er beherrschte diese Sprache nicht. Er kannte sie, aber er wußte sie nicht zu handhaben. Als Anwalt konnte er alle Register subtiler oder auch offener Bedrohung ziehen, aber das war etwas anderes: In seinem Beruf legte er sich eine Rüstung an, die er in dem Moment auszog, da sein Privatleben begann.
    »Ich warte auf deine Antwort«, sagte er. »Wo warst du?«
    »Lieber Himmel, du hast einfach überhaupt keine Ahnung, wie sehr du mich nervst! Okay, ich bin bei Edith weg um sieben Uhr. Aber ich bin in den falschen Bus gestiegen und irgendwo am Arsch
der Welt gelandet. Was weiß ich, durch welche verrückten Käffer ich gefahren bin... Na ja, und irgendwann habe ich geschnallt, daß ich im falschen Bus sitze, da bin ich ausgestiegen, aber dann habe ich an einem gottverlassenen Ort warten müssen, bis ein Bus kam, der mich zum Altenheim zurückbrachte, und dort mußte ich dann warten, bis der Bus nach London kam, und dann...« Sie holte tief Luft und sah ihn anklagend an. »Es war eine scheußliche Nacht. Ich habe gefroren, und ich hatte Angst. Und dann muß ich mich am nächsten Morgen von dir auch noch beschimpfen lassen!«
    »Drei Dinge wollen mir nicht recht einleuchten«, sagte Alan. »Zum einen, wie es dir gelungen ist, in den falschen Bus zu steigen, nachdem du bereits zum viertenmal in dieser Woche genau diese Strecke gefahren bist. Zum zweiten, wieso du nicht in der Lage warst, irgendwo ein Telefon zu entdecken und mir Bescheid zu sagen, daß es später wird. Oder mich zu bitten, dich abzuholen,

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