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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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schönen Tag genießen lassen?«
    »Bitte«, hätte Helene gesagt und die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepreßt.
    »Gérard«, fuhr Beatrice fort, »wollte sofort wissen, wer da eben das Haus verlassen habe. Kevin stotterte herum, aber ein Blick ins Eßzimmer zeigte den Verbrechern gleich, daß ein Gast dagewesen sein mußte. Es war nicht schwer zu kombinieren, daß dieser Gast davongeschlichen war, weil er etwas gehört hatte, was er nicht hätte hören dürfen. Gérard lief hinaus, suchte aber zuerst im Garten; von dem Telefonat hatte ja keiner etwas mitbekommen, und er vermutete wohl, daß Helene versuchen würde, sich irgendwo zwischen den Büschen zu verstecken. Als er schließlich auf die Idee kam, vorn an der Straße nachzusehen, sah er Helene in das Taxi steigen. Nachts ist in Torteval niemand unterwegs. Es war Gerard klar, daß es sich bei der alten Frau um Kevins Besucherin handeln mußte. Er nahm sein eigenes Auto und folgte ihr. Und tötete sie. Um zu verhindern, daß sie redete. Das war der einzige Grund, weshalb Helene sterben mußte.«
    »Wenn Michael an diesem Tag nicht hier aufgetaucht wäre«, sagte Franca, »wenn Alan nicht...«
    »Wenn ich mich nicht so hemmungslos betrunken hätte«, sagte Alan, als er merkte, daß sie nicht weitersprechen würde, »dann
wäre Mummie nicht in den Klippen von Pleinmont umhergeirrt, und du hättest nicht mit deinem Mann in einem Restaurant gesessen. Ihr hättet Helene zu Kevin begleitet und vielleicht wäre sie noch am Leben. Aber es ist müßig, darüber nachzudenken. Noch müßiger, sich Vorwürfe zu machen. Die Dinge sind nicht zu ändern. Vielleicht war es einfach nur Schicksal.«
    »Ja, vielleicht war es das«, sagte Beatrice, »vielleicht war es Helenes Bestimmung von Anfang an. Auf den Tag genau fünfundfünfzig Jahre nach dem Tod ihres Mannes nachts auf dem Feldweg zur Petit Bôt Bay zu sterben. Nichts hätte sie gerettet. Niemand hätte sie beschützen können.« Sie stellte ihr Glas ab und stand auf. »Wißt ihr«, sagte sie mit einer eigenartig harten Stimme, die nicht zu ihrem Gesichtsausdruck paßte, »auch wenn ihr es nicht glaubt: Ich vermisse sie. Ich vermisse sie, und daran wird sich wohl bis zu meinem Ende nichts ändern.« Sie verließ die Terrasse mit schnellen Schritten in den Garten hinunter. Franca hatte gesehen, daß sie Tränen in den Augen hatte. Irgendwo würde sie nun ungestört weinen. Sie würde niemanden dabei zusehen lassen.
    »Arme Mum«, sagte Alan, »sie hat sie wohl doch geliebt. Auf eine ganz besondere Art.«
    »Ja«, sagte Franca, »das hat sie wohl.«
    Alan drückte ihre Hand. »Was machst du als nächstes?«
    »Was meinst du?«
    »Na ja, was ich sage. Bleibst du noch eine Weile hier?«
    »Eine oder zwei Wochen noch. Ich möchte jetzt nicht Hals über Kopf abreisen und Beatrice ganz allein lassen. Sie muß sich an ein neues Leben gewöhnen. In ihrem Alter ist das keine Kleinigkeit.«
    »Sie kommt mir vor wie eine alte Frau, deren Mann gestorben ist«, meinte Alan. »Die Ehe war unglücklich und nervenaufreibend und bestand schon längst nur noch aus Frustration. Aber im Laufe eines Lebens war man zusammengewachsen, so oder so, und nun fühlt sie sich wie amputiert. Weil einfach ein Teil von ihr fehlt, ob sie diesen Teil nun mochte oder nicht. In gewisser Weise ist sie zur Witwe geworden.«
    »Sie wird sich ihren Gefühlen stellen müssen«, sagte Franca, »sie wird sich mit ihrem Haß, mit ihrer Liebe, mit ihrer Abhängigkeit, mit ihrer Aggression und ihrem Schmerz auseinandersetzen
müssen. Es wird ihr nicht erspart bleiben, vollkommen ehrlich sich selbst gegenüber zu sein. Und so wird sie es verarbeiten und wird sich in ihrem neuen Leben einrichten können.«
    Er sah sie an; sie empfand seinen Blick als sehr liebevoll.
    »Du weißt, wovon du sprichst«, sagte er.
    Sie nickte. »Ich weiß es, ja. Ich weiß es ziemlich genau.«
    »Wann wirst du nach Deutschland fahren?«
    »Wenn ich das Gefühl habe, Beatrice allein lassen zu können. Ich muß mich um meine Scheidung kümmern. Meine finanziellen Ansprüche klären. Ich muß mir eine eigene Wohnung suchen. Ich ...«, sie hob die Schultern in einer Geste der Hilflosigkeit, »ich muß mir auch überlegen, wie mein neues Leben aussehen soll.«
    Er überlegte einen Moment. »Reiche die Scheidung ein. Kläre, was du klären mußt. Aber ehe du eine Wohnung suchst, eine Arbeit und was auch immer - besuche mich doch in London. Ich würde mich freuen.«
    Sie sah ihn zweifelnd

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