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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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geschlossen, hatte sich eingekapselt in seiner Verzweiflung und seiner Angst. Die Stimme eines der Männer war zu ihm durchgedrungen, vielleicht deshalb, weil sie plötzlich so schrill und aufgeregt klang.
    »Die kommen her! Verdammt noch mal! Die Bullen kommen hierher! «
    »Okay«, sagte Gerard, »dann sagen wir ihnen jetzt, daß wir die Geisel abknallen. Wenn sie es so haben wollen, dann sollen sie nur noch näher kommen!«
    Jemand brüllte etwas nach draußen.
    »Die kommen wirklich näher«, rief ein Mann, »die kommen trotz allem näher! Verdammter Mist! Wir hätten abhauen sollen!«
    »Dann ist der Typ jetzt fällig«, sagte Gerard, »aber die sollen zuschauen. Stellt ihn auf! «
    Mehr noch als vor dem Sterben hatte er Angst gehabt, sie könnten ihn auf die Füße stellen. Er würde den Schmerz nicht überleben. Es war Folter. Er wimmerte, als zwei Männer ihn packten und hochzerrten.
    »Bitte nicht!« Er bettelte, er weinte fast. »Bitte nicht!«
    Sie scherten sich nicht darum. Er verlagerte sein Gewicht auf das gesunde Bein, was jedoch nicht verhinderte, daß ihn der Schmerz anfiel wie ein wütendes Tier. Ihm traten Tränen in die Augen, liefen ihm über die Wangen, und er konnte nichts dagegen tun. Er ahnte, daß sie ihn vor die Tür bewegen wollten. Er wußte nicht, wie er das aushalten sollte. Er hoffte, er würde ohnmächtig werden.
    Ihm war schwarz vor Augen, als sie ihn bis zur Tür geschleift hatten. Er hing in ihren Armen wie ein nasser Sack. Er bemühte sich, keinen Laut von sich zu geben. Irgendwo in ihm war noch der Gedanke, daß es nachher nicht heißen sollte, er habe in den letzten Minuten seines Lebens gewinselt wie ein Kind.
    Was dann geschah, hatte er vor den Polizeibeamten immer wieder zu rekonstruieren versucht, aber es blieben blinde Flecken in seinem Gedächtnis.

    »Er richtete die Waffe auf mich.«
    »Wer tat das?«
    »Der Franzose. Sie nennen ihn Gerard. Ich weiß nicht, ob das sein richtiger Name ist.«
    »Er richtete also seine Waffe auf Sie. Wie weit stand er ungefähr von Ihnen entfernt?«
    »Drei Schritte? Vielleicht auch vier. Ich stand in der Tür, er stand ein Stück weit im Innern des Gewächshauses. Er zielte genau auf mich.«
    »Sie sahen unsere Leute näher kommen?«
    Er versuchte sich zu erinnern, aber da waren nur Schemen, die er nicht zu fassen bekam.
    »Nein. Ich glaube nicht, daß ich irgend etwas wahrnahm. Oder irgend jemanden. Ich sah nur die Pistole. Ich konnte nicht richtig denken. Die Schmerzen machten mich fast wahnsinnig.«
    »Was geschah dann?«
    »Es ging alles so schnell... und ich hatte immer wieder die Augen geschlossen. Aber ich glaube, daß Kevin ein paar Schritte links von mir stand. Im selben Moment, als Gerard schoß ...« Er hatte die Augen zusammengekniffen vor Anstrengung, sich zu erinnern, »im selben Moment schrie Kevin auf.«
    »Was schrie: Mr. Hammond?«
    »Er schrie: ›Nein‹! Und dann war er plötzlich vor mir.«
    »Er sprang vor Sie?«
    Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich weiß nur, daß er plötzlich da war. Und im selben Moment auch schon zusammenbrach.«
    Gerard hatte Kevin direkt ins Herz getroffen. Er war in Sekundenschnelle tot gewesen.
    »Kann es sein, daß er gestoßen wurde?«
    »Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Aber ich kann es mir eigentlich nicht denken. Warum hätten seine Leute das tun sollen?«
    »Warum sollte sich Mr. Hammond für Sie opfern?«
    Darüber hatte er auch nachgedacht, immer wieder. Warum sollte sich Kevin für ihn opfern? Sein Leben opfern?
    »Ich könnte mir denken, daß er im Reflex gehandelt hat. Daß er verhindern wollte, daß Gerard wirklich schießt. Vielleicht dachte er, Gerard würde es nicht tun, wenn plötzlich ein anderer
Mann da steht... Oder es war sein Schuldgefühl. Kevin Hammond ist seit langem mit unserer Familie befreundet. Im Haus meiner Mutter ging er ein und aus. Helene war bereits ums Leben gekommen. Vielleicht hätte er es nicht ertragen, daß noch jemand sterben muß. Er hätte alles getan, um es zu verhindern.« Er korrigierte sich. »Er hat alles getan.«
    Aber daneben war noch ein anderer Aspekt. Den behielt er für sich, weil er für seine Theorie keinen Beweis hatte. Es war ein Gefühl, und er wußte selbst nicht, worauf er es stützte: Etwas sagte ihm, daß Kevin den Tod gesucht hatte. Er wollte sterben. Jetzt, im nachhinein, dachte Alan, daß er seit langem schon eine unbestimmte Todessehnsucht in Kevin gespürt hatte. Vielleicht schon immer. Kevin war nie wie von dieser

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