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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Würde man sie tatsächlich wegen Mordes verurteilen?
    In Deutschland wurden Mörder gehängt. Nach englischem Recht vermutlich auch.
    Es kam Lina vor, als wären Wochen vergangen, als Mr Mills die Tür ihrer Zelle aufschloss, dabei konnten es nur zwei Tage sein. Erschrocken stand sie auf. Ihr Herz hämmerte, ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    »Heut ist dein Glückstag, Mädchen«, sagte Mills und strahlte sie an.
    Er wirkte so fröhlich, dass auch Lina sich ein kleines bisschen entspannte. Aber nur wenig.
    »Ist der Richter eingetroffen?«, fragte sie beklommen. »Ist jetzt meine Verhandlung?«
    Anfangs hatte sie noch auf diesen Termin hingefiebert, um endlich ihre Unschuld beweisen zu können. Aber mittlerweile fürchtete sie sich davor. Zu sehr rechnete sie mit einem schlimmen Ausgang. Sie mochte gar nicht daran denken, was dann aus Rieke werden würde.
    Mills’ Augenwinkel verzogen sich zu lauter kleinen Lachfältchen. »Nee, Mädchen, ’ne Verhandlung wird’s nich’ geben. Du kannst gehen!«
    »Gehen?« Lina war so perplex, dass sie nichts verstand. »Wohin denn?«
    »Na, weg. Fort von hier. Die Anklage wurde fallen gelassen, verstehste? Du bist frei!«
    »Was? Aber … wieso?« Sie verstand noch immer nichts.
    Aber Mills hob nur die Schultern und trat zur Seite. »Jetzt geh schon. Ich glaub, da draußen wartet jemand auf dich.«
    Frei? Wirklich frei? Benommen vor Erleichterung trat sie aus der kleinen Zelle, ging durch die Tür und hinaus ins Freie.
    Der Himmel war grau und es nieselte, aber es war herrlich, endlich wieder frische Luft atmen und die Wolken sehen zu können. Und dann tat ihr Herz einen Sprung und fing gleich darauf an zu rasen, als sie sah, wer da gegenüber auf der niedrigen Mauer saß.

Kapitel 26
    ››Hallo, Lina«, sagte Alexander leise. In seiner rechten Hand hielt er eine rote Blume.
    Oh, er sah so gut aus! Im Nieselregen lockten sich seine dunkelblonden Haare, sein Halstuch war nachlässig geknotet. Linas Beine waren plötzlich ganz weich, und im ersten Moment hätte sie sich ihm fast an den Hals geworfen.
    Aber dafür war zu viel passiert. Sie hatte nicht vergessen, dass er keinen Finger für sie gerührt hatte, während sie im Gefängnis saß.
    Im Gegenteil.
    »Was tust du hier?«, fragte sie. Ihre Stimme zitterte leicht.
    »Dich abholen.« Er hielt ihr die Blume hin. »Für dich.«
    Sie tat, als sähe sie es nicht. »Und dein Wehrdienst?«
    »Den kann ich später nachholen, wurde entschieden. Ich habe sogar ein offizielles Schreiben darüber.« Er grinste ein wenig schief.
    »Wie schön für dich.« Sie verschränkte die Arme – weniger aus Trotz als vielmehr, um ihn nicht sehen zu lassen, wie sehr sie zitterte. Oder um ihn nicht doch noch zu umarmen. Es war vorbei – oder doch nicht?
    So stand sie da. Wartete, auch wenn ihr das Herz bis in die Kehle schlug. »Bevor du irgendetwas sagst«, begann sie schließlich, »sollst du nur eines wissen: Ich habe deinen Vater … nicht umgebracht …!«
    Er schüttelte den Kopf. »Das habe ich nie geglaubt. Nicht eine Sekunde.«
    »Was? Aber ich dachte, du … du würdest …« Sie holte tief Luft, bemühte sich, das Beben ihrer Glieder in den Griff zu bekommen. »Der Friedensrichter hat gesagt, du hättest nichts ausgesagt, was meine Unschuld beweisen würde.«
    »So haben sie es also hingestellt?« Er stützte die Arme auf den Sims, auf dem er saß, und streckte sie. »Dabei haben sie mich nur gefragt, ob ich dabei war, als mein Vater starb. Und das war ich schließlich nicht. Das warst nur du. Ich konnte doch nicht lügen.«
    »Aber du hast auch sonst nicht gerade viel getan, um meine Unschuld zu beweisen.«
    »Ich weiß.« Wenigstens hatte er so viel Anstand, zerknirscht auszusehen. Er nahm die Hände vom Sims. »Für dich musste es bestimmt so aussehen, als hätte ich dich fallen gelassen. Und das tut mir alles auch ganz schrecklich leid. Aber es ging nicht anders. Wenn ich –«
    »Es ging nicht anders?«, wiederholte Lina fassungslos und gleich noch einmal, lauter, als sich die Wut Bahn brach. »Es ging nicht anders?! Weißt du eigentlich, was ich da drinnen durchgemacht habe, du … du …«
    Alexander hob abwehrend die Hand. »Du darfst mir gleich gern so viele Schimpfwörter an den Kopf werfen, wie du willst. Aber lass mich erst mal ausreden, ja?«
    Sie wollte erst unwillig etwas erwidern, doch dann nickte sie.
    »Und komm her. Hier ist es noch trocken.« Er rückte ein Stück zur Seite, sodass auf der niedrigen Mauer ein

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