Die Rueckkehr
Antrag von Smoles hat es offensichtlich gereicht. Cliff sagt, Smoles verfüge über eine eidesstattliche Erklärung von Rainey, unterschrieben und notariell beglaubigt, in der er Smoles als seinen Anwalt einsetzt und behauptet, sein Leben sei bedroht. Nicht nur durch uns, auch durch Polizeibeamte …«
»Ich weiß«, sagte Nick. »Das sind die Schutzgesetze. In Fällen, in denen der Beschwerdeführer den örtlichen Strafverfolgungsbehörden Korruption oder Voreingenommenheit vorwirft, kann sein Anwalt ihn unter seinen Schutz stellen, bis der Fall von einem Richter angehört wird.«
Kate lehnte sich zurück und schloss die Augen.
»Was willst du tun, Baby?«
Sie schlug sie wieder auf.
»Vor einem Cop und zwei Zeugen werde ich das nicht sagen. So blöd bin ich nicht. Wie geht es den Kindern, Beth?«
»Sie gucken noch einmal The Kid .«
»Dann mache ich das auch.«
Sie stand auf, küsste Beth auf die Wange, ging um den Tisch zu Lemon und klopfte ihm auf die Schulter, beugte sich zu Nick herab und küsste ihn. Dann schenkte sie sich das Glas voll und verließ leicht torkelnd das Esszimmer. Beth stand auf, schwankte ein wenig und tat es Kate im Wesentlichen nach, nur dass sie Lemon und Nick Küsschen gab.
Lemon und Nick blieben sitzen und schwiegen, beide starrten die Vorladung an.
»Woher zur Hölle«, sagte Lemon, »bekommt ein kleines Kind bloß die Idee, zu Warren Smoles zu gehen?«
»Vielleicht genau da. In der Hölle.«
Lemon stand auf und tätschelte Nick die Schulter.
»Ich brauche meinen Schlaf.«
»Halt mich auf dem Laufenden, was die Knochen angeht.«
»Kommst du klar?«
»Mhmm. Ich warte auf einen Anruf von Mavis.«
»Die Sache im Motel 6?«
»Genau. Sie zieht sich die Überwachungsvideos rein. Sie hat gesagt, wenn sie heute Abend etwas findet, ruft sie mich an.«
Was sie nicht tat.
Also ging er nach einer Weile todmüde ins Bett.
Sehr viel später gesellte Kate sich zu ihm.
»Schläfst du schon?«, fragte sie.
»Nein.«
»Gut.«
Der Morgen rollte heran wie Donner, zumindest klang er in Kates Kopf so. Aber das war kein Donner. Das war Nicks Handy.
Sie schnappte es sich vom Nachttisch, warf einen Blick auf die Anzeige, ließ es Nick auf die Brust fallen und ging auf die Toilette. Nick sah ihr nach und dachte Oh Gott, so was will ich auch haben , dann ging er ans Handy. Es war Mavis.
Samstag.
Sag, dass das nicht wahr ist.
Mavis Crossfire wartete auf dem Parkplatz des Wendys gegenüber vom Motel 6. Sie saß in ihrer Privatkarre, einem schwarzen Lincoln Navigator. Sie war in Zivil – Cowboystiefel, Jeans und ein kariertes Rodeohemd mit Perlmuttknöpfen –, aber sie trug ihre Pistole und hatte sich die Dienstmarke an den Gürtel geklemmt.
Sie hupte ein Mal, als Nick in seinem Crown Vic auf den Parkplatz einbog. Neben ihr war ein Platz frei, und er parkte ein. Mavis ließ die getönte Scheibe herunterfahren. Ihr übliches strahlendes Lächeln hatte sie heute nicht mitgebracht.
»Hallo Nick. Komm rum und steig ein.«
Er kletterte hoch und machte es sich bequem. Richtig unbequem sitzt man in einem Lincoln Navigator nie, aber Nick hatte ziemlich schlechte Laune, was Mavis nicht entging. Mavis ließ den Motor und die Klimaanlage laufen. Sie fuhr die Scheibe hoch und stellte das Radio auf etwas Cooles und Jazziges ein. Nick deutete das so, dass sie ihm etwas zu sagen hatte, was sonst niemand hören sollte.
»Danke fürs Kommen. Schon was von Rainey gehört?«
»Und wie!«
»Ist er nach Hause gekommen?«
Nick schüttelte den Kopf.
»Das soll er schön bleiben lassen, wenn ihm sein Leben lieb ist.«
»Wie bitte?«
Nick erzählte ihr von der Vorladung.
»Du machst Witze.«
»Würde ich ja gern.«
»Dem armen Jungen geht bestimmt der Arsch auf Grundeis …«
Nick warf ihr einen kalten Blick zu.
»Bei allem Respekt, Mavis, scheiß auf den armen Jungen. Hast du Alice Bayer vergessen?«
»Ich weiß, ich weiß. Ich meine nur, er muss einen Defekt haben, oder?«
»Entschuldige, das muss ich schnell ins ›Große Buch der Dinge, die mir scheißegal sind‹ eintragen.«
Mavis warf ihm einen schiefen Blick zu.
»Das bist jetzt nicht du. Du warst dabei, als wir den Jungen aus der Gruft gezogen haben. Ich weiß noch, wie fertig du warst, als er ins Koma fiel.«
»Mavis, mit ihm stimmt etwas nicht.«
»Du willst nichts mehr mit ihm zu tun haben?«
»Kann sein. Ja. Ja, genau.«
»Kate wird das nicht zulassen.«
»Darauf würde ich nicht wetten. Diese Sache mit Smoles hat ihr das
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